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© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-08 vom 15. November 2008
Verstoßen Der Frust sitzt tief. Aber nicht nur die Trauer um den Verlust ihres Sohnes, der nicht tot ist, sondern „nur“ den Kontakt zur Mutter abgebrochen hat. Auch das Nicht-Verstehen verstört Lilly Klein. „Meine Familie wurde mit mir aus unserer Heimat vertrieben. Ich kam in einem wahnwitzigen Krieg zur Welt, der uns alle, selbst dich noch betroffen hat“, versucht sie ihr Verhalten in „Wegwerfeltern – Eine wahre Geschichte“ zu erklären. Lilly Klein versteht die Welt nicht mehr, hat sie doch aus ihrer Sicht alles Erdenkliche getan, um ihren Sohn und seine Familie zu unterstützen. Allerdings gewinnt der Leser manchmal den Eindruck, daß sie ihre anderen beiden Kinder zugunsten des „Abtrünnigen“ vernachlässigt hat. So gab die Tochter ihr in Schülerjobs erarbeitetes Geld, um den Bruder bei seinem zweiten Studium zu unterstützen. Lilly Klein und ihr zweiter Mann nahmen Kredite auf, um ihrem noch studierenden Sohn, seiner Frau und deren gemeinsamem Kind ein altes Haus zu kaufen und es zu renovieren. Hier kam es dann nicht zum ersten Mal zum Streit. Die Eltern wollten bei der Renovierung mitentscheiden, der Sohn hingegen wollte sein Haus nach eigener Vorstellung einrichten. An einer Stelle empört sich die Autorin darüber, daß ihre Schwiegertochter ihr unterstellt habe, daß sie diese kaufen wolle. Ein wenig drängt sich dieser Eindruck tatsächlich auf. Vor allem als die Mutter sich ereifert, daß ihr Sohn unerwartet auf finanzielle Unterstützung verzichtet und lieber versucht, auf eigenen Beinen zu stehen. Statt stolz darauf zu sein, empfindet sie Verlust. Auf jeden Fall ist die Mutter-Sohn-Beziehung verfahren, und der Schmerz der Mutter ist nachvollziehbar. Ob der Sohn die Mutter deswegen „weggeworfen“ hat, ist schwer zu sagen. Natürlich ist es eine drastische Maßnahme, den Kontakt zur Mutter nach all dem, was sie für ihn getan hat, abzubrechen, allerdings: Manchmal kann Liebe auch ersticken. Bel Lilly Klein: „Wegwerfeltern – Eine wahre Geschichte“, MC-Verlagshaus, Zug, broschiert, 122 Seiten, 9,50 Euro |
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