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03.01.09 / »Botschafter aus Lyck für Lyck« / Kreisvertreter Gerd Bandilla bekam für sein Engagement den »Preis der Weißen Lilie« – Dankesrede auf Polnisch

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-09 vom 03. Januar 2009

»Botschafter aus Lyck für Lyck«
Kreisvertreter Gerd Bandilla bekam für sein Engagement den »Preis der Weißen Lilie« – Dankesrede auf Polnisch

Gerd Bandilla, Lycks Kreisvertreter, hat den „Preis der Weißen Lilie“ erhalten. Jedes Jahr zeichnet die polnische Stadtverwaltung der Kreisstadt verdiente Personen auf diese Weise aus.

Je einen Preis gibt es für Sportler, Sportmäzene, Kulturmäzene, Kulturschaffende, Unternehmer sowie sogenannte Botschafter von Lyck und nachahmenswerte Vorbilder. Darüber hinaus gibt es auch noch einen außerordentlichen speziellen Preis. In der Kategorie „Botschafter von Lyck“ werden Personen ausgezeichnet, die sich durch besondere Leistungen auf dem Gebiete der Förderung der Stadt Lyck außerhalb der Republik Polen verdient gemacht haben. Fünf Personen wurden dieses Jahr nominiert. Die Wahl fiel auf Lycks Kreisvertreter. Am 5. Dezember erhielt Gerd Bandilla den Preis aus den Händen des Stadtpräsidenten Tomasz Andrukiewicz.

Auf Polnisch führte der Geehrte in seinen anschließenden Dankesworten das Folgende aus: „… Es ist sehr angenehm, am Vorabend des Nikolaus-Tages eine Auszeichnung zu erhalten. Ich danke den Verantwortlichen sehr, die beschlossen haben, mich auf diese Weise zu ehren. Meine Damen und Herren, zu der Aussöhnung zwischen Polen und Deutschen gibt es keine Alternative. Und ich freue mich, daß ich an diesem Werk, wenn auch nur im geringen Maße, mitgewirkt habe. Ich bin 1934 in Mostolten, elf Kilometer von hier, geboren. Im Januar 1945 mußten wir unser Dorf verlassen. Erst im Jahre 1971 durften wir, nach dem Kniefall von Willy Brandt in Warschau, unsere Heimat besuchen. In den folgenden 17 Jahren war ich fünfmal in Lyck. Als wenn ich die politische Wende in Europa geahnt hätte, schrieb ich am 20. Juni 1989 an den damaligen Bürgermeister der Gemeinde Lyck-Land, Bernard Walenciej, einen Brief und fragte ihn, ob ich ihn einmal besuchen dürfte. Bernard, der hier im Saal ist und den ich herzlich begrüße, antwortete mir wie folgt: ,Ihren Brief habe ich erhalten. Wenn ich das richtig verstanden habe, möchten Sie sich während Ihres Aufenthaltes in Polen im September dieses Jahres mit mir treffen. Der Herstellung eines Kontaktes mit Ihnen steht nichts entgegen. Ich erwarte Ihren Besuch.‘

Das war der Anfang der offiziellen Begegnungen mit den polnischen lokalen Behörden. Bernard Walenciej war auch der erste, der im Jahre 1995 uns privat im Rheinland besucht hat. Im September 1989 haben wir bei der Familie Zabielski, die jetzt das Haus in Kalthagen bei Fließdorf besitzt, das bis 1945 meinen Schwiegereltern gehörte, im Fernsehen gesehen, wie an der ungarisch-österreichischen Grenze der Stacheldraht zerschnitten wurde. Das war der Anfang vom Ende der kommunistischen Herrschaft. Nun bin ich das 96. Mal in Ostpreußen. Seit 1992 habe ich insgesamt 37 Omnibusfahrten nach Nikolaiken, ins Lega Inn und nach Lyck durchgeführt. In den Jahren von 1995 bis 2005 habe ich in allen zwölf früher evangelischen Kirchen des Kreises Lyck jeweils ökumenische Gottesdienste organisiert. Am 2. April 2002 haben wir mit dem Kreis Lyck eine ,Vereinbarung über die Anknüpfung partnerschaftlicher Zusammenarbeit‘ unterschrieben. Diese ,Vereinbarung‘ hat von polnischer Seite der damalige Landrat, mein Freund Janusz Nowakowski, unterzeichnet.

In unserer Patenstadt Hagen in Westfalen waren schon viele Lycker Offizielle zu Gast, unter anderem Vizelandrat Franczuk, Stadtpräsident Nowakowski, Bürgermeister Orlowski (Prostken), Landrat Puza, Vizestadtpräsident Wiloch und Frau Aneta Werla, Konservator Zywiczynski, Landrat Pilat und Caritas-Direktor Kruczynski. Aber nicht nur Offizielle waren nach Hagen angereist, sondern auch Feuerwehrleute, Lehrer, junge Nachwuchs-Beamtinnen, Polizeibeamte und Berufsschüler.

Begegnungen zwischen Menschen sind sehr wichtig. Was haben wir sonst noch getan? Im Kreis Lyck wurden etwa 30 Soldatenfriedhöfe aus dem Ersten Weltkrieg instandgesetzt. Der Wasserturm in Lyck wurde renoviert und das Nebengebäude ausgebaut. Die Lazarus-Sozialstation wurde gegründet. Mindestens drei gebrauchte Feuerwehrfahrzeuge wurden von Hagen nach Lyck gebracht.

Die gemeinsamen Aufgaben, die uns, zumindest auf der lokalen Ebene, ein gutes Stück auf dem Wege zur Aussöhnung zwischen Polen und Deutschen weitergebracht haben, sind noch nicht zu Ende. Ich verspreche, soweit es mein Alter und meine Gesundheit zulassen wird, auf diesem Wege weiterzumachen.“

PAZ

Geehrt für sein Bemühen um Lyck: G. Bandilla (l.) bekommt vom Stadtpräsidenten T. Andrukiewicz den Preis überreicht. Bild: privat


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