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13.12.08 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-08 vom 13. Dezember 2008

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

es gibt Erfreuliches zu berichten, sehr Erfreuliches sogar. Denn wie soll man das anders bezeichnen, wenn ein alter, deutscher Friedhof im Marienburger Werder vor dem Verfall bewahrt wird, wenn sich auf einer Feier an den nun wieder erkennbaren Gräbern 100 Teilnehmer aus Deutschland, Polen, Kanada, den Niederlanden und den USA zusammenfinden, um gemeinsam die Restaurierung des deutschen Kirchhofes feierlich zu begehen. So geschehen im Sommer dieses Jahres in Preußisch Rosengart, Kreis Marienburg. Und wenn jetzt der Schnee auf die Gräber fällt und sie weißflockig eindeckt, so wissen die Nachkommen derer, die hier liegen, daß sie bei ihrem nächsten Besuch die Grabstätten wiederfinden werden und sie weiter pflegen können. Denn das war nicht der Fall, als der aus Rosen­gart stammende Gerd Lau auf einem Heimatbesuch das Grab seines hier beigesetzten Vaters aufsuchen wollte – und es nicht fand. Der Friedhof zugewachsen, das Portal eingestürzt, kaum noch eine Grabstätte als solche zu erkennen, nur Gestrüpp, Verfall, Vergehen. Torsten Brockmeyer, der seinen Vater Gerd Lau begleitete, war von dem Anblick so erschüttert, daß er sich vornahm, eine Restaurierung des Friedhofes unverzüglich in die Wege zu leiten. Das war im Mai 2006, und wir berichteten über sein Vorhaben in unserer Ostpreußischen Familie.

Zwei Jahre vergingen, in denen Torsten Brockmeyer alle Hebel in Bewegung setzte, um das Vorhaben zu verwirklichen. Er nahm Verbindung zu den polnischen Behörden, der Landsmannschaft Westpreußen, dem Heimatkreis, ehemaligen Bewohnern und den Mennoniten auf, denn in Pr. Rosengart gab es aufgrund der holländischen Besiedlung eine starke mennonitische Gemeinde. Bereits im Herbst 2006 konnte er Gespräche mit dem Bürgermeister der Samtgemeinde Grunau, Aleksander Lewicki, führen, dazu kamen Mitglieder der Stiftung POBOG in Elbing, deren Ziel es ist, die Geschichte dieser Gegend zu bewahren und zu beleben. Mennoniten aus den USA und Kanada, und besonders der in Tiegenhof wohnende Bolek Klein zeigten sich sehr bemüht und trieben das Projekt voran. So kam es, daß sich nun in diesem Jahr an einem warmen Vorsommertag – „so, wie ich ihn aus meiner Kindheit kannte“, erinnert sich Gerd Lau – in der Kirche eine große Gemeinde zusammenfand, um für dieses gemeinsame Hilfsprojekt zu danken. Unter ihnen eine Gruppe von Mennoniten aus den USA, die sich unter Leitung von Prof. Peter Klassen auf Europatour befand. Auch die niederländische Honorarkonsulin war gekommen. Dann ging es zum Friedhof, wo nach dem Aufschließen des wieder in Stand gesetzten Portals – einen der drei Schlüssel bekam Herr Brockmeyer – eine Gedenktafel für die hier Ruhenden enthüllt wurde. Ein gemeinsamer Gang über den Friedhof führte an den wieder erkennbaren Gräbern der einst hier bestatteten Bewohner der Gemeinde Pr. Rosengart vorbei. Bürgermeister Lewicki versprach dafür zu sorgen, daß die Wiederherrichtung des Friedhofes weitergehen wird. „Ein Stück Vergangenheit ist neu belebt und vor dem Verfall bewahrt. Unsere Vorfahren sind nicht vergessen!“ So schließt Gerd Lau seinen uns jetzt zugesandten Bericht, für den wir ihm danken. Zeigt er doch, was mit privater Initiative erreicht werden kann, wenn ein fester Wille und eine sorgfältige Planung vorhanden sind.

Um einen Friedhof geht es auch im nächsten Fall, und zwar um den in unserer Kolumne in Folge 40 erwähnten Grabstein auf dem Kirchhof von Rauschen. Dort hatte Frau Christel Mössner den Grabstein ihres Vaters Dr. Otto Paul Ehlert, der in Rauschen tätig gewesen war und dort 1930 verstarb, bei ihrem letzten Heimatbesuch noch in gutem Zustand vorgefunden, er stand aufrecht und etwas abseits der anderen Gräber. Nun lebt Frau Mössner in einem Seniorenheim in Karlsruhe und kann aus Altersgründen nicht mehr eine solch weite Reise unternehmen. Sie hätte gerne gewußt, ob der Grabstein noch steht. Diese Frage stellte Herr Rudolf Cilek für seine Mitbewohnerin, und wir brachten sie mit der Bitte an die Besucher des beliebten Bades, in dem noch einiges an alte, schöne Zeiten erinnert, bei einem Gang über den Friedhof nach dem Grabstein von Dr. Ehlert zu schauen und über seinen Zustand zu berichten. Nun ist die Reisezeit vorbei, und das Samlandbad wird kaum noch besucht sein, aber Herr Dietmar Wrage aus Bargteheide war kürzlich doch dort und wollte Frau Mössner gerne den Wunsch erfüllen. Leider suchte er vergebens, er fand weder Grab noch Grabstein. Nach seiner Rückkehr rief er Herrn Cilek an und bat um genauere Angaben über den Standort. Also befragte Herr Cilek erneut seine Mitbewohnerin, und nun ergab sich, daß sie sich leider geirrt hatte. Ihr Vater liegt nicht in Rauschen begraben, sondern – wie sie sich nun zu erinnern glaubt – auf einem Kirchhof etwa fünf Kilometer südöstlich des Seebades in Sankt Lorenz. Der früher 700 Seelen zählende Ort hatte ein Wirtshaus und ein Sägewerk. Sein russischer Name lautet „Salskoe“. Herr Cilek bittet um Entschuldigung für die falsche Ortsangabe – hat er auch persönlich bei Herrn Wrage getan – und hofft, daß sich nicht noch weitere Leserinnen und Leser die vergebliche Mühe gemacht haben, den Grabstein zu finden. Also nach dieser Korrektur die erneute Bitte: Wer irgendwann nach Rauschen reist und nach St. Lorenz kommen sollte, denke an den Wunsch von Frau Mössner und teile seine Eindrücke Herrn Cilek mit. (Rudolf Cilek, Erlenweg 2, Wohnstift 3-8/5 in 76199 Karlsruhe, Telefon 0721/8801-549.)

Ja, die Erinnerung weist doch mitunter Lücken auf, wenn das Leben uns eine sehr lange Spanne Zeit bewilligt – wer kennt das nicht? So heißt es auch für mich immer wieder: Nachfassen, Nachhaken, Unstimmigkeiten beseitigen, Ergänzen und manches schon Geschriebene neu fassen. Bleiben wir beim Ergänzen. In Folge 41 hatte ich die Bitte von Frau Waltraud Wieschal aus Münster gebracht, nach ehemaligen Schulkameradinnen und Spielgefährten aus Sensburg zu suchen. Sie hat bisher immer in unserer Zeitung nach Namen aus ihrer Heimatstadt geforscht, aber nie einen gefunden. Und auch diesmal herrscht Schweigen – niemand hat sich bisher gemeldet, der sich angesprochen gefühlt hätte. Nun nannte sie mir noch einige Namen, die helfen könnten, die Suche etwas intensiver zu gestalten. Waltrauds Vater war der Kaufmann und Gastwirt Tyborzik, sein Geschäft befand sich im nahen Prausken, die Familie wohnte bis zur Flucht Ende Januar 1945 im Philosophenweg 118 in Sensburg. Die 1932 geborene Waltraud Tyborzik besuchte die Sensburger Mädchenschule. Am 25. Januar fand der letzte Unterricht statt. Erinnert sich noch eine der 26 Mitschülerinnen von Waltraud, die damals die Klasse 7 besuchten, an die Klassenlehrerin Frau Jakubielski oder an den Musiklehrer Herr Palm? Manchmal genügt ja nur ein Name, um die Erinnerung zu wecken. Das hoffe ich auch in diesem Fall und wünsche Frau Wieschal, daß sie endlich eine Sensburgerin aus ihrer Kinderzeit findet. (Waltraud Wieschal, Sentmaringer Weg 99 in 48151 Münster, Telefon 0251/796399.)

Ein mit 540 Jahren beachtliches Alter kann das masurische Dorf Mykossen/Arenswalde aufweisen, und ehe das Jahr zu Ende geht, trägt ein inzwischen längst erwachsener „Lorbaß“ aus Mykossen uns seine Wünsche vor. Es ist der unermüdlich für seine Heimat tätige Arnold Krause aus Krefeld, Gründer des Hermann-Sudermann-Fanclubs und Verehrer der ostpreußischen Romanschriftstellerin Leni Behrendt. Aber diesmal dreht es sich um „das schönste Dorf Masurens“, wie auf vielen Postkarten, Sonderbriefmarken – postgebührenmäßig ohne Wert – und in Hymnen, sogar in einer „Mykossen-Ballade“ bewiesen wird, das auf dem für 2009 geplanten Treffen der Kreisgemeinschaft „Arys-Stadt und Land“ besonders gefeiert werden soll. Auf dieser vom 8. bis 10. Mai in Glashütte/Bad Pyrmont stattfindenden Zusammenkunft wird auch das „taufrische“ Buch „Geschichte(n) und Wissenswertes über Arenswalde, vormals Mykossen“ öffentlich vorgestellt. Verfasser ist Lutz Jeromin, Enkel eines Mykosser Landwirtes. Unter den hoffentlich wieder zahlreich erscheinenden ehemaligen Bewohnern des zuletzt 400 Seelen zählenden Dorfes aus dem Kreis Johannisburg wünscht sich Initiator Arnold Krause auch die Familien Porsch (Haus an der Schule) und Glawian (Haus Zielinski an der Dorfbrücke), deren Anschriften fehlen. Also bleibt die Aufforderung an die Genannten über unsere Ostpreußische Familie: Bitte melden bei Arnold Krause, Thywissenstraße 70 in 47805 Krefeld.)

Mit einem besonderen Anliegen, wie er schreibt, kommt Herr Erhard H. Pletz aus Cuxhaven zu uns. So besonders erscheint es mir allerdings nicht, denn schon oft wurde nach ehemaligen Wehrmachtsangehörigen gesucht, die über ihre Einheit und ehemalige Kameraden Auskunft geben könnten. Und da der gefallene Bruder zu einer Einheit gehörte, in der sich wahrscheinlich außer dem geborenen Königsberger auch andere Ostpreußen befanden, die im Sommer 1944 in Bessarabien gekämpft haben, ist unsere Kolumne schon der richtige Platz. Herr Pletz schreibt: „Mein Anliegen betrifft meinen im Zweiten Weltkrieg gefallenen Bruder Herbert Hermann Ferdinand Pletz, * 1. Dezember 1922 in Königsberg. Seine Einheit wurde im Juli/August 1944 völlig aufgerieben. Ab Juli 1944 existieren keinerlei Angaben mehr über das Regiment und dessen Einsätze sowie über die Division 161. Inf. Im Jahre 2006 wurde das Grab meines Bruders in Moldawien gefunden, seine sterblichen Überreste wurden auf dem Friedhof bei Chisinau beigesetzt. Sehr gerne würde ich noch etwas mehr über seine Einheit oder über meinen Bruder, den Unteroffizier Herbert Hermann Ferdinand Pletz, von Überlebenden hören. Ich würde mich freuen, wenn ich über die Ostpreußische Familie etwas Näheres über die Division oder die Einheit erfahren könnte.“ Erläuterungen zu seinen Fragen führt Herr Pletz gesondert auf: Truppenteil: Stb.I./Gren.Rgt. 371 war im Verband der 161. Inf.Div. und gehörte bis Juli 1944 zum Korps A. Todesort: Cdalfa/Besssarabien. Bestattet auf dem Soldatenfriedhof in Cobusca Noua. Der Kompanieführer war Leutnant Ziebeko. Das sind also sehr genaue Angaben, und ich hoffe, daß Herr Pletz aus unserem Leserkreis Zuschriften bekommt. (Erhard H. Pletz, Eduard-Karstens-Weg 15 in 27472 Cuxhaven, Telefon 04721/21625, E-Mail: erhard-pletz@t-online.de.)

Die Ostpreußische Familie hat schon mancher Heimatstube helfen können, und so hoffen, wir, daß dies weiterhin der Fall ist – und haben dafür auch schon Bewerber. Herr Schneidewind aus Olpe rief mich an, er ist einer der eifrigsten Leser unserer Kolumne und hat schon manches bewirken können. „Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind in der landsmannschaftlichen Arbeit sehr wichtig und wohltuend für beide Seiten“, meint er – speziell auf einen Fall bezogen, in dem er auch Mittler sein konnte –, aber dieser Satz trifft auf unsere ganze große Ostpreußische Familie zu. Ja, und nun zu seiner schriftlich fixierten Bitte um Mithilfe bei der Gestaltung eines Gemeinschaftsraumes für die Kreisgruppe Siegerland der LS West- und Ostpreußen. Diese wurde 1955 von Max Gorski in mühevoller Kleinarbeit gegründet, die Aktivitäten wie Arbeit in der Frauengruppe, Ausflüge zu heimatlich bezogenen Zielen und Kulturveranstaltungen dauern auch nach über einem halben Jahrhundert an und sollen nun verstärkt werden durch die Schaffung eines Begegnungs- und Leseraumes für die Vertriebenen aus West- und Ostpreußen sowie Danzig. Gesucht wird vor allem Lesestoff, der sich mit der ostdeutschen Heimat beschäftigt: Bücher, Heimatbriefe, Kalender aller Art, aber auch Ton- und Video-Cassetten und DVD, denn ältere Landsleute haben ja oft Schwierigkeiten mit dem Lesen, aber die elektronischen Medien ziehen ja auch jüngere Menschen an. Auch andere Erinnerungsstücke sind gefragt – und damit nähern wir uns dem Begriff Heimatstube –, aber am wichtigsten ist doch die heimatliche Literatur. Wer hilft mit, diesen Begegnungsraum zu gestalten und spendet Entbehrliches aus seinem Bücherschrank? Die Heimatgruppe Siegerland würde sich freuen. Die Sendungen sind zu richten an Herrn Anton Olbrich, Seitenweg 4 in 57250 Netphen.

Aber klettern wir weiter auf unserer Erfolgsleiter. Da ist eine Karte von Frau Ingrid Labuhn aus Chemnitz, die das Buch „Der Kreuzritter“ suchte. Erwartet hätte sie wohl wie ich eine Zuschrift, wenn überhaupt – doch es kamen fünf Angebote. „Ich freue mich, daß ich das Buch jetzt besitze. Herzlichen Dank!“ Den reiche ich hiermit weiter.

Unsere alte treue Familienfreundin Hermine Janz meldete sich auch wieder, diesmal mit dem gesuchten Lied: Wo findet die Seele die Heimat, die Ruh … Sie fand es in ihrem Gesangbuch, das sie jeden Sonntag beim Fernseh-Gottesdienst benutzt. Vielen Dank, liebe Frau Janz. Ihren Vorschlag, dieses Lied einmal in unserer Kolumne zu bringen, kann ich leider nicht realisieren, denn der Platz ist für die Suchwünsche bestimmt und für die Erfolge – wie diese!

Und etwas Erfreuliches noch zum Schluß. Da hatte ich für eine Leserin das Gedicht „Die Kokarde“ eines unbekannten Verfassers gesucht, das ich auch in meinen älteren Gedichtbüchern nicht finden konnte. Ich glaubte zwar, es einmal gelesen zu haben, was sich allerdings als Irrtum erwies. Denn jetzt sandte uns Herr Klaus Liehs aus Duisburg das mir völlig unbekannte Gedicht zu. Es stammt von dem 1833 geborenen Schriftsteller Franz Lüdtke. Herr Liehs fand es in einem Lyrikband, den er auf einem Ostpreußentreffen antiquarisch erworben hat. Es berührte ihn sehr, weil sein Vater wohl Ähnliches wie der Dichter empfunden hatte, als er nach dem Ersten Weltkrieg aus Posen vertrieben und heimatlos geworden, mit seinem Marschgepäck auf der Straße stand. Ich danke Ihnen sehr für die Zusendung, lieber Herr Liehs, und bin froh, es unserer Leserin aus Breuna übersenden zu können.

Eure Ruth Geede

Foto: Vor der Enthüllung der Gedenktafel (rechts unten) auf dem Friedhof Preußisch Rosengart: Gerd Lau bei seiner Ansprache. Zu seiner Linken stehen sein Sohn Torsten Brockmeyer und Bürgermeister Aleksander Lewicki.


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