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03.01.09 / Einfach weg / Die Queen reist inkognito

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-09 vom 03. Januar 2009

Einfach weg
Die Queen reist inkognito

Wem ist die britische Königin kein Begriff? Diese meist freundlich lächelnde, kleine, grauhaarige Dame scheint über ebenso viele einfarbige Tweedkostüme inklusive passendem Hut, Handtasche, Handschuhen und Schuhen zu verfügen, wie es Farben auf der Erde gibt. Je nach Stimmung und Anlaß lächelt uns die Queen in Moos- oder Waldgrün, in Himmel- oder Marineblau, in Alt-rosa oder Lachsfarben, Apricot- oder Pfirsichfarben neben überschminkten Skandalnudeln stets hoheitsvoll von den Seiten der Klatschblätter entgegen.

In dem Roman „Die Autobiografie der Queen“ der gebürtigen Londonerin Emma Tennant lernen wir die britische Monarchin jedoch einmal von einer ganz anderen Seite kennen. Eigentlich hätte die Autorin ihren Roman auch „Die Queen hat‘s satt!“ nennen können, denn in diesem Stil beginnt die fiktive Geschichte.

Die Queen schleicht sich heimlich, ihren Rollkoffer wie einen Kinderwagen vor sich herschiebend, aus dem Schloß, um zum Flughafen zu fahren und von dort aus inkognito in die Karibik zu fliegen. Mit einem gefälschten Ausweis reist sie als Gloria Smith und wird, da sie nicht mit Gefolge und Vorankündigung reist, auch nicht als Queen erkannt.

Als wäre die Vorstellung, daß die Queen von England eines Tages neben einem im Flugzeug sitzt, nicht schon abstrakt genug, malt Emma Tennant uns mit blumigen Worten das Bild einer Queen, die nicht wie sonst im Tweedkostüm ihre Hand zum königlichen Gruß ihres Volkes erhebt, sondern das einer alten Dame, die dem verwirrten Hotelpersonal gegenüber stets von „wir“ spricht, wenn sie sich selbst meint, und die ungerührt im weißen Kostüm und mit geschenkten Flip Flops über den weißen Karibik Strand von Windsor Village marschiert, um in einem Rum Shop flegelhaften Touristen Bananen-Dai-quiris zu servieren – eine wahrhaft amüsante Vorstellung.

„Die Autobiografie der Queen“ ist Emma Tennants 21. Roman, und auch wenn diese vergnügliche kleine Novelle die Queen etwas durch den Kakao zieht, so darf sich die Autorin als Mitglied der Royal Society of Literature diesen kleinen Spaß auf Kosten der Königin sicherlich erlauben. A. Ney

Emma Tennant: „Die Autobiografie der Queen“, dtv, München 2008, broschiert, 156 Seiten, 9,95 Euro


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