28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
29.11.08 / Lüge und Bestechung / AUB-Gründer Schelsky und Ex-Siemens-Vorstand Feldmayer verurteilt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-08 vom 29. November 2008

Lüge und Bestechung
AUB-Gründer Schelsky und Ex-Siemens-Vorstand Feldmayer verurteilt

Betriebswirtschaftlich organisierte Lüge, Bestechung und Verleumdung waren Instrumente eines Systems, das dazu beitragen sollte, die Arbeitnehmerinteressen klein zu halten“, faßt IG Metall-Chef Berthold Huber die im Siemens-Konzern nun nachgewiesenen Machenschaften um die Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Betriebsangehöriger (AUB) zusammen.

Für die IG Metall ist das Anfang der vergangenen Woche am Landgericht Nürnberg gefällte Urteil eine Bestätigung: Nur die IG Metall könne als redliche Vertreterin der Arbeitnehmerrechte bei Siemens gesehen werden. Die Konkurrenz-Gewerkschaft AUB wurde als Produkt der Arbeitgeberseite entlarvt und ihr Gründer Wilhelm Schelsky wegen Beihilfe zur Untreue, Betrug und Delikten der Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt. Zwar besteht die AUB fort, ihr neuer Chef Rainer Knoob will ihr ein neues Profil geben, doch das dürfte ihm schwer fallen. Dies liegt nicht nur am quasi kriminellen Ursprung der AUB, sondern auch an der Tatsache, daß sie ab sofort kein Geld mehr vom Siemens-Konzern erhält. Ohne dessen Millionen ist die AUB jedoch nicht überlebensfähig.

Siemens wurde im Prozeß in Person von Ex-Vorstand Johannes Feldmayer angeklagt, der der AUB seit der ersten Vereinbarung mit Wilhelm Schelsky im Jahr 1990 bis 2006 insgesamt 30 Millionen Euro zuspielte. Das Ziel war es, ein Gegengewicht zur IG Metall zu schaffen und arbeitgeberfreundliche Betriebsräte zu entsenden. Dies gelang Schelsky, der nebenbei auch einige Millionen für sich abzweigte, sich eine Villa und kostbare Gemälde gönnte und sich als Förderer von Sport und Politikern einen Namen machte.

Noch mehr als der raffgierige Schelsky echauffierte den Richter Richard Caspar das Verhalten von Siemens. „Es ist erschreckend, wie manche Zeugen sich hier gewunden haben“, kritisierte er mit Blick auf frühere Manager des Weltkonzerns. Nicht nur für ihn ist der wegen Untreue und Steuerhinterziehung zu zwei Jahren auf Bewährung und einer Geldstrafe von 228800 Euro verurteilte Ex-Vorstand Feldmayer keineswegs der einzige Schuldige auf Seiten des Arbeitgebers. Anderen Siemens-Vorständen war jedoch keine Straftat nachzuweisen. Trotzdem: „Das selbstherrliche und jegliche Wertmaßstäbe vermissen lassende Gebaren einzelner in den Führungsetagen führt zum vielbeklagten Werteverlust in unserer Gesellschaft“, schrieb der Richter den Managern ins Stammbuch.

Der jetzige Siemens-Chef Peter Löscher reagierte sofort. Gleich nach der Urteilsverkündung entschuldigte er sich in einem Brief bei allen Mitarbeitern für das „fehlgeleitete Verhalten“ seiner Vorgänger. „Unrecht bleibt Unrecht und ist inakzeptabel und unentschuldbar, egal ob Initiator und Ausführender ein und dieselbe Person sind oder es verteilte oder ererbte Rollen gibt“, so Löscher.

Die IG Metall triumphierte: „Die Demokratie und die Mitbestimmung, aber auch eine moderne offene Unternehmenskultur sind Sieger in diesem Urteil.“            Bel


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren