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17.01.09 / Kroatien bald in fremder Hand / Immer mehr Balkanstaaten leiden unter einem hohen Staatsdefizit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-09 vom 17. Januar 2009

Kroatien bald in fremder Hand
Immer mehr Balkanstaaten leiden unter einem hohen Staatsdefizit

Mit (umgerechnet) nur 14,6 Milliarden Euro war Titos Jugoslawien im Ausland verschuldet, aber das reichte, es 1986 in die tiefste Wirtschaftskrise zu stürzen und 1991 zerbrechen zu lassen. Seine Nachfolgestaaten stehen derzeit mit über 74 Milliarden Euro in der Kreide, was weder sie noch ihre Gläubiger sonderlich aufregt.

Staatsschulden können Investitionen sein, die Zinsendienst und Tilgung versprechen, oder ein Faß ohne Boden, in welches das Ausland dennoch Geld füllt – aus oft unklaren politischen Motiven.

Das erschreckendste Beispiel ist Kroatien, ehedem durch Tourismus und Schiffbau vergleichsweise wohlhabend, später unter dem autoritär agierenden Präsidenten Franjo Tudjman wirtschaftlich zurückgefallen: stagnierender Export, hohe Arbeitslosigkeit, minimales Wirtschaftswachstum, das durch Verschuldung finanziert ist. 25,5 Milliarden Euro waren es Ende 2005, 36,5 Milliarden Ende 2008. Zeljko Rohantinski, Chef der kroatischen Nationalbank, be-fürchtet den Rückgang des Wirtschaftswachstums auf die für das Land viel zu geringe Rate von einem Prozent.

Demgegenüber sehen die Schulden anderer Länder beinahe erträglich aus (in Milliarden Euro): Serbien 20,5, Slowenien 8,5, Bosnien 5, Mazedonien 2,7 und Montenegro 0,5. Ein Sonderfall ist das Kosovo – nominell unabhängig, real aber weiterhin ein UN-Protektorat – mit 1,1 Milliarden Euro Schulden. Für diese muß Serbien geradestehen, was es zur Demonstration seines Besitzanspruchs auf das Kosovo auch tut und seit 1999 Zinsen in Höhe von 350 Millionen Euro zahlte.

Neben neueren Verbindlichkeiten  sind Altschulden zu begleichen, von Bosnien zum Beispiel 82 Millionen Euro beim russischen Ölkonzern Gazprom für unbezahlte Lieferungen aus den Kriegsjahren 1992 bis 1995. Serbien fordert vom Kosovo 5,5 Milliarden Dollar, die es seit 1963 in den jugoslawischen Hilfsfonds Kosovo einzahlte. Kroatien und Slowenien könnten weitere zehn Milliarden fordern.

Schulden müssen getilgt werden, nur der „Pariser Club“, die 1956 entstandene Vereinigung der Gläubigerstaaten, läßt mitunter über Schuldenerlaß mit sich reden. Das unterscheidet ihn vom „Londoner Club“, einer Vereinigung von rund 1000 Geberbanken, die selten einmal Uraltschulden streichen, nie aber auf Zinszahlungen verzichten. Deshalb mußte Kroatien 2007, so unlängst Gordi Susic, Chefökonom der Kroatischen Nationalbank, 7,2 Milliarden Euro „Schuldendienst“ leisten. Mazedonien hingegen konnte seinen „Service“ ohne Mühe aufbringen, selbst wenn der sich 2005/06 von 160 auf 340 Millionen Euro mehr als verdoppelte.

Schulden müssen nicht abträglich sein, wenn eine intakte Volkswirtschaft sie aufnimmt und wenn sie gemessen am Bruttoinlandsprodukt moderat bleiben. Mit Werten unter 50 Prozent ist Mazedonien in einer guten Position, die im engeren Balkanumkreis nur Bosnien (39) unterbietet, andere nicht:  Ungarn und Kroatien liegen bei 90, Bulgarien und Slowenien bei 80, Serbien bei 60 Prozent.

Wachsende ausländische Direktinvestitionen und zunehmende heimische Devisenreserven lassen sich ebenfalls gut gegen Schulden „aufrechnen“, wie Serbien und Makedonien demonstrieren. Be-gründete Zukunftsangst muß Kroatien haben, findet dessen Chef-Banker Rohatinski: „,Unsere schöne Heimat‘ (so die Nationalhymne) wird bald weder schön noch unser sein, wenn Kroatiens Verschuldung weiterhin um 16 Prozent im Jahr zunimmt.“        Wolf Oschlies


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