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25.10.08 / Die Paketeschnürer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-08 vom 25. Oktober 2008

Die Paketeschnürer

Unsre werten Staatenlenker
sind nicht Dichter nur und Denker,
sondern denken gar voraus –
wie Prometheus, drum Applaus!

Wird die Lage trotzdem schlimmer,
schnüren sie Pakete immer,
und wie die Erfahrung lehrt,
ist die Formel altbewährt:

„Schnüre, schnüre manche Strecke,
daß egal zu welchem Zwecke
prächtig ein Paket entsteht,
um das dann sich alles dreht.“

Wieder läßt auf Konferenzen
jeder seinen Weitblick glänzen,
und wir sind zutiefst gerührt,
daß man fest Pakete schnürt.

Milliarden, Billionen
schnürt man, ohne sich zu schonen,
schnürt den Zaster nach Begehr,
jeder noch ein bißchen mehr.

Aber nicht des Mammons wegen
komme ich ins Überlegen –
nein, es ist der Sprachgebrauch,
und ich glaub’, ihr grübelt auch:

Warum packen sie die Knete
so beflissen in Pakete?
Sicher sagt ihr leis, nanu –
was geschnürt ist, ist doch zu.

Wie soll Vorteil draus entsprießen,
wenn sie’s rigoros verschließen?
Knüpft es also schleuningst auf,
gebt der Fülle freien Lauf!

Irrtum – diese schlauen Füchse
dachten an Pandoras Büchse
und an das, was Zeus im Wahn
seiner Rache reingetan:

Des Prometheus dummer Bruder
nahm die Schachtel von dem Luder,
Deckel runter und – au wei –
fertig war die Sauerei!

Wahrlich, die Paketeschnürer
weisen sich als weise Führer,
greifen notfalls und zum Glück
selbst auf Mythen noch zurück.

Nach Gebühr und mit Gebühren
laßt sie deshalb kräftig schnüren,
denn wenn’s aufgeht, gute Nacht! –
Seht, dran habt ihr nicht gedacht.

Pannonicus


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