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03.01.09 / Warenhauskönig aus Bonn / Helmut Horten schuf ein Unternehmen mit Milliardenumsatz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-09 vom 03. Januar 2009

Warenhauskönig aus Bonn
Helmut Horten schuf ein Unternehmen mit Milliardenumsatz

Bis in unser Jahrhundert hinein bildeten Horten-Kaufhäuser einen integralen Bestandteil der bundesdeutschen Kaufhauslandschaft, waren ein Bestandteil vieler Stadtbilder. Horten war in seiner besten Zeit nach Karstadt, Hertie und Kaufhof der viertgrößte Warenhauskonzern der Republik. Seinen Namen verdankte der Konzern seinem Gründer Helmut Horten, der vor 100 Jahren in dem seinerzeit preußischen Bonn geboren wurde.

Am 8. Januar 1909 kam Horten als Sproß einer Juristen- und Beamtenfamilie zur Welt. Sein Vater war zuletzt Senatspräsident beim Kölner Oberlandesgericht. Nach dem Abitur machte er eine Lehre zum Textilkaufmann. Im Mai 1936 kaufte er das Duisburger Kaufhaus Gebrüder Alsberg, dessen jüdische Vorbesitzer in die Vereinigten Staaten von Amerika emigrierten. Die Finanzierung sicherte der Bankier Wilhelm Reinold von der Hamburger Commerz- und Disconto-Bank, der die Bank zum stillen Teilhaber des nun gegründeten Unternehmens Horten & Co. machte. Noch im selben Jahr erwarb Horten das Wattenscheider Kaufhaus Hess. Bis 1939 kamen sechs weitere Warenhäuser hinzu, drei davon in Ostpreußen.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde Horten damit beauftragt, die kriegsbedingt kontingentierten Waren an die Kauf- und Warenhäuser im Niederrheinbereich zu verteilen. Aufgrund dieser Funktion verhaftete die britische Besatzungsmacht Horten 1947. Sie internierte ihn in Recklinghausen, bis sie ihn nach einem Hungerstreik im darauffolgenden Jahr freiließ.

Wenn die Besatzungsmacht Horten auch seiner Freiheit beraubte, so doch nicht seines Unternehmens, das er nun erfolgreich ausbaute. In der Duisburger Innenstadt erbaute er ein neues sechsstöckiges Stammhaus. 1952/53 kaufte er das Warenhausunternehmen Merkur mit dessen elf Warenhäusern von der Familie Schocken, die in die USA auswanderte. Ende 1954 erwarb er von dem New Yorker Unternehmer Jakob Michael dessen Aktien der Emil Köster AG (DeFaKa, Deutsches Familien-Kaufhaus) mit deren damals 19 Kaufhäusern. 1955 begann die organisatorische Umformung zur Helmut Horten GmbH. Sie fand 1961 ihren Abschluß mit dem Umzug in die neue Hauptverwaltung in Düsseldorf. Zu dieser Zeit betrieb Hortens Unternehmen 16 Merkur- und 20 DeFaKa-Häuser. Im selben Jahr entstand bei Horten der neue Warenhaustyp mit Vollsortiment. Im darauffolgenden Kalenderjahr überschritt das Unternehmen mit seinen damals 21000 Mitarbeitern erstmals die Milliardenschwelle beim Umsatz

Wie viele Besitzer stark expandierender Unternehmen entschied sich auch Horten , an die Börse zu gehen. 1969 wandelte er seine Gesellschaft mit beschränkter Haftung in eine Aktiengesellschaft um. Schrittweise zog er sich nun aus seinem Unternehmen zurück, in dem er seit 1967 ohnehin nur noch den Vorsitz im Aufsichtsrat führte. Erst verkaufte er zusammen 25 Prozent an die Deutsche Bank und die Commerzbank und plazierte weitere 50 Prozent an der Börse. Im Dezember 1971 verkaufte er dann in einem zweiten Schritt die ihm verbliebenen 25 Prozent an den britischen Tabakkonzern BAT. Im selben Jahr zog er sich ganz aus dem Unternehmen zurück.

Geschickterweise hatte er bereits 1968 seinen Wohnsitz in die Schweiz verlegt, so daß er auf den Verkaufserlös der Aktien an seinem Unternehmen, immerhin eineinhalb Milliarden Mark, keine Steuern zu zahlen brauchte. Nicht weniger Geschick bewies Horten bei der Anlage des Geldes. Bis zu seinem Tode konnte er sein Vermögen noch verdoppeln. Helmut Horten starb am 30. November 1987 in seinem Schweizer Wohnort Croglio. Das Aufgehen seines Unternehmens in Kaufhof um die Jahrtausendwende und damit das Ende seiner Warenhauskette erlebte er also nicht mehr. M.R.


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