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17.01.09 / Vom Herzen in die Feder / Vor 150 Jahren starb die Schriftstellerin Bettine von Arnim – Grenzenlose Bewunderung für Goethe

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-09 vom 17. Januar 2009

Vom Herzen in die Feder
Vor 150 Jahren starb die Schriftstellerin Bettine von Arnim – Grenzenlose Bewunderung für Goethe

Eine der herausragenden Frauen ihrer Zeit war Bettine (Elisabeth) von Arnim geborene Brentano (1785–1859). Ihr Todestag jährt sich am 20. Januar zum 150. Mal. Das Werk der Schriftstellerin umfaßt Gedichte, Märchen und andere epische Kleinformen sowie gesellschaftskritische Schriften. Viele ihrer Briefe sind ebenfalls im Nachlaß zu finden. Als 50jährige wurde sie schlagartig berühmt, nachdem sie ihr erstes Briefbuch „Goethe’s Briefwechsel mit einem Kinde“ herausgegeben hatte, das heute als einer der Haupttexte der Spätromantik gilt. Bei seiner Veröffentlichung im Jahre 1835, drei Jahre nach Goethes Tod, unterblieb jedoch der Hinweis, daß es sich bei den Briefen Bettine von Arnims und Johann Wolfgang von Goethes nicht um Originalquellen handelte.

Die Herausgeberin hatte die Texte stark überarbeitet und um fiktive Briefe vermehrt. Auch der Titel selbst erscheint irreführend, war doch Bettine Brentano, als sie 1807 mit Goethe in Kontakt trat, bereits 22 Jahre alt, also längst kein Kind mehr.

Die bisweilen kindhaft anmutende Spontaneität ihrer Sprache, ferner der Altersunterschied zu dem seinerzeit fast 60jährigen rechtfertigten jedoch aus ihrer Sicht die Selbstbezeichnung „Kind“. Auch hatte sich Goethe mehrmals mit der Anrede „mein liebstes Kind“ an sie gewandt.

Geboren als siebentes von zwölf Kindern des aus Italien stammenden Frankfurter Kaufmanns Peter Anton Brentano und der Mutter Maximiliane geboren von La Roche, wurde Bettine Brentano nach dem frühen Tod der Eltern einige Jahre von ihrer Großmutter Sophie von La Roche (1731–1807) in Offenbach erzogen. Diese, Verfasserin empfindsamer Frauenromane, pflegte in ihrem Salon eine Geselligkeit, in der die Ideale der Aufklärung sehr geschätzt wurden. Ihre vorurteilsfreie Haltung prägte die als eigenwillig und exzentrisch geltende Enkelin.

Während ihrer Frankfurter Jahre war Bettine Brentano mit der Dichterin Karoline von Günderode (1780–1806) befreundet, der sie 1840 mit dem Briefroman „Die Günderode“ ein Denkmal setzte.

Zu ihrem berühmten Dichter-Bruder Clemens Brentano (1778–1842) hatte sie ein besonders enges Verhältnis, wenn sie auch dessen Hinwendung zum Katholizismus di-stanziert gegenüberstand. Ihm widmete sie 1844 ebenfalls ein Briefbuch.

Schicksalhaft wurde für die junge Bettine ihre grenzenlose Bewunderung für Goethe, dessen Briefe an ihre Großmutter ihr bekannt waren. Dem von ihr abgöttisch verehrten Dichter fühlte sie sich seelenverwandt, suchte und fand den Kontakt mit ihm über seine in Frankfurt lebende Mutter. 1807 besuchte sie Goethe inWeimar und nahm die Begegnungen zum Anlaß, schriftlichen Kontakt mit ihm aufzunehmen. Ihre poetischen, oft ausschweifenden Briefe wurden allerdings nur unregelmäßig und meist knapp beantwortet. Am 10. Mai 1810 schrieb Goethe ihr bewundernd zurück: „Eigentlich kann man Dir nichts geben, weil Du Dir alles entweder schaffst oder nimmst.“ Seinerzeit stand er im Begriff, nach Karlsbad aufzubrechen, um dort sein Werk „Dichtung und Wahrheit“ vorzubereiten. Für die Darstellung seiner Kindheit und Jugend benötigte er Informationen von Bettine, die auf Erzählungen seiner 1808 verstorbenen Mutter zurückgreifen konnte.

Im September 1811 besuchte die mittlerweile verheiratete Bettine Goethe gemeinsam mit ihrem Ehemann Achim von Arnim in Weimar.

Es kam jedoch zum Streit zwischen ihr und Christiane von Goethe, worauf sich Goethe von den von Arnims abwandte. Bettines Briefe blieben unbeantwortet, und der Briefwechsel mündete in eine monologische Tagebuchform. Während der Zeit ihrer Ehe, in der sie sieben Kinder zur Welt brachte, lebte Bettine von Arnim bis 1817 mit ihrem Mann auf Gut Wiepersdorf und später meist allein in Berlin.

Als sozial und politisch engagierte Autorin trat sie erstmals 1843 mit ihrer Schrift „Dies Buch gehört dem König“ hervor, die sie an den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. richtete. 1859 starb Bettine von Arnim nach einjähriger schwerer Krankheit. 

Aus gegebenem Anlaß hat nun Wolfgang Bunzel, Leiter der Brentano-Redaktion im Freien Deutschen Hochstift, Bettine von Arnims Hauptwerk bei dtv neu herausgegeben. Dabei wurde die originale Textgestalt der Ausgabe von 1835 beibehalten. Gleichzeitig erschien, ebenfalls bei dtv, eine Auswahl von 22 chronologisch geordneten Briefpaaren unter dem Titel „Bettine von Arnim – Vom Herzen in die Feder“.

Dagmar Jestrzemski

Bettine von Arnim: „Goethe’s Briefwechsel mit einem Kinde“, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2008, 665 Seiten, 11,90 Euro

Bettine von Arnim: „Vom Herzen in die Feder – Lebensspuren im Briefwechsel“, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2008, 175 Seiten, 8,90 Euro


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