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06.12.08 / Auf und Ab im Zeitgeist

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-08 vom 06. Dezember 2008

Auf und Ab im Zeitgeist

Sage mir, was Du vom 20. Juli 1944 hältst, und ich sage Dir, wer Du bist: Einige, die politisch ganz weit rechts stehen, halten den Attentatsversuch bis heute für einen Akt des Hochverrates. In der jungen Bundesrepublik war diese Position sogar amtlich: Die Witwen der Attentäter erhielten daher zunächst keine Renten, erst mit dem sogenannten Remer-Prozeß wurde der hingerichtete Stauffenberg 1952 überhaupt rehabilitiert. Aus heutiger Sicht mutet merkwürdig an, daß die Alliierten in der bis 1955 noch keineswegs souveränen Bundesrepublik trotz aller offen erklärten „Umerziehungsbemühungen“ diese fragwürdige Rechtsposition, die heute sogar die Verfassungsschützer aufhorchen läßt, duldeten. Nach 1952 machten die Attentäter in der bundesdeutschen Gedenkkultur rasch Karriere, bald galten sie zusammen mit den Studenten der „Weißen Rose“ als die Verkörperung des „besseren Deutschlands“ schlechthin.

Dabei war den Beteiligten noch lange sehr wohl bewußt, daß Stauffenberg keine Demokratie mit voller Volkssouveränität, sondern einen autoritären Staat mit elitär-aristokratischer Führungsschicht wollte. Genau dieses (und manches andere) Faktum gilt heute als politisch nicht korrekt und wird darum gern unterschlagen – auch jetzt vom ZDF, das aber den „geglätteten“ Attentäter immer noch als Helden einstuft.

Von ganz weit links hat bereits eine Grundsatzkritik an Stauffenberg begonnen: Dieser sei nach heutigen Maßstäben ein Rechtsradikaler, der nicht etwa wegen des Völkermordes an den Juden und anderer NS-Verbrechen geputscht habe, sondern deswegen, weil Hitler dabei war, den Krieg zu verlieren. Sollte sich diese gewiß fragwürdige Position durchsetzen, dann hätte sich das bundesdeutsche Meinungsbild über Stauffenberg seit 1952 nicht nur um 180, sondern um 360 Grad gedreht. Nur wenige scheinen Stauffenberg so zu schätzen, wie er eben war.   K.B.


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