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© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-08 vom 13. Dezember 2008
Entlarvung von Scheinwelten Der neue Roman des italienischen Erfolgsautors Andrea De Carlo „Das Meer der Wahrheit“ fängt zunächst mit einem natürlichen Todesfall an. Der in der apenninischen Wildnis lebende Lorenzo erhält einen Anruf seines Bruders Fabio, der ihm mitteilt, daß ihr Vater, der international geschätzte Virologe Teo Telmari, verstorben ist. Hals über Kopf macht Lorenzo sich auf den Weg nach Rom. Dort trifft er auf seinen Bruder, der sich mittlerweile als Politiker einen Namen gemacht hat und der mit seiner Frau Nicoletta und seinem Sohn Tommaso nach außen hin die perfekte Bilderbuchfamilie mimt. In Wirklichkeit sieht die Situation jedoch ganz anders aus. Andrea de Carlo, der ein bekennender Greenpeace-Aktivist ist, will mit seinem Roman den Leser von der Schlechtigkeit der herrschenden Klasse überzeugen. Auch sein Held Lorenzo fühlt sich unwohl in der verlogenen, künstlichen Scheinwelt seines Bruders aus Politik, Ansehen und Macht und würde am liebsten schnellstmöglich wieder zu seinem Haus in der Wildnis der Apenninen reisen, wäre nicht auf der Beerdigung seines Vaters, wie aus dem Nichts, ein hübsches rothaariges Mädchen aufgetaucht, welches ihn nach einem rätselhaften Kardinal befragte. Der Autor läßt Lorenzo durch dieses Treffen unfreiwillig in einen Strudel von Ereignissen geraten. Mysteriöse Einbrüche im ehemaligen Haus des Vaters sowie in der Wohnung der Geliebten des Verstorbenen wecken Lorenzos Neugier. Was haben die Einbrecher gesucht, und wieso drängt sein Bruder darauf, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen? Von dem rothaarigen Mädchen Mette erfährt Lorenzo, daß sich alles um ein Schriftstück, geschrieben von einem senegalesischen Kardinal, der an Aids starb, dreht. Leider nimmt die Spannung der Handlung zum letzten Drittel hin drastisch ab, als sich zwischen Lorenzo und Mette eine Romanze anbahnt, doch findet der Roman zügig zu seiner alten Form zurück. „Das Meer der Wahrheit“ verstört, da der Autor alles Bekannte nicht nur entzaubert, sondern auch zerstört und verzerrt. Andrea de Carlo hält zu offensichtlich nichts von der italienischen Politik, der katholischen Kirche und der Gesellschaft, und in diese Richtung will er auch den Leser „bekehren“. Das stößt ab. A. Ney Andrea de Carlo: „Das Meer der Wahrheit“, Diogenes, Zürich 2008, gebunden, 346 Seiten, 21,90 Euro |
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