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13.12.08 / Ungekünstelte Aktrice / Corinna Harfouch überzeugt als kompromißlose Darstellerin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-08 vom 13. Dezember 2008

Ungekünstelte Aktrice
Corinna Harfouch überzeugt als kompromißlose Darstellerin

Ihre Rolleninterpretationen zeichnen sich durch anspruchsvolle Ernsthaftigkeit und Seriosität aus. Eine Qualität, die Corinna Harfouch befähigte, im Laufe ihrer Karriere historische Frauenfiguren wie Vera Brühne, Magda Goebbels oder Lady Macbeth glaubhaft darzustellen. Zur Zeit probt sie an der Volksbühne Berlin Anton Tschechows „Die Möwe“. Premiere ist am 20. Dezember.

1954 im thüringischen Suhl geboren, beginnt Corinna Harfouch geborene Meffert nach dem Abitur ein Studium als Textilingenieurin an der TU Dresden. Zwei Jahre später zieht es Corinna nach Berlin, wo sie die Ostberliner Ernst Busch Hochschule für Schauspielkunst besucht. Als Meisterschülerin der renommierten Vera Oelschlegel am Theater im Palast lernt sie ihr Handwerk als Schauspielerin.

Im Alter von 21 Jahren nimmt sie nach der Heirat mit dem syrischen Informatiker Nabil Harfouch den Namen ihres Ehemannes an. Zusammen haben sie eine Tochter, die heute in Toronto lebt. Aus Corinnas zweiter Ehe mit dem Schauspieler und Regisseur Michael Gwisdek gehen die Söhne Johannes und Robert hervor.

Ihren größten beruflichen Erfolg zu DDR-Zeiten feiert sie als Lady Macbeth an der Volksbühne unter der Regie des legendären Dramatikers Heiner Müller. An gleicher Stelle wird sie nach der Wende auch eine der wichtigsten Protagonistinnen von Intendant Frank Castorf. Für die Rolle des Generals Harras in „Des Teufels General“ von Carl Zuckmayer wählen sie die Kritiker zur Schauspielerin des Jahres 1997.

Dem breiteren deutschsprachigen Fernsehpublikum wird Corinna Harfouch erstmals durch ihr Mitwirken in der ZDF-Serie „Unser Lehrer Doktor Specht“ bekannt. Der Durchbruch gelingt ihr jedoch erst aufgrund der empathischen Verkörperung der wegen Mordes verurteilten Vera Brühne. In Bernd Eichingers gleichnamigem halbdokumentarischen Fernsehfilm aus dem Jahr 2001 kann sie ihre schauspielerische Klasse vor der Kamera nachhaltig unter Beweis stellen. In dieser Zeit kommen sich Eichinger und Harfouch auch privat näher. Sie halten ihre Beziehung allerdings bis zum Ende unter Verschluß.

Im Jahr 2004 ist sie schließlich als Magda Goebbels in Oliver Hirschbiegels „Der Untergang“ zu sehen. Mit bewegender Glaubwürdigkeit spielt sie die Rolle einer Frau und Mutter, die im Angesicht von Tod und Ausweglosigkeit ihre eigenen Kinder vergiftet.

Durch ihr Mitwirken an weiteren deutschen Großproduktionen wie Oskar Roehlers „Elementarteilchen“ oder „Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders“ von Tom Tykwer belegt sie ihren Stellenwert für den deutschen Film.

Corinna Harfouch ist eine Frau mit bewegter Vergangenheit. Dieses Gut setzt sie für ihre Arbeit als Schauspielerin stets produktiv ein. Ob auf der Theaterbühne oder vor der Kamera – ihre Wirkung ist rigoros und kompromißlos. Der Zuschauer hat bei ihr den untrüglichen Eindruck, daß sie getroffene Entscheidungen mit all ihren Konsequenzen trägt – im Leben wie in einer Rolle. Die vielfach ausgezeichnete Schauspielerin ist unter anderem Adolf-Grimme-Preisträgerin, bekam den Deutschen Filmpreis sowie die Goldene Kamera als beste deutsche Schauspielerin.

Timo Buschkämper

Foto: Corinna Harfouch als Vera Brühne


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