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13.12.08 / Maler der Mark Brandenburg / Bröhan Museum würdigt den Bromberger Walter Leistikow

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-08 vom 13. Dezember 2008

Maler der Mark Brandenburg
Bröhan Museum würdigt den Bromberger Walter Leistikow

Ihm gingen plötzlich die Augen auf über die herbe Schönheit der märkischen Wälder und Seen“, schrieb Lovis Corinth (1858–1925) über seinen Freund und Kollegen Walter Leistikow (1865–1908). „Der melancholische Reiz, der in den Kieferwaldungen liegt, wie sich die dunklen Wipfel knorrig gegen die wehenden Wolken absetzen und zu Füßen sich in schwarzen Dümpeln spiegeln, hat Leistikow verstanden wiederzugeben wie kein anderer. Er ist für die Welt zum Dolmetsch dieser spröden Natur geworden. Nicht als ob er überhaupt zuerst diese Motive gefunden hätte, aber seine Bilder zwangen zuerst vor allen andern Künstler und Laien zur Bewunderung. Man nannte ihn den Maler der Mark Brandenburg.“

Einen Eindruck von diesen Stimmungslandschaften erhält man bei einem Besuch der gleichnamigen Ausstellung im Berliner Bröhan-Museum – Landesmuseum für Jugendstil, Art Deco und Funktionalismus. Als führende Persönlichkeit der Berliner Sezession gehört der Bromberger Walter Leistikow zu den Hauptkünstlern der Sammlung des Bröhan-Museums, das dessen 100. Todestag zum Anlaß für diese Ausstellung nahm. Ein Begleitbuch mit Texten ausgewiesener Fachleute widmet sich zum einen dem Künstler Leistikow, zum anderen aber auch seiner Rolle in der Sezession. So entstand ein aufschlußreicher Einblick in ein Kapitel deutscher Kunst- und Kulturgeschichte.

Max Liebermann, der dem Freund und geschätzten Kollegen bei der Trauerfeier am 29. Juli im Sezessionsgebäude, in dem Leistikow zehn Jahre lang organisatorisch gewirkt hatte, die Abschiedsrede hielt, lobte Leistikows Verdienst, „den Stil gefunden zu haben für die Darstellung der melancholischen Reize der Umgebung Berlins“. „Er sucht nicht weitab oder in fremden Ländern seine Motive, sondern er malt, was er sieht“, so Liebermann. „Fast vor den Toren Berlins findet er die Sujets für die Werke, welche seinen Namen in der Geschichte der deutschen Landschaftsmalerei unsterblich machen werden ... Ein Künstler, dem gelungen, daß wir die Natur mit seinen Augen sehn, hat sich ausgelebt. Er hat sein Ideal erreicht: uns zu überzeugen.“

Seine meist melancholisch anmutenden Stimmungslandschaften brachten dem Bromberger nationales und internationales Renommee. Er machte sich schließlich auch einen Namen als Organisator der modernen Kunstbewegungen und fand Anerkennung als bemerkenswerter Manager seiner Kunst, die er mit Fingerspitzengefühl zu vermarkten verstand. So wird neben dem Maler Leistikow auch der Kunsthandwerker gewürdigt, der Mosaikglasfenstern, Möbeln, Tapeten und auch Paravents ein unnachahmliches Erscheinungsbild gab.           os

Die Ausstellung „Stimmungslandschaften“ im Bröhan Museum, Schloßstraße 1 a, Berlin, ist bis zum 11. Januar täglich außer montags 10 bis 18 Uhr zu sehen, Eintritt 8 / 5 Euro. Katalog, Deutscher Kunstverlag, München, Berlin, 240 Seiten, zahlreiche Abbildungen, gebunden, 39,90 Euro.


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