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08.11.08 / Lehrer für Jahrhunderte / Vor 700 starb der kritische Theologe Johannes Duns Scotus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-08 vom 08. November 2008

Lehrer für Jahrhunderte
Vor 700 starb der kritische Theologe Johannes Duns Scotus

Als Johannes aus dem schottischen Stamm Duns im Jahr 1265 das Licht der Welt erblickte, ahnten seine Eltern und Zeitgenossen nicht, daß man ihn 700 Jahre nach seinem Tod (1308) noch hoch schätzen und ehren würde. Zu kurz schien dafür seine Lebensspanne von nur 43 Jahren; zudem lag sein wissenschaftliches Werk nur in Fragmenten vor und nur ein einziges Buch war zu seinen Lebzeiten veröffentlicht worden.

Duns lehrte an den wichtigsten Universitäten seiner Zeit in Oxford, Cambridge, Paris und Köln und erlitt wohl wegen seiner unzeitgemäßen Ansichten auch viel Ablehnungen und Verfolgungen. Begraben wurde er in Köln, wo seine letzte Ruhestätte bis heute in der Minoritenkirche zu finden ist, nur wenige hundert Meter vom Grab von Albertus Magnus entfernt, einem weiteren großen Theologen des Mittelalters.

Dennoch rechnet man ihn heute zu den genialsten Religionsphilosophen des Mittelalters. Die Gedankengebäude der „Scholastik“ beziehungsweise des „Scotismus“ sind allerdings selbst für Theologen schwer verständlich und wirken ausgesprochen kompliziert. Nicht umsonst nennt man Duns Scotus auch einen „doctor subtilis“. Vielleicht liegt das auch daran, daß seine Gedanken zum Teil weit in die Zukunft reichen. So wurde beispielsweise seine Lehre von der „Immakulata“, der ohne Erbsünde empfangenen und geborenen Jungfrau Maria, erst im Jahr 1854 offiziell als Dogma der Kirche anerkannt.

Welche Bedeutung diesem Religionsphilosophen bis in unsere Zeit beigemessen wird, zeigt sich unter anderem an dessen erst 1992 erfolgte Seligsprechung. 686 Jahre nach seinem Tod erhob ihn Papst Johannes Paul II. zur Ehre der Altäre. Der Papst lobte bei dieser Gelegenheit die „Schärfe des Verstandes und eine außergewöhnliche Fähigkeit in die Geheimnisse Gottes einzudringen“. In dem Franziskanermönch und dessen Kunst der Einfachheit und Gedankenführung sah der Papst einen „Meister des Denkens und des Lebens“.

Weithin anerkannt ist, daß die Differenzierungs- und Argumentationskunst der Scholastik in Duns Scotus einen ihrer Höhepunkte erreicht. In über 40 Disputationen setzt sich dieser „subtile Professor“ ausführlich mit gegnerischen Meinungen auseinander, so daß in seinen Schriften fast das gesamte zeitgenössische Lehrspektrum zu finden ist.

Die Universität zu Köln wird Duns Scotus in einer öffentlichen Abendveranstaltung am 7. November im Beisein zahlreicher Prominenter, darunter der Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, würdigen.Anne Bruch/Hinrich E. Bues


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