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29.11.08 / Schlesien und Nordrhein-Westfalen kooperieren enger / »Gemeinsame Erklärung« unterzeichnet – Zahlreiche Felder der Zusammenarbeit, aber deutsche Vertriebene sind kein Thema

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-08 vom 29. November 2008

Schlesien und Nordrhein-Westfalen kooperieren enger
»Gemeinsame Erklärung« unterzeichnet – Zahlreiche Felder der Zusammenarbeit, aber deutsche Vertriebene sind kein Thema

Als einseitig bezeichnete  Rudolf Pawelka, der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien, gegenüber der Preußischen Allgemeinen Zeitung die „Gemeinsame Erklärung“ des Landes Nordrhein-Westfalen und der Woiwodschaft Schlesien. „Wieder einmal ist nur die deutsche Seite die Gebende. Man liest gar nicht, was Polen einbringt.“

Mitte November hatte eine größere Delegation des schlesischen „Marschallamtes“ aus Kattowitz unter Leitung von Marschall Bogusław Smigielski das bevölkerungsreichste Bundesland besucht. Höhepunkt war die feierliche Unterzeichnung einer „Gemeinsamen Erklärung“ durch Marschall Smigielski und Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) in der Düsseldorfer Staatskanzlei über den Ausbau der freundschaftlichen Beziehungen der beiden Regionen. Unmittelbar vor der Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklärung“ besuchte die polnische Delegation die Stiftung Haus Oberschlesien und das Oberschlesische Landesmuseum in Ratingen. Die Erklärung erweitert die bestehende Zusammenarbeit mit Projekten auf den Gebieten Raumordnung, Stadtentwicklung, Energie, Umweltschutz, innere Sicherheit sowie Kultur und Tourismus. Beispielsweise soll durch Erfahrungsaustausch die Nutzung von Industriedenkmälern für touristische Zwecke verbessert und die Nutzung erneuerbarer Energien in Schlesien ausgebaut werden. Die Erfahrungen Nordrhein-Westfalens mit der Durchführung großer Fußballveranstaltungen sollen der Woiwodschaft Schlesien bei der Vorbereitung auf die Fußball-Europameisterschaft im Jahre 2012 nützen, und schließlich wollen sich beide Regionen im gemeinsamen Kulturjahr 2011 beim jeweiligen Partner präsentieren.

Die Beziehungen zwischen Nordrhein-Westfalen und der Woiwodschaft Schlesien sind bereits sehr vielfältig. So bestehen mehr als 90 Städte- und Kreispartnerschaften und über 140 Schulpartnerschaften, außerdem rund 120 Hochschulkooperationen, rund 3000 junge Polen studieren an Rhein und Ruhr. Unternehmen aus NRW haben in Polen rund fünf Milliarden Euro investiert, umgekehrt haben rund 200 polnische Unternehmen einen Sitz in NRW.

Bei der Zusammenarbeit im Bereich der Industriedenkmäler müsse laut Pawelka sehr darauf geachtet werden, daß der starke deutsche Anteil an der oberschlesischen Montanindustrie nicht unterschlagen werde, wie das im oberschlesischen Museum in Kattowitz leider der Fall sei. „Außerdem sollte die deutsche Seite auch die fortdauerende Benachteiligung von Deutschen im polnischen Restitutionsrecht ansprechen“, mahnt Pawelka.

Nordrhein-Westfalen hat bis 1950 über 1,3 Millionen deutsche Vertriebene aufgenommen, darunter besonders viele Schlesier. In den Jahrzehnten danach folgten ihnen mehrere Hunderttausend Aussiedler. Von ihnen und ihren Rechten war ausweislich der öffentlichen Erklärungen bei dem Besuch aber allenfalls in Andeutungen die Rede.  K.B.


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