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17.01.09 / Erfolgreich in Ost wie West / Vor 25 Jahren starb der Regisseur Wolfgang Staudte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-09 vom 17. Januar 2009

Erfolgreich in Ost wie West
Vor 25 Jahren starb der Regisseur Wolfgang Staudte

Der am 9. Oktober 1906 in Saarbrücken geborene Künstler Wolfgang Staudte war „erblich vorbelastet“. Beide Elternteile, sowohl Fritz Staudte als auch dessen Ehefrau Mathilde Firmans, waren Schauspieler. Und bereits als Kind wirkte er bei der Synchronisierung der ersten, US-amerikanischen Verfilmung von Erich Maria Remarques pazifistischem Roman „Im Westen nichts Neues“ mit, ein für ihn, wie es heißt, prägendes Erlebnis.

Trotzdem wollte er zuerst einen technischen Beruf ergreifen. Nach einer Lehre als Autoschlosser nahm er 1923 ein Ingenieurstudium auf, brach es aber noch im selben Jahre ab. Auch ihn zog es nun zu den Brettern, die die Welt bedeuten, genauer an die Wirkungsstätte seines Vaters, die Berliner Volksbühne. Hier engagierte er sich in politischen Stücken gegen den zunehmenden Rechtsextremismus.

Insofern kann es nicht verwundern, daß er sich nach der „Macht­ergreifung“ der Nationalsozialisten wie viele linke Künstler mit Gelegenheitsarbeiten durchschlug und zur vergleichsweise unpolitischen Werbung fand. Über letztere gelangte er schließlich zu seinem eigentlichen Metier, dem Film. Über 100 Werbe- und Kurzfilme drehte er, fand dann aber auch als Schauspieler vor die Kamera. Bemerkenswerterweise spielte er dabei auch in dem durchaus politischen Film „Der Choral von Leuthen“ (1933) und dem NS-Propagandafilm par excellence „Jud Süß“ (1940) mit. Für die Spielfilme „Akrobat Schö-ö-ö-n“ (1943) und „Ich habe von Dir geträumt“ (1944) wechselte er dann als Regisseur hinter die Kamera. Nachdem sein nächster Film „Der Mann, dem man den Namen stahl“, auf das Mißfallen der NS-Machthaber gestoßen war, sie ihn sogar verboten hatten, verlor Staudte die vom Dienst an der Front befreiende Einstufung als „unabkömmlich“. Daß er trotzdem weiter seinem Beruf nachgehen konnte, verdankte er Heinrich George, bei dessen Film „Frau über Bord“ er 1944/45 Regie führte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg schuf Staudte in der Sowjetischen Besatzungszone mit DEFA-Produktionen wie dem ersten deutschen Nachkriegsfilm „Die Mörder sind unter uns“ (1945), „Rotation“ (1948) oder „Der Untertan“ (1951) vielbeachtete hochpolitische Filme, die ganz im Sinne der damaligen Machthaber waren. Trotzdem war „Die Geschichte vom kleinen Muck“ 1953 seine letzte DEFA-Produktion. Staudte, mittlerweile Träger des Nationalpreises für Kunst und Literatur der DDR, scheiterte mit der Verfilmung von „Mutter Courage und ihre Kinder“ an den Einsprüchen Bertold Brechts, mit dem er sich überwarf.

Staudte verließ die DEFA und schließlich auch die DDR. 1956 übersiedelte er nach West-Berlin. Im Westen versuchte er an seine Arbeit in der DDR anzuknüpfen mit Filmen wie „Rosen für den Staatsanwalt“ (1959). Allerdings war das, was seine rechten Kritiker „Nestbeschmutzung“ nannten, damals, sprich vor 1968, in der Bundesrepublik noch nicht so angesagt wie in der DDR. Vor diesem Hintergrund wechselte Staudte in den 60er Jahren in das unpolitische Genre, was ihm wiederum linke Kritiker vorwarfen.

Ab 1970 arbeitete Staudte fast nur noch für das Fernsehen. Zu nennen sind hier die Weihnachtsmehrteiler „Der Seewolf“ (1971) und „Lockruf des Goldes“ (1975) sowie die Serien „MS Franziska“ (1976) und „Der eiserne Gustav“ (1979). Hinzu kamen etliche Folgen der Krimiserien „Der Kommissar“ und „Tatort“.

Der letztlich in Ost wie West erfolgreiche Filmregisseur starb sozusagen in den Sielen. Vor 25 Jahren, am 19. Januar 1984, erlag der DDR-Nationalpreis- und Bundesfilmpreisträger bei Dreharbeiten zu dem fünfteiligen Fernsehfilm „Der eiserne Weg“ in Slowenien einem Herzinfarkt.     M. R.


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