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17.01.09 / Das bitterste Erbe / Massengräber stellen die deutsche Versöhnungspolitik auf die Probe

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-09 vom 17. Januar 2009

Das bitterste Erbe
Massengräber stellen die deutsche Versöhnungspolitik auf die Probe

Erst mit monatelanger Verzögerung meldeten große deutsche Zeitungen den Fund eines riesigen Massengrabes mitten in der Stadt Marienburg. Der deutschen Außenpolitik ist diese bitterste Hinterlassenschaft der Vertreibung sichtlich unangenehm.

Seit Anfang November berichten polnische Zeitungen und lokale Sender über ein Massengrab, das nur 300 Meter von der berühmten Marienburg entfernt ist. Inzwischen wurden über 1800 unbekleidete Tote – meist in verfüllten Granattrichtern – bei der Erkundung eines Baugeländes gefunden. Während polnische Medien seit Dezember auch überregional über den grausigen Fund berichteten und Staatsanwälte aktiv wurden, nahmen sich deutsche Zeitungen erst in der vergangenen Woche des Themas an. Offenkundig ist der Fund auch der deutschen Politik unangenehm, sie versucht eine Versöhung mit unseren östlichen Nachbarländern ohne Wahrhaftigkeit. Nicht ehrliche Aufarbietung der gesamten Geschichte, sondern Verdrängung scheint dabei die Maxime zu sein.

Zwar gibt es keine Stellungnahme der Bundesregierung, in der explizit einer Politk der Verdrängung das Wort geredet würde, doch das Tun und Lassen spricht eine eindeutige Sprache: Während beispielsweise in Ludwigsburg bis heute eine Sonderstaatsanwaltschaft mit großem, in 50 Jahren angesammeltem Spezialwissen den letzten noch lebenden NS-Verbrechern nachspürt, gibt es in ganz Deutschland keine einzige Justizbehörde, die auf die strafrechtliche Aufarbeitung der unzähligen Verbrechen hinwirken würde, die bei der Vertreibung und beim Einmarsch der Roten Armee in Ost- und Mitteldeutschland verübt wurden.

Nach dem Wissen dieser Zeitung ist aktuell überhaupt nur ein einziges Ermittlungsverfahren wegen eines solchen Verbrechens anhängig (vgl. PAZ 49/2008). In den neunziger Jahren war es wohl noch ein knappes Dutzend, die jedoch in keinem einzigen Fall zu einer Anklageerhebung, einem Haftbefehl oder gar zu einer Verurteilung geführt haben.

Weit unterhalb der – völkerrechtlich strikt gebotenen – strafrechtlichen Aufarbeitung bleibt das rein humanitäre Anliegen, den aufgefundenen Toten wenigstens ihre Namen zurückzugeben und ihnen eine würdige letzte Ruhestätte zu schaffen. Wilhelm v. Gottberg, der Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen, drängt auf die Einhaltung dieses Gebotes der Menschlichkeit.

Doch nicht einmal das ist in Deutschland konsensfähig. Von entsprechenden Bemühungen Berlins ist nichts zu sehen – im Gegenteil: Im vergangenen November wurden 5500 Tote des Jahres 1945, darunter viele Frauen und Kinder, auf einem Soldatenfriedhof bei Eger in Sammelgräbern bestattet – die meisten ohne vorherige Identifizierung. Die Anwesenheit des deutschen Botschafters spricht dafür, daß dieses abstoßende Vorgehen mit Billigung Berlins geschah. Mehr dazu auf Seite 4.            Konrad Badenheuer


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