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17.01.09 / Ost-Deutsch (100): Auf Wiedersehen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-09 vom 17. Januar 2009

Ost-Deutsch (100):
Auf Wiedersehen
von Wolf Oschlies

Einhundert Mal „Ost-Deutsch“ in der PAZ – 100mal Freude des Sammlers, der seine Schätze ausbreitet und dafür Zuspruch und Ermunterung von Lesern einstreicht. Besonders gefreut habe ich mich im März 2008 über den Brief von Dieter Dziobaka aus Hamburg, der meine Reihe jedem als Denkanstoß empfahl, „der das massive Eindringen von Anglizismen bei uns beklagt“. Sprache (sagt die große Linguistin Ruth Römer) ist „eine zuverlässige Verräterin“, die auch viel über Kontakte von Völkern verrät (sage ich).

Daß unsere Sprachkontakte gen Osten seit Jahrhunderten bestehen und immer natürlich verliefen, hätte ich noch in weiteren Folgen „Ost-Deutsch“ bezeugen können. Meine Sammlung von Germanismen ist unerschöpflich, aber 100 Kostproben sind ein guter Moment, „Auf Wiedersehen“ zu sagen. Zumal dieser deutsche Gruß auch Slawen bekannt ist.

Wo bin ich ihm im Osten nicht überall begegnet – in den russischsprachigen Erinnerungen baltischer Juden an ihren Abschied auf deutsch „Aufviderzen, Litauen“, in serbischen Ratschlägen: „Gosti, preko 3 dana nepozeljni ste, aufvidersen“ (Gäste, nach drei Tagen seid ihr unerwünscht, Auf Wiedersehen), in bulgarischen Reiseerinnerungen an einen Duisburger Taxifahrer, der „usmichnat ni pozela aufviderzen“ (uns lächelnd Auf Widersehen wünschte), auf bosnischen Websites, in tschechischen Fotomontagen und vielfach mehr.   

2006 gab’s eine Fußball-Weltmeisterschaft, zwei Jahre später eine -Europameisterschaft, und bei beiden Anlässen ertönte immer „Auf Wiedersehen, Deutschland“ – höhnisch von siegesgewissen Polen, Kroaten und Serben gesungen, deren Mannschaften sich am Ende sieglos verabschiedeten. Das passierte so oft, daß sich die bulgarische Presse wunderte, wie oft sie den deutschen Gruß aus diversen Fanblocks hörte.

Sprachwissenschaftlich sind slawische Entsprechungen unseres Grußes Calquen, getreue Übertragungen des Wunsches „auf ein Wiedersehen“. Russisch kommt da „doswidanija“ heraus, eines von Hunderten russischen Wörtern, die alle Deutschen kennen. Diese Vertrautheit mit dem Russischen möchte ich in einer neuen Kolumne dokumentieren. „Doswidanija“ bei „Ruski-Deutsch“!


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