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29.11.08 / Immer auf Kurs – auch in schweren Zeiten / Lagebericht des Sprechers der Landsmannschaft Ostpreußen, Wilhelm v. Gottberg, auf der Ostpreußischen Landesvertretung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-08 vom 29. November 2008

Immer auf Kurs – auch in schweren Zeiten
Lagebericht des Sprechers der Landsmannschaft Ostpreußen, Wilhelm v. Gottberg, auf der Ostpreußischen Landesvertretung

Die Landsmannschaft Ostpreußen (LO) kann auf ein ereignisreiches, aber auch erfolgreiches Jahr 2008 zurückblicken. Nur wenige Jahre im Leben der nun 60jährigen Landsmannschaft waren derartig voller Ereignisse wie das nun in sieben Wochen zu Ende gehende Jahr 2008 war.

Im Januar und Februar wurde unser jahrzehntelanges Domizil in der Parkallee in Hamburg geräumt. 52 Jahre war die Parkallee die Kommandozentrale für unsere Organisation. Die Trennung von dieser vertrauten Immobilie ist mir persönlich schwer gefallen. Unzählige Entscheidungen für die Kreisgemeinschaften, die Landesgruppen, für die deutschen Vereine in der Heimat, für die Stiftung Ostpreußen und das Ostheim sind hier beraten und entschieden worden. Die Parkallee 84/86 in Hamburg hat für die Geschichte der LO eine immense Bedeutung. Was aus den Zimmern, den Winkeln und Käfterchens beim Leerräumen zum Vorschein kam, waren bemerkenswerte Unterlagen aus den ersten Jahrzehnten der LO, Steuer- und Personalakten, Protokolle, jede Menge Heimatliteratur und auch belangloser Schund – wichtiges wurde als Archivmaterial in Verwahrung genommen. Wie viele Schicksale von Ostpreußen waren mit dem aufgezählten Material verknüpft?

Die Räumung stellte an unser Personal erhebliche Anforderungen. Ohne die Anmietung einer Arbeitskolonne wäre das Ganze nicht zu bewältigen gewesen. Vertragsgemäß war die Parkallee am 15. Februar leer.

Die Eingewöhnung im neuen Domizil war problemlos. Es erwies sich als Vorteil, daß unsere jetzige Geschäftsstelle in der Oberstraße räumlich in großer Nähe zur Parkallee liegt. Es konnte gewährleistet werden, daß die Produktion der PAZ trotz des Umzuges ohne Unterbrechung ihren Fortgang nahm. Wenn man weiß, welch hohe Bedeutung der PC der einzelnen Redakteure für die Zeitungsproduktion hat, ist das nahtlose Erscheinen der PAZ während der Umzugsphase keine Selbstverständlichkeit.

Kaum im neuen Haus, mußte mit Hochdruck an den Vorbereitungen und der Durchführung des Deutschlandtreffens gearbeitet werden. Das war ebenfalls eine besondere Herausforderung für unsere Mitarbeiter; wir hatten in der Vergangenheit den Personalkörper stark, ja wohl zu stark, ausgedünnt. Einen entsprechenden Hinweis auf diese Situation fand sich bereits im Prüfbericht von Gerd Bandilla vor zwei Jahren mit der Empfehlung auf Abhilfe.

Das Deutschlandtreffen stellte auch besondere Anforderungen an den Bundesvorstand, besonders an den Sprecher. Es ist unstrittig, daß bei den Deutschlandtreffen der Sprecher besondere Verantwortung trägt, weil die Landsleute an seiner Person den Gastgeber der Veranstaltung festmachen. Ich war am 12. Mai zufrieden, aber ausgebrannt. Nicht nur für den Bundesvorstand, sondern ebenso für sehr viele Besucher war unser ostpreußisches Pfingst-Begegnungstreffen eine sehr erfolgreiche Veranstaltung.

Mit der stellvertretenden Ministerpräsidentin von Bayern, der Staatsministerin Stewens, hatten wir eine hochangesehene, politische Repräsentantin bei uns, die unseren Erwartungen hinsichtlich ihrer Rede voll entsprach. Alle anderen Veranstaltungen verliefen ebenfalls zufriedenstellend. Mit Ausnahme der Kulturpreisverleihung.

Ein erhebliches Problem ergab sich wegen der miserablen Akustik in der Veranstaltungshalle. Obwohl ich zeitgerecht bei den Vorbereitungen darauf hingewiesen hatte – schließlich bin ich wegen der schlechten Tonqualität in der Halle beim Deutschlandtreffen 1997 in Düsseldorf ein gebranntes Kind –, ist dieser Hinweis untergegangen. Jedenfalls war bei der Beschallungsprobe am 10. Mai vormittags das Entsetzen wegen der miserablen Tonqualität groß. Bei einem sofort angesetzten Gespräch mit der Messeleitung hat unser Schatzmeister in seiner knappen, aber präzisen Formulierungsgabe darauf hingewiesen, daß es für die Messe ein großes Problem gäbe, wenn die Tonqualität nicht verbessert würde. Schließlich habe man die Halle für viel Geld als Veranstaltungshalle gemietet. Durch Aussteuerung der Beschallungsanlage gelang es, für die Kulturpreisverleihung die Akustik in der Halle ein wenig zu verbessern, gleichwohl blieb sie miserabel. Zahlreiche Zuhörer haben die Kulturveranstaltung vorzeitig verlassen, weil sie nichts oder nur wenig verstehen konnten. Je nachdem, wo man in der Halle saß, war die Akustik mal besser und mal schlechter.

In der Nacht hat dann die Messeleitung durch Dämmungsmaßnahmen die Akustik verbessern können. Gleichwohl blieb die Beschallungsqualität unbefriedigend. Frau Stewens und ich mußten verhalten langsam sprechen, um ausreichend verstanden zu werden. Das war für die Vortragenden eine nicht unerhebliche Belastung.

Eine Berichterstattung in den öffentlichen Medien über das Deutschlandtreffen gab es nicht. Es war ja nicht so, daß keine Medienvertreter anwesend waren. Der Sender Berlin-Brandenburg brachte im Regionalprogramm einen ganz kurzen Bericht. Das war es dann auch. Allerdings, die links-grüne Tageszeitung „taz“ brachte einen Bericht, der nicht die Berichterstattung über das Deutschlandtreffen zum Ziel hatte, sondern lediglich die Staatsministerin unter der Gürtellinie angriff, weil sie das Leid der Vertriebenen, nicht aber das so sehr viel größere Leid der Juden, Polen und anderer thematisiert habe. Der Angriff der „taz“ – die in Berlin erscheint – war eine Gemeinschaftsaktion mit dem Schweizer Bundesfernsehen. Dessen Berliner Korrespondent Thomas Vogel hatte sich ordentlich bei uns für die Berichterstattung akkreditiert. Das Fernsehen in der Schweiz berichtete auch in den 20-Uhr-Hauptnachrichten über das Deutschlandtreffen. Natürlich völlig einseitig und negativ, wobei besonders negativ der BJO wegkam.

Die bayrische Sozialministerin hat durch eine Presseerklärung die Angriffe der „taz“ gegen ihre Person zurückgewiesen. Das gleiche habe ich in einem längeren Artikel in der PAZ gemacht. Der Angriff der „taz“ auf Frau Stewens wurde als Schmieren­theater entlarvt, als sich herausstellte, daß der verantwortliche „taz“-Redakteur überhaupt nicht beim Deutschlandtreffen anwesend war, sondern seine Informationen von Thomas Vogel bekommen hatte. Soweit zur Berichterstattung über das Deutschlandtreffen.

Ein wichtiger Hinweis für Sie, meine Damen und Herren. Nach der Großkundgebung bin ich, wie bei jedem Deutschlandtreffen, durch die Hallen gegangen, und habe die Stände besucht. Sehr, sehr viele Menschen – 200, vielleicht auch 300 – die allermeisten kannte ich nicht, haben mir die Hand geschüttelt, sich bedankt, und mich gebeten, dafür zu werben, daß in zwei Jahren erneut ein Deutschlandtreffen durchgeführt wird. Ich glaube, dieses kleine Detail gibt die vorherrschende Stimmung gut wieder. Die Teilnehmer des Deutschlandtreffens waren im großen und ganzen von der Veranstaltung erfüllt, und hoffen auf ein erneutes Deutschlandtreffen. Wie die LO damit umgeht, werden die OLV und der Bundesvorstand zu entscheiden haben. Zahlen zum Deutschlandtreffen hat der Bundesgeschäftsführer in seinem Bericht genannt.

Am 2. August war die LO Gastgeber und Organisatorin für das 8. Sommerfest der Landsmannschaft für die Deutschen Vereine. Die organisatorischen Vorbereitungen dazu sind nicht ganz unerheblich. Hier mußte sich auch der Bundesvorstand einbringen.

Das Sommerfest war von der Beteiligung der Deutschen Vereine her gesehen sehr unbefriedigend. Die Beteiligung der polnischen, kommunalen Polit-Prominenz war mit Vize-Marschallin, Landrat und Bürgermeister erfreulich.

Der periphere Veranstaltungsort Osterode war sicherlich ein Grund für das Nichterscheinen der Deutschen Vereine aus Goldap, Treuburg, Lyck und Johannisburg. Wir müssen daraus die Konsequenz ziehen und zukünftig das Sommerfest im Raum Lötzen, Sensburg, Nikolaiken durchführen. In Osterode hätten die Vereine aus dem östlichen Teil Ostpreußens einen extrem langen Anmarschweg gehabt.

Wie immer hat auch diesmal wieder Manfred Schukat mit zwei Bussen aus Mecklenburg-Vorpommern am Sommerfest in Osterode teilgenommen. Dafür sei ihm an dieser Stelle noch einmal gedankt. Es ist ein wichtiges, psychologisches Signal für die heimatverbliebenen Landsleute, wenn beim Begegnungstreffen der Deutschen Vereine in Ostpreußen eine von der Größe her wirklich wahrnehmbare Gruppe aus Deutschland teilnimmt. Diese Wahrnehmung signalisiert doch: Heimatverbliebene aus Ostpreußen, ihr seid nicht vergessen. Wir sind hier, um unsere Verbundenheit mit euch zu bekunden.

Sechs Bundesvorstandsmitglieder waren erfreulicherweise beim Sommerfest anwesend, eine derartige Präsenz hatte der Bundesvorstand bisher bei einem Sommerfest noch nicht erreicht.

Gleich nach Rückkehr aus Osterode galt es, die Veranstaltung am 4. September mit dem bayrischen Ministerpräsidenten in der Münchner Residenz vorzubereiten. Kritisch ist anzumerken, daß die Einladungen acht Tage eher hätten herausgehen müssen.

Dennoch war die Veranstaltung rundweg für die LO ein großer Erfolg. Die meisten von Ihnen waren dabei, die nicht teilnehmen konnten, haben sich sicherlich mit der Berichterstattung in der PAZ darüber informiert. Etwas Ähnliches hat es für die anderen Landsmannschaften bisher noch von keiner Landesregierung gegeben.

Dem neuen bayrischen Ministerpräsidenten Seehofer habe ich zu seiner Wahl die Glückwünsche der LO übermittelt. Gleichzeitig habe ich ihn gebeten, im Januar oder Februar Herrn Böld, Herrn Thüne und mich zu einem Antrittsbesuch zu empfangen.

Seit dem 1. September ist Konrad Badenheuer Chefredakteur der PAZ. Herr Voss, sein Vorgänger, hatte Sie im vorigen Jahr bei der OLV selbst über seine Kündigung unterrichtet.

Meine Damen und Herren, Herr Badenheuer ist trotz seiner 42 Jahre in der Vertriebenenpresse ein alter Fahrensmann. Sie konnten seine Vita in der ersten Augustausgabe der PAZ zur Kenntnis nehmen.

Liebe Landsleute, ist die Bestellung des Herrn Badenheuer mit einem für die landsmannschaftlichen Verhältnisse üppigen Gehalt in unserer jetzigen Situation zu verantworten?

Wir haben diese Frage sehr eingehend im Bundesvorstand dis­kutiert. Es gab keine Einstimmigkeit für die Bestellung des Herrn Badenheuer. Es gab auch die Überlegung, die Zeitung sofort zu einem Verbands- und Heimatblatt zurückzufahren, den Seitenumfang auf 12 bis 16 Seiten zu reduzieren und aufgrund dieser Radikalmaßnahmen das Personal der Redaktion um mindestens drei Stellen zu vermindern.

Liebe Landsleute, Sie hatten 2003 beschlossen, eine massive Werbekampagne für die PAZ durchzuführen und damit ein professionelles Werbeunternehmen zu betrauen. Für diese Maßnahme bewilligten Sie damals insgesamt 360000 Euro. Wir hatten die Werbemaßnahme abgebrochen, weil das Ergebnis auch nicht im Entferntesten unseren bescheidenen Erwartungen gerecht wurde. Ein Drittel der bewilligten Summe wurde nicht ausgegeben. Betrachten Sie bitte die Gehaltskosten des Chefredakteurs zum Teil als Werbekosten für die Zeitung. Bedenken Sie bitte, daß eine Aufgabe der Zeitung mit einem großen Bedeutungsverlust für die LO verbunden wäre. Die LO ist als Herausgeberin der PAZ bekannt, und unsere Zeitung geht in kleinen Stückzahlen in 30 Länder.

Eine Zurückführung der PAZ zu einem Verbandsorgan ist keine Lösung. Wir würden auf einen Schlag etwa 4000 Abonnenten verlieren, nämlich alle die, die mit Flucht, Vertreibung und Ostpreußen nichts verbindet. Sie abonnieren die PAZ, weil sie eine unabhängige Wochenzeitung lesen wollen.

Wir haben noch nicht alles versucht, um den Erfolg für die PAZ zu erreichen. Glauben wir an den Erfolg, liebe Landsleute, legen wir uns krumm für die Zeitung, es muß uns doch gelingen. Der Bundesvorstand jedenfalls will sich nicht dem Vorwurf aussetzen müssen, nicht alles für die Lebensfähigkeit der PAZ unternommen zu haben.

Wir konnten vom 10. bis 12. Ok­tober den 6. Kommunalpolitischen Kongreß der LO in Allenstein abhalten. Federführung und Leitung lag bei Gottfried Hufenbach. Er wird jetzt darüber berichten. Eine Woche später, am Wochenende 17. bis 19. Oktober gelang es, eine Kulturveranstaltung der LO im Königsberger Gebiet zu organisieren. Darüber wird nach Hufenbach Frau Stramm berichten.

Die Europäische Union der Flüchtlinge und Vertriebenen (EUFV) wurde am 1. Dezember in Triest gegründet. Von deutscher Seite waren Gründungsmitglieder die LO und die Landsmannschaft Schlesien. Sie, die OLV, hatten dafür bei der Sitzung im November 2007 grünes Licht gegeben. Wer weiß, ob es zur Gründung gekommen wäre, wenn sich die LO bei den Vorbereitungen zur Gründung und bei der Satzungsberatung verweigert hätte. Zwei Zusammenkünfte zur Satzungsberatung im Juli und im Oktober 2007 hat unsere Landsmannschaft organisiert.

Im April tagte der Vorstand, Generalrat genannt, der EUFV in Wien. Generalsekretär Massimiliano Lacota berichtete über seine Gespräche in Litauen und in Brüssel und über seine Bemühungen für die EUFV die NGO-Eigenschaft zuerkannt zu bekommen. Die italienische Regierung hat der EUFV Unterstützung zugesagt, auch finanzielle Unterstützung. Der heutige italienische Außenminister Franco Frattini war bis zum Frühjahr EU-Kommissar für Menschenrechte in Brüssel. Lacota hatte ihn damals besucht, und er ist inzwischen mit ihm auch zusammengetroffen, nachdem Frattini zum Außenminister ernannt wurde.

Im Oktober tagte erneut der Vorstand, diesmal in Brüssel. Tags darauf tagte die Mitgliederversammlung der EUFV unter meinem Vorsitz. Für das Rumpfgeschäftsjahr 2007 wurde dem Generalrat Entlastung erteilt. Es wurden der ukrainische Vertriebenenverband, der ungarische Weltverband und die Sudetendeutsche Landsmannschaft Landesgruppe Baden-Württemberg als neue Mitglieder aufgenommen. Gesprächswünsche mit der EUFV haben weitere Vertriebenenverbände aus europäischen Staaten angemeldet.

Der polnische Vertriebenenverband, er nennt sich Verband der Vertriebenen aus den östlichen Gebieten, hatte ebenfalls die Mitgliedschaft in der EUFV beantragt. Dieser Antrag wurde abgelehnt, weil in der Satzung dieses Verbandes schwere Diskriminierungen gegen die deutschen Heimatvertriebenen enthalten sind. Inzwischen hat der polnische Verband mitgeteilt, daß man im November bei der Mitgliederversammlung eine Satzungsänderung vornehmen werde. Warten wir es ab.

(Teil II in Folge 49)

Foto: „Ostpreußen bleibt“: Die Mitglieder der LO verbinden gemeinsame Ziele und Pflichtbewußtsein gegenüber der Heimat.


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