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29.11.08 / Ein besonderer Friedhof / In Eger wurden 5500 Tote des Jahres 1945 »eingebettet«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-08 vom 29. November 2008

Ein besonderer Friedhof
In Eger wurden 5500 Tote des Jahres 1945 »eingebettet«

Die endgültige Beisetzung von Weltkriegssoldaten im Zuge von „Umbettungen“ ist traurige Routine. Zehntausende Gefallene in Ostmittel- und Osteuropa haben so erst seit der Wende von 1989/90 eine würdige letzte Ruhestätte gefunden. Die emsige Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) dient der Völkerverständigung, denn meist kooperieren die betroffenen Länder eng bei dem humanitären Bemühen, den Gefallenen diesen letzten Dienst zu erweisen.

Durchaus anders haben sich die Dinge in den vergangenen Jahren in der Tschechischen Republik gestaltet. Der Beisetzung von insgesamt 5500 Toten seit dem 12. November auf dem neuen Gefallenenfriedhof in Eger ging ein jahrelanges, oft unwürdiges Tauziehen voraus. Die etwa Schuhkarton-großen Umbettungssärge wurden jahrelang in einer Lagerhalle in Aussig, dann in einem Militärdepot in Freiberg (Pribram) in Mittelböhmen gelagert. In Aussig scheinen die Kartons zeitweilig vergessen worden zu sein, jedenfalls berichtete die Presse beider Länder vor mehreren Jahren über ihre „Entdeckung“. Statt nun rasch eine würdige Bestattung zu organisieren, begann ein langes Hin und Her um den richtigen Ort und die Bedingungen der Bestattung, was eben zu der „Zwischenlagerung“ von zunächst rund 4200 Särgen in Mittelböhmen führte. Als nun vor gut 14 Tage im Beisein des Deutschen Botschafters Helmut Elfenkämper, des Oberbürgermeisters von Eger Jan Svoboda und des VDK-Präsidenten Reinhard Führer die sogenannte „Einbettung“ begann, war die Erleichterung bei allen Beteiligten groß.

Das wohl bedrückendste Faktum dieser Massenbestattung blieb in der Berichterstattung fast ausnahmslos unerwähnt: Rund ein Drittel der beigesetzten Toten sind Frauen und Kinder, also eindeutig zivile Opfer, die in den blutigen Wochen zwischen dem 4./5. Mai und dem 16./17. Juli 1945, als die tschechoslowakische Regierung Benesch wegen der an diesem Tage beginnenden Potsdamer Konferenz das Ende des Mordens anordnete, massakriert wurden. Zudem sind auch die Skelette der nun bestatteten Männer im wehrfähigen Alter fast alle an Orten  exhumiert worden, an denen gar keine größeren Kämpfe stattfanden, sondern allenfalls kleinere Gefechte in den vier Umsturztagen des 4. bis 7. Mai, sowie punktuelle Kämpfe mit versprengten deutschen Gruppen, die sich nach Westen durchzuschlagen versuchten, um der sowjetischen Gefangenschaft zu entgehen. Angesichts der zuverlässig belegten massenhaften Morde an entwaffneten deutschen Soldaten sind also auch viele der männlichen Toten Verbrechensopfer.

Insofern fragt sich, ob diese Opfer auf einem Soldatenfriedhof richtig beigesetzt sind, ja ob der ganze Vorgang nicht eher in die Hände von Kriminalisten und Staatsanwälten gehört hätte. Die Bundesministerien für Justiz und Äußeres sind offenbar untätig geblieben, und die meisten deutschen Medien – soweit sie die Hintergründe überhaupt kennen – sehen in ihrem unheimlichen Schweigen wohl einen Beitrag zur Völkerverständigung.    K.B.


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