25.04.2024

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01.11.08 / Verbalinjurie

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-08 vom 01. November 2008

Verbalinjurie
von Manuel Ruoff

Daß der tschechische Staatspräsident Vaclav Klaus ein Europaskeptiker ist, war seit langem bekannt. Aber die neueste Entgleisung geht weiter und sollte nicht ohne Reaktion aus Brüssel bleiben. Die am 1. Januar beginnende tschechische EU-Ratspräsidentschaft ist für Klaus nicht etwa eine hohe Ehre und Verpflichtung seines Landes, sondern eine lästige Formalie. Denn, so das Oberhaupt der Zehn-Millionen-Republik, in Brüssel hätten doch nach wie vor die einstigen Signatarmächte des Münchner Abkommens das Sagen, also Deutschland, Italien, Großbritannien und Frankreich.

Doch diese Einlassung ist nicht nur eine Beleidigung der EU, die kleine Länder in hohem Maße schützt, ja geradezu privilegiert. Es ist auch eine Verzeichnung der Geschichte und des Münchner Abkommens. Es war unbestreitbar mit Gewalt durchgesetzt und deswegen fragwürdig. Nur: Mit Gewalt erzwungen waren auch die „Friedensverträge“ nach dem Ersten Weltkrieg, die über drei Millionen Sudetendeutsche und weitere zwei Millionen Deutsche in altpreußischen Gebieten unter tschechische und polnische Fremdherrschaft brachten. Ein Teil dieses Unrechts wurde 1938 in München korrigiert – wenn auch der diplomatische Erfolg unbestreitbar dem Falschen zufiel.

Und so war der wahre Fehler von München entgegen der landläufigen Verurteilung als feiges „Appeasement“ der, daß den Sudetendeutschen das Selbstbestimmungsrecht – in welcher staatsrechtlichen Form auch immer – nicht schon zu einer Zeit gegeben wurde, als Deutschland noch ein Rechtsstaat war. Schade, aber für diesen Teil seiner Verbalinjurie muß Klaus in der EU des Jahres 2008 kaum mit Kritik rechnen.


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