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13.12.08 / Eine Hilfe für Könige wie Historiker / Friedrich Wilhelm Ernst von Gaudi verfaßte das Standardwerk »Journal zum Siebenjährigen Kriege«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-08 vom 13. Dezember 2008

Eine Hilfe für Könige wie Historiker
Friedrich Wilhelm Ernst von Gaudi verfaßte das Standardwerk »Journal zum Siebenjährigen Kriege«

Zur Zeit des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) war dessen fleißigster und beständigster Chronist der Stabsoffizier Friedrich Wilhelm Ernst von Gaudi. Er wurde am 23. August 1725 in Spandau geboren als Sohn eines preußischen Offiziers, der als Oberst im Infanterieregiment No. 2 (von Schlichting) in der Schlacht bei Habelschwert am 14. Februar 1745 fiel.

Gaudi studierte an der Universität Königsberg (wohl Ökonomie und alles, was mit militärischen Wissenschaften zusammenhing), betrat dann die soldatische Laufbahn und wurde schließlich Fähnrich im Regiment No. 35 des Königsbruders und Prinzen Heinrich, in dem er rasch durch seine Begabung auffiel.

Als sich zu Beginn des Siebenjährigen Krieges eine Art Generalstab um König Friedrich bildete, lancierte Prinz Heinrich den ihm treu ergebenen Gaudi in die unmittelbare Umgebung des Königs. Friedrich ernannte den jungen Gaudi am 2. August 1756 zum „Capitain des Guides“ und ließ ihn als Flügeladjutanten an den Beratungen der Generale teilhaben.

Der Capitain des Guides hatte als nachgeordneter Angehöriger im Generalquartiermeisterkorps die Aufgabe, mit seinen Jägern das vor der Truppe liegende Gelände zu erkunden, geeignete Lagerplätze zu finden und abzustecken und die einzelnen Bataillone dann dorthin zu führen. Der Titel findet sich bereits in der Armee des Großen Kurfürsten. Friedrich der Große hatte in einer Kabinetts-Ordre vom 24. November 1740 die Funktion des Jägerkorps so beschrieben: „… wenn die Armee in fremde Länder kommet und marschiret, vor gute Wegweiser zu sorgen und solche an der Hand zu haben, damit wenn marschiret wird oder Kommandos verschickt werden, ihnen jederzeit gute Wegweisers, die alle Wege und Stege kennen, mitgegeben werden können.“

Im Siebenjährigen Krieg verfügte der Kapitän (Hauptmann) Gaudi über zwei Eskadrons zu je drei Oberjägern und 84 Jägern. Später wurden diese Jäger auch mit Aufklärungsaufgaben betraut, wobei sie Informationen über Standort und Umfang feindlicher Verbände liefern sollten.

Gaudis wurde 1760 wurde nach einer gelungenen Aktion bei Strehlen zum Major ernannt und erhielt den Orden „Pour le mérite“. Auch sein Privatleben verlief für ihn erfreulich. Nach Kriegsende hielt er 1763 um die Hand von Wilhelmine Charlotte von Hack verwitwete von Buddenbrock an und heiratete sie. Im folgenden Jahr bekam sie eine Tochter.

Am 19. Juni 1779 erhielt Gaudi das Füsilierregiment No. 44 in Wesel und wurde zum Generalmajor ernannt. Als er 1778 beim Beginn des Bayerischen Erbfolgekrieges mit seinem Regiment zur Armee des Prinzen Heinrich stoßen sollte, stürzte er unglücklich vom Pferd und brach sich ein Bein. Der König entzog ihm aber deswegen nicht seine Gunst und ernannte ihn 1785 zum Generalinspektor über die westfälischen Regimenter. Auch unter König Friedrich Wilhelm II. wurde er gefördert. Am 20. Mai 1787 wurde er zum Generalleutnant und Kommandeur der Festung Wesel ernannt. Im Alter von 62 Jahren nahm er im selben Jahr mit seinem Regiment an einer kriegerischen Aktion in den Niederlanden teil. Er starb am 13. Dezember 1788.

Auch wenn er während der Regierungszeit des großen Königs seine umfangreichen Aufzeichnungen nicht veröffentlichte, war er doch wegen seines ausführlichen und mit zahlreichen Plänen versehenen „Journal vom Siebenjährigen Kriege“ der führende Bericht­erstatter über die Ereignisse. Seine militärische Funktion prädestinierte ihn dazu, seine militärisch-schriftstellerische Begabung nutzbar zu machen. Daher waren insbesondere seine Angaben über die Wege, die die einzelnen Truppenteile zurücklegten, so genau, daß sein „Journal“ zur Grundlage der vom Großen Generalstab der preußischen Armee in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts herausgegebenen „Geschichte des Siebenjährigen Krieges in einer Reihe von Vorlesungen, mit Benutzung authentischer Quellen“ (sog. „Altes Generalstabswerk“) wurde.        J. Z.


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