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13.12.08 / Warum die Bahn an die Börse drängt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-08 vom 13. Dezember 2008

Warum die Bahn an die Börse drängt

Die Bahn braucht Geld. Viel Geld. Nicht Millionen, sondern Milliarden. Ein Großteil ihres auf knapp über 30000 Kilometer geschrumpften Streckennetzes muß saniert werden, viele der über 100000 Güterwagen sind in marodem Zustand. Der Personenverkehr verlangt, um konkurrenzfähig bleiben zu können, gigantische Investitionen.

In früheren Zeiten mußte Vater Staat als Eigentümer dafür geradestehen. Heute aber ist Privatisierung angesagt. Also will Bahnchef Mehdorn sich die benötigten vier bis fünf Milliarden Euro an der Börse holen. Da ist aber nichts zu holen, wenn man nicht gut aufgestellt ist. Defizite gelten in Anlegerkreisen nicht als verkaufsfördernd, und in verkrustete Betriebsstrukturen will niemand investieren. Aufgeblähte Personalbestände schrecken ab.

Was also tut der Bahn-Chef? Alles, um sein Unternehmen gut aussehen zu lassen. Das ist sein gutes Recht. Aber wie macht er das? Das auf dieser Seite beschriebene Debakel um die ICE-Strecke Berlin–Hamburg ist eines von vielen Beispielen, wie man es nicht machen sollte. Da wurde und wird gespart ohne Rücksicht auf die Sicherheit, auf die berechtigten Ansprüche der zahlenden Kundschaft, auf längerfristige Folgekosten. Hauptsache, die geschönten Bilanzen finden das Wohlwollen der Anleger.

Besonders ärgerlich ist diese  Vorbereitung des Börsengangs auf Kosten der Zukunft angesichts der Bestrebungen des Bahn-Vorstandes, sich die Privatisierung durch Bonuszahlungen persönlich versilbern zu lassen.  Grundsätzliche Kritiker der Privatisierung, die es keineswegs nur auf der politischen Linken gibt, bekommen durch diese Vorgänge Oberwasser.     H.J.M.


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