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13.12.08 / Antideutscher Reflex

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-08 vom 13. Dezember 2008

Antideutscher Reflex
von Hans Heckel

Durch Deutschland tut sich jedesmal ein seltsamer Riß auf, wenn es um den Umgang mit der eigenen Nation geht. Die Reaktionen auf den Beschluß des Stuttgarter CDU-Bundesparteitags, den Artikel 22 des Grundgesetzes um den Passus „Die Sprache der Bundesrepublik ist Deutsch“ zu ergänzen, hat diesen Riß wieder sichtbar gemacht.

Die Widersprüchlichkeit der Kritik, die dieser Beschluß ausgelöst hat (siehe Seite 2), legt offen, wie wahllos nach Argumenten gegen den Vorschlag der Christdemokraten gekramt wurde. Das läßt nur den Schluß zu: Die Kritiker treibt weit mehr als die bloße Abneigung dagegen, daß neben Staatssymbol und Hauptstadt auch die Sprache unseres Landes im Grundgesetz benannt wird. Wenn, angeführt von Gesine Schwan, über eine „Aversion gegen Einwanderer“ geschimpft wird, die solch ein Passus zum Ausdruck brächte, so ist dies schlicht lächerlich. Wer Respekt empfindet vor dem Land, in das er einwandert, der betrachtet Patriotismus wie Sprachstolz des Gastvolkes mit Wohlwollen und wird sich nach Kräften daran machen, die Sprache seiner neuen Heimat so schnell und gut wie möglich zu lernen.

Nein, die Attacke von Schwan und Co. zielt nicht auf unser Verhältnis zu Ausländern, sondern auf jenes zu uns selbst. Daß die Deutschen mit Stolz zu den Schätzen stehen, die ihre Nation und Kultur ausmachen (und dazu zählt natürlich die Sprache), das treibt sie auf die Barrikaden. Die Migranten spielen dabei nur eine Statistenrolle, bestenfalls sind sie Projektionsfläche eines besseren, weil nichtdeutschen Menschen, den man sich zurechtillusioniert. Kaum je wurde dies auf groteskere Weise sichtbar als vor bald drei Jahren, als herauskam, daß sich Lehrer, Eltern und Schüler einer Berliner Schule mit 90 Prozent Migratenanteil geeinigt haben, auf dem Pausenhof nur noch Deutsch zu sprechen. „Kasernenhof“ giftete Grünen-Chefin Claudia Roth damals gegen die Vereinbarung. Natürlich wußte Frau Roth, daß einen 18jährigen Deutschtürken ein erbärmliches Leben zwischen Arbeitslosigkeit und Minijobs erwartet, wenn er bis dahin nicht gut Deutsch gelernt hat. Aber das war jetzt Nebensache. Das Wort „Deutsch“ allein ließ sie umgehend hyperventilieren

Und das macht die Entfremdung aus, die sich auftut zwischen einem wachsenden Teil des deutschen Volkes und einer gewissen politisierenden Klasse. Nie wurde dieser Riß so augenscheinlich wie während der Fußball-WM 2006. Noch kurz zuvor wurden düstere Warnungen in die Welt gesandt von „No-Go-Areas“ für Ausländer in Deutschland. Tatsächlich empfing ein schwungvoll patriotisches Deutschland Millionen begeisterter Gäste.

Doch man sollte sich nichts vormachen: Auch wenn Roth und andere damals schamhaft zurückruderten, auch wenn Mulitikulti-Träumereien realistischeren Vorstellungen von Integration, Zuwanderungspolitik und Grenzen der Toleranz gegenüber fremden Gepflogenheiten gewichen sein mögen, der antideutsche Reflex rumort unverdrossen weiter. Jetzt hat er sich wieder gemeldet.

Foto: „Was für eine Türktümelei! Was für ein undemokratischer Assimilierungsdruck!“: Was in der Türkei schon seit einem Vierteljahrhundert gesetzlich festgelegt ist, regt die Türken in Deutschland im umgekehrten Fall auf.


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