23.04.2024

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01.11.08 / Wiederentdeckt / Vor 1200 Jahren wurde Rerik zerstört

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-08 vom 01. November 2008

Wiederentdeckt
Vor 1200 Jahren wurde Rerik zerstört

Rerik ist ein nettes Ostseebad im Landkreis Bad Doberan, Mecklenburg-Vorpommern. Die rund 2300 Einwohner zählende Ortschaft hieß bis 1938 noch Alt Gaarz. Erst dann erhielt es seine heutige Bezeichnung – in Anlehnung an die in alten Urkunden überlieferte, anno 808 von den Dänen zerstörte Siedlung  „Reric“. Bei der Umbenennung war die Freude an der altnordischen Geschichte weit größer als der Sachverstand. Kein Mensch wußte 1938, wo das historische Reric lag, man hat kurzerhand auf Alt Gaartz getippt – und lag prompt daneben.

Mittlerweile ist das anders. So wie Anfang der 1990er Jahre der seit langem gesuchte Ort der Varusschlacht gefunden wurde, so gelang den Archäologen wenige Jahre später (mit geringen verbleibenen Zweifeln) die Wiederauffindung von Reric: Es lag unweit von Wismar beim heutigen Groß Strömkendorf, etwa 20 Kilometer südwestlich des „falschen“ Rerik. Die Suche gestaltet sich schwierig, weil der Ort schon vor 1200 Jahren unterging. Bei der Handelsstadt handelte es sich ursprünglich um eine Gründung der slawischen Abodriten. Durch ihre Lage an der Grenze zum dänischen Machtbereich konnte sie als Drehscheibe zwischen Dänen und Abodriten fungieren. Diese Lage wurde ihr jedoch zum Verhängnis, als der mit den Wilzen, Linonen und Smeldingern verbündete Dänenkönig Gudfred mit den Abodriten in Konflikt geriet. Im Verlauf der Kämpfe konnten die Dänen zunächst erhebliche Teile des Abodritengebietes unterwerfen. Aber infolge des anhaltenden, von den Franken unterstützten Widerstandes der Abodriten mußten die Dänen sich wieder zurückziehen. Der Handelsstadt Reric nützte das jedoch nichts, denn es wurde bald darauf von den Dänen erobert und zerstört.

In den „Annales regni Francorum“ heißt es zum Jahre 808: „Gudfred aber zerstörte noch vor seinem Abzug den an der Seeküste gelegenen Handelsplatz, der in der Sprache der Dänen Reric hieß und durch Entrichtung von Steuern seinem Reich großen Vorteil brachte.“ Die Bewohner der Stadt gingen auf eine „erzwungene Wanderschaft“: Der Dänenkönig siedelte die in seine Gewalt geratenen Kaufleute in seiner Handelsstadt Haithabu an, das nicht nur einen Konkurrenten verloren hatte, sondern mit dessen Kaufmannschaft eine zusätzliche Stärkung erfuhr.   M. R.


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