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01.11.08 / »Wir fühlen mit Ihnen« / Konrad Löw über Judenverfolgung in München

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-08 vom 01. November 2008

»Wir fühlen mit Ihnen«
Konrad Löw über Judenverfolgung in München

Nein, die Deutschen waren keine ausgemachten Judenhasser. Trotz Judenverfolgung und Holocaust gab es genügend Menschen, die ihre jüdischen Nachbarn mochten, ihnen beistanden oder ihnen gar das Leben retteten.

Der PAZ-Autor Konrad Löw hat es sich zum Ziel gemacht, zumindest die Bewohner seiner Heimatstadt gegen den Vorwurf der Kollektivschuld zu verteidigen. „Die Münchner und ihre jüdischen Mitbürger 1900 bis 1950 im Urteil der NS-Opfer und -Gegner“ heißt sein neues Buch, in dem er erklärt, daß München zwar als die Geburtsstadt der NS-Bewegung in die Geschichte eingegangen sei, dies jedoch nicht bedeutete, daß die Bewohner der bayrischen Landeshauptstadt alles unwidersprochen mitgemacht hätten, was von den Nationalsozialisten ausgegangen sei.

Allerdings war der öffentliche Widerspruch eine absolute Seltenheit, es war vielmehr der Alltag, in dem die Menschen ihren jüdischen Nachbarn Mut zusprachen. So berichtet der Jude Hermann Klugmann über Mißbilligung in den Mienen der Zuschauer beim Abriß der Münchner Hauptsynagoge. „Als ich an einem Tage in der Abendstunde von der halb niedergerissenen Synagoge wegging, gesellte sich ein Mann zu mir … Er sagte zu mir: ,Sie gehören doch auch zu der jüdischen Gemeinde?‘ Als ich sehr zögernd antwortete, meinte er: ,Haben Sie keine Angst, wir Katholiken fühlen mit Ihnen‘ und entfernte sich.“

Andere berichten, daß sie zwar Repressionen von Seiten der Behörden ausgesetzt gewesen seien, jedoch keinerlei persönliche Verunglimpfung erfahren hätten. Nur widerwillig entschieden sich die meisten von ihnen zur Auswanderung, denn, so ist nun mal die traurige Wirklichkeit, wer bis nach 1941 blieb, weil er seine Nachbarn und Freunde in München nicht verlassen wollte, der überlebte nur selten. Denn selbst die besten deutschen Freunde konnten zumeist den Abtransport in Konzentrationslager nicht verhindern, die meisten Deutschen versuchten es auch gar nicht, zumal sie häufig auch erst im Nachhinein davon erfuhren.

Konrad Löw zitiert viele Zeitzeugen, die belegen, daß es in München Mitmenschlichkeit gab. So mancher Jude kehrte schließlich auch nach 1945 in seine Heimatstadt zurück.

Ein wenig verwirrend ist es manchmal, daß der Autor ziemlich flott hintereinander mehrere teilweise bereits erwähnte Zeitzeugen zitiert, ohne nochmals wenigstens den Vornamen zu nennen. Auf diese Weise ist die Zuordnung der einzelnen Personen manchmal nur durch Zurückblättern auf einige Seiten zuvor möglich. Auch die Kapitel hätten manchmal klarer strukturiert werden können.

Dank an den Autor für seine Arbeit, die anhand vieler Belege zu verdeutlichen vermag, daß es bei der Judenverfolgung keineswegs nur wenige gute und viele böse Deutsche gab. Er zeigt, daß eine reine Schwarzweiß-Malerei bei der Judenverfolgung viel zu oberflächlich ist.           Bel

Konrad Löw: „Die Münchner und ihre jüdischen Mitbürger 1900 bis 1950 im Urteil der NS-Opfer und -Gegner“, Olzog, München 2008, broschiert, 192 Seiten, 16,90 Euro


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