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01.11.08 / Tiefgreifender Umbau / Das gewachsene System der Landesbanken ist nicht mehr haltbar

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-08 vom 01. November 2008

Tiefgreifender Umbau
Das gewachsene System der Landesbanken ist nicht mehr haltbar

Drei Landesbanken haben bereits Hilfen aus dem „Finanzmarktstabilisierungsfonds“ des Bundes beantragt. Den Auftakt hat die einst stolze BayernLB gemacht, die 5,4 Milliarden Euro beantragt hat, eine weitere Milliarde sollen Bayern und die Sparkassen bereitstellen. Es folgte die nordrhein-westfälische WestLB, und als sicher gilt, daß auch die HSH Nordbank, die Landesbank von Schleswig-Holstein und Hamburg, bald ebenfalls Bundesmittel beantragen wird.

Berücksichtigt man, daß die WestLB in den vergangenen Jahren bereits mehrere Notoperationen absolviert hat und die Sächsische Landesbank im August 2007 nur mit einer Milliardeninfusion des Freistaats Sachsen und anschließendem Notverkauf an die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) gerettet werden konnte, stellen sich zwei sehr grundsätzliche Fragen: Warum haben gerade die staatlichen Kreditinstitute dermaßen große Beträge in riskante, sogenannte  „strukturierte Finanzanlagen“ investiert und dabei auch ver-zockt? Und welche Zukunft haben diese Institute noch? Tatsächlich hängen beide Fragen eng miteinander zusammen. Experten betonen, daß das starke Engagement in dubiosen Derivaten, die letztlich auf US-Hypotheken mit geringer Bonität basieren, gerade darauf zurückzuführen sei, daß den Landesbanken ein eigenständiges Geschäftsmodell fehle. Diese Einsicht ist alles andere als neu. Schon vor 19 Jahren kamen die Gutachter von McKinsey zu dem Ergebnis, daß viele Landesbanken nicht mehr überlebensfähig seien. Im Geschäft mit den Sparkassen wird nicht genug verdient, und andere Kunden haben die staatseigenen Institute viel zu wenig. Der Schluß der Berater: Der Zusammenschluß zu einer einzigen, zentralen Bank für alle Sparkassen. Die fanden das sogar gut, doch der weitgehende Vorschlag hatte politisch keine Chance. Kaum eine Landesregierung war bereit, auf „ihr“ Institut zu verzichten, ein Stück Föderalismus stand auf dem Spiel.

Heute ist der Leidensdruck bei allen Beteiligten so groß, daß ohne Tabus über alles geredet wird. Klar ist nur: Auch weitgehende Veränderungen können nur dann zu Wirtschaftlichkeit führen, wenn „Synergiepotentiale“ auch ausgeschöpft werden, mit anderen Worten: Viele der heute 60000 bei einer Landesbank Beschäftigten werden ihre Stelle verlieren.

Freilich wird unter Bankern auch darüber gemutmaßt, daß die Landesbanken mit ihren Anträgen auf Staatshilfe womöglich nur deswegen vorgeprescht sind, weil ihre Vorstände die damit verbundene Gehaltskürzung weniger stark trifft als die höher bezahlten Chefs der privaten Banken. Trotz hoher Verluste aus der Lehman-Pleite will beispielsweise die Postbank immer noch keine Staatshilfen.            K.B.


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