03.05.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
20.12.08 / Vertrauen verspielt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-08 vom 20. Dezember 2008

Vertrauen verspielt
von Harald Fourier

Mein erstes „Knax-Kinderkonto“ bei der Berliner Sparkasse hatte ich schon in der Grundschule. Mir wäre nie in den Sinn gekommen, woanders ein Konto zu eröffnen. Doch die Sparkasse in Berlin tut alles, um  ihre Stammkunden zu vergraulen.

Am meisten habe ich mich über die neue monatliche Kontoführungsgebühr von 9,50 Euro geärgert. Andere Institute verzichten ganz auf solche Gebühren oder nehmen viel weniger. Außerdem gibt es keinen persönlichen Ansprechpartner mehr in der Filiale, sondern nur noch austauschbare „Berater“, die in Wirklichkeit Verkäufer sind.

In einem Renault-Autohaus begrüßt einen kein Verkäufer, der sich als neutraler „Auto-Berater“ tarnt, sondern ein Renault-Verkäufer. Und von dem erwartet niemand, daß er seinen Kunden einen Volkswagen empfiehlt. Nur die Verkäufer von Kreditinstituten hüllen sich in diese scheinbare Neutralität  eines „Finanz-Beraters“.

In gewisser Hinsicht war die Sparkasse, die zur Bankgesellschaft Berlin (BGB) gehört, ein Krisengewinnler der letzten Monate. Während nahezu jede andere Landesbank mit Riesenproblemen zu kämpfen hat, ist die BGB mit einem blauen Auge davongekommen. Der große Berliner Bankenskandal liegt acht Jahre zurück, seitdem haben sich die Spree-Bänker nichts zuschulden kommen  lassen. Von Hypothekenkrediten hatten sie die Schnauze voll, nachdem sie sich mit Ost- Plattenbauten ordentlich vertan hatten.

Aber dieses neue Vertrauen zerstört jetzt die schludrige Weitergabe von Kreditkarten-Daten, es sind ja sogar geheime PIN-Nummern auf dem Schwarzmarkt gelandet. Der Verlust dieser Kundendaten ruiniert gerade das letzte bißchen Ansehen, das sich die Bankgesellschaft mühsam wiederaufgebaut hatte. Wer so mit seinen Kunden umgeht, der darf sich nicht wundern, wenn immer mehr das Weite suchen.

Mein letzter Versuch, mit der Sparkasse zu reden, endete so: Ich mußte vor mehreren Wochen – also lange vor dem neuesten Datenskandal – wegen einer anderen Sache zu einer „Beraterin“, und die fing sie plötzlich an, über mein Konto zu sprechen. Sie: „Für nur vier Euro mehr bekommen Sie noch zwei Kreditkarten dazu.“ Ich: „Ich will nicht mehr zahlen, sondern weniger. Was soll ich mit einer Kreditkarte? Haben Sie nicht  eine günstigere Variante für mich? Ich finde Ihre Kontoführungsgebühren wirklich unanständig hoch …“

Die Beraterin schüttelte nur mit dem Kopf. Ab 1. Januar bin ich bei einer anderen Bank.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren