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22.11.08 / Der Abschwung ist da / Die Finanzkrise hat die Realwirtschaft erreicht – Opel als exemplarischer Fall

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-08 vom 22. November 2008

Der Abschwung ist da
Die Finanzkrise hat die Realwirtschaft erreicht – Opel als exemplarischer Fall

Schneller als erwartet ist aus der Bankenkrise eine Rezession geworden. Die Probleme des Autobauers Opel zeigen, wie verwundbar die deutsche Wirtschaft und wie schwierig Abhilfe zu schaffen ist.

Am Ende spielte die Kanzlerin auf Zeit. Sie lobte das Gespräch im Kanzleramt mit den Opel-Management als „sehr konstruktiv“, legte sich aber nicht fest. „Bis Weihnachten“ sei zu entscheiden, ob und wie der Staat der 100prozentigen Tochter des US-Konzerns General Motors helfen könne. Jedenfalls müsse sichergestellt sein, daß Staatshilfen nicht an die US-amerikanische Mutter fließen.

So hatten sich die Opel-Manager das Ergebnis ihres Bittgangs um eine Bürgschaft von gut einer Milliarde Euro wohl kaum vorgestellt, auch wenn sie versicherten, das Unternehmen wolle sich nur für die „allerschlechtesten Bedinungen“ – im Klartext: für den Fall der Pleite von General Motors – absichern.

Der Fall Opel (mehr dazu auf Seite 7) zeigt exemplarisch, welche Schwierigkeiten die Finanzkrise für Deutschland mit sich bringt, auf welchen Wegen aus der Bankenkrise in wenigen Wochen eine Rezession wurde und wie schwierig wirksame Gegenmaßnahmen sind.

Zunächst war Deutschland von der US-Hypothekenkrise ja viel weniger betroffen als etwa Großbritannien, die Schweiz oder auch Spanien. Deutsche Immobilien waren moderat bewertet und unser Bankensystem ist anders aufgebaut. Nur wo deutsche Institute selber „mitgezockt“ hatten, sind auch Verluste entstanden.

Und doch kann Deutschland sich der rapiden Abkühlung der Weltwirtschaft nicht entziehen. 40 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung gehen in den Export. Wenn im Ausland die Nachfrage schwächelt, schlägt das direkt auf die deutsche Konjunktur durch. Daß bei schlechteren Aussichten die Verbraucher zunächst große Anschaffungen also vor allem Autokäufe verschieben, ist klar. Gerade in der Kfz-Branche ersetzt also auch die Binnennachfrage nicht den ohnehin kräftig eingebrochenen Export.

Vor einer Sonderhilfe für Opel müssen allerdings viele Fragen geklärt werden: Wie genau soll sichergestellt werden, daß die Mittel im Falle einer GM-Pleite nicht in die Konkursmasse nach Detroit fließen? Wie ist zu verhindern, daß andere Autobauer durch ein „Notopfer Opel“ zusätzliche Probleme bekommen? Pleiten – so schmerzlich sie sind – haben ja auch den sinnvollen Effekt, daß die Nachfrage zu überlebenden Wettbewerbern wandert, die dadurch gestärkt werden. Und wenn den Autobauern geholfen wird, welche Branche hält als nächste die Hand auf?

Skeptiker vermuten, daß es auf diese Fragen gar keine Antwort gibt und Merkels „Hinweis auf den Weihnachtsmann“ ein höfliches „Nein“ war. Mögliche Hilfen hätten dann nur noch den Zweck, nach einer GM-Pleite die deutschen Standorte vor der Schließung zu bewahren.          K.B.


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