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06.12.08 / Friedrichs russische Gegenspielerin im Siebenjährigen Krieg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-08 vom 06. Dezember 2008

Friedrichs russische Gegenspielerin im Siebenjährigen Krieg

Vor der Eroberung Ost- und Mitteldeutschlands im letzten Weltkrieg haben die Russen ausgesprochen selten in Ostpreußen Herrschaft ausgeübt. Um so verkrampfter versuchen sie bei der historischen Legitimierung ihrer heutigen Herrschaft im Königsberger Gebiet an die vierjährige russische Besatzungszeit von 1758 bis 1762 im Zuge des Siebenjährigen Krieges anzuknüpfen. In jenen vier Jahren wurde Rußland von einer Frau geführt, von Zarin Elisabeth I.

Elisabeth Petrowna Romanowa kam am 29. Dezember 1709 in Kolomenskoje bei Mos­kau als Tochter des Zaren Peter des Großen zur Welt. Diese Abkunft sollte sie in ihrem Leben noch häufig zur Legitimierung ihres Herrschaftsanspruches und ihrer Autorität nutzen. Nachdem man sie vorher um ihren Thron gebracht hatte, putschte sie sich 1741 an die Macht. 1742 erfolgte die Krönung in Moskau, wobei sie sich die Kaiserkrone selbst aufs Haupt setzte, was bis dahin noch kein russischer Herrscher gewagt hatte. Dazu paßt, daß Elisabeth als Inbegriff einer absolutistischen Herrscherin gilt, was im Lande Wladimir Putins nicht unbedingt als Makel gilt.

Schon Elisabeth war an einer Expansion Richtung Westen interessiert – und an einer Verschiebung Polens auf Kosten Deutschlands zum Nutzen Rußlands. Polen sollte zugunsten Rußlands auf Lettland und Kurland verzichten und dafür mit Ostpreußen entschädigt werden. So beteiligte sich die Zarin gerne an dem gegen Preußen gerichteten österreichisch-französischen Bündnis von Versailles.

Als 1756 der Siebenjährige Krieg ausbrach, marschierten Elisabeths Truppen in Ostpreußen ein. Die Schlacht im ostpreußischen Groß-Jägersdorf 1757 konnten die Russen für sich entscheiden. Sie mußten zwar 1758 in Zorndorf eine Niederlage einstecken. Aber bei den 1759 stattfindenden Schlachten von Kay und Kunersdorf waren wieder die Russen siegreich. Den Russen gelang es sogar für einige Tage Berlin zu besetzen, vor allem aber über vier Jahre lang Ostpreußen besetzt zu halten.

Rußlands Schlagkraft litt allerdings darunter, daß Elisabeths Abneigung gegen Friedrich den Großen von ihrem Neffen und designierten Nachfolger, dem späteren Zaren Peter III., nicht geteilt wurde und ihre Stunden und damit auch die ihrer antipreußischen Politik offensichtlich gezählt zu sein schienen. Bereits 1757 erlitt sie bei einem Gottesdienst in Zarskoje Selo vor den Augen ihres Hofes einen Schlaganfall. 52jährig verstarb sie am 5. Januar 1762 in Sankt Petersburg.

Ihr Nachfolger zeigte sich an einer weiteren Besetzung des preußischen Ostpreußens nicht interessiert, und da die Ressourcen sich erschöpften und in ganz Europa sich Kriegsmüdigkeit breitmachte, war unter allen europäischen Großmächten die Bereitschaft vorhanden Frieden zu schließen. Den Anfang machten Rußland und Preußen bereits ein Jahr vor dem Frieden von Hubertusburg am 5. Mai 1762 mit dem Frieden von Sankt Petersburg. Rußland beendete seinen Kriegszustand mit Preußen, zog sich aus dessen Territorium zurück und verzichtete auf eventuelle Gebietsforderungen wie auch Kontributionen oder dergleichen. Die mehrjährige Besetzung Ostpreußens wie auch anderer Ostgebiete Preußens durch das Zarenreich blieb ohne weitere, bleibende Folgen.         Manuel Ruoff

Foto: Elisabethdenkmal in Pillau: Statue und Sockel fallen in unterschiedliche Zuständigkeiten.


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