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13.12.08 / Ein Funken Normalität / Nach Monaten ständiger Krisenmeldungen kehren andere Themen zurück

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-08 vom 13. Dezember 2008

Ein Funken Normalität
Nach Monaten ständiger Krisenmeldungen kehren andere Themen zurück

Nach drei Monaten mit immer neuen Schreckensmeldungen von der Finanz- und Wirtschaftsfront zeichnet sich in den Medien eine gewisse Beruhigung ab. Aber noch ist unklar, ob das schon ein Hinweis auf Besserung ist oder ob nur eine Übersättigung an Negativ-Meldungen eingetreten ist.

Die Berichte im Vorfeld des EU-Gipfels in dieser Woche hatten für das entnervte Publikum etwas Beruhigendes: Die Mächtigen des Kontinents können es sich erlauben, wieder über den Klimaschutz und die schwierige Ratifizierung des Vertrages von Lissabon zu verhandeln! Eine Woche ohne milliardenschwere Rettungspakete für Banken oder Konjunktur und ohne Börsenabstürze, dafür mit einem ganz normalen Weihnachtsgeschäft war vergangen. Nachrichten über strengere Strafen gegen Steuersünder, über die Rückkehr zur alten Pendlerpauschale und über verhaftetete und verurteilte Terroristen, Meldungen also, die wochenlang kaum mehr durchgedrungen wären, finden wieder zurück an die gewohnten Stellen von Berichterstattung und öffentlicher Dis-kussion.

Unklar bleibt vorläufig, ob bloße Übersättigung mit wirtschaftlichen Katastrophenmeldungen der Grund für diese oberflächliche Normalisierung ist, oder ob tatsächlich die Krisensuppe am Ende nicht ganz so heiß gegessen wird, wie sie in den vergangenen Wochen aufgekocht wurde.

Klopft man die Meldungen im einzelnen ab, dann ist vorerst allerdings noch kein Grund zur Beruhigung in Sicht. Was soll man beispielsweise von der Empfehlung des Wirtschaftsnobelpreisträgers Paul Krugman halten, die US-Regierung solle der krisengeschüttelten Autobranche des Landes lieber nicht helfen, da dies deren unabweisbaren Untergang nur um wenige Wochen verzögern würde? Oder von Warnungen aus seriöser Quelle, der rapide Verfall der Energie- und Rohstoffpreise könne zu einer Halbierung des russischen Bruttoinlandsproduktes in den nächsten ein bis zwei Jahren führen?

Auch bestimmte Konjunkturmeldungen aus Deutschland sind nur mit schwarzem Humor zu ertragen. So vermeldet das angesehene ZEW-Institut in Mannheim, die Aussichten für die deutsche Wirtschaft hätten sich im Dezember „weiter aufgehellt“. Das Konjunkturbarometer des Instituts sei gegenüber November um 8,3 Punkte gestiegen und liege jetzt bei minus 45,2. Doch verfrühter Jubel über diese Verbesserung von hundsmiserabel auf miserabel wäre unangebracht. Trotz der überraschenden Aufhellung drohe die deutsche Wirtschaft „immer tiefer in die Rezession“ zu rutschen, warnt ZEW-Chef Wolfgang Franz, einer der angesehendsten deutschen Ökonomen.

Doch die Deutschen haben gute Nerven und machen ungerührt ihre Weihnachtseinkäufe. Ein Psychologe erklärt das – ökonomisch sinnvolle – Verhalten mit einer Art Schockstarre angesichts schlechter Meldungen, die bisher abstrakt sind (s. Seite 7).           K.B.


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