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24.01.09 / Deutsche Bank wieder deutscher / Folgen der Postbank-Übernahme – »Reumütige Rückbesinnung« auf die Privatkunden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-09 vom 24. Januar 2009

Deutsche Bank wieder deutscher
Folgen der Postbank-Übernahme – »Reumütige Rückbesinnung« auf die Privatkunden

Die Deutsche Bank hat die vollständige Übernahme der Postbank eingeleitet. In frühestens drei Jahren werden dem größten deutschen Kreditinstitut alle Anteile der Deutschen Post an der Postbank gehören. Die Post hat akzeptiert, daß die Deutsche Bank einen Teil des milliardenschweren Geschäfts mit eigenen Aktien bezahlt. Die Post wird dadurch mit acht Prozent größter Anteilseigner der Frankfurter Großbank. Dieser Schritt erleichtert der Deutschen Bank die Übernahme der Postbank, da Vorstandssprecher Josef Ackermann jüngst einen Verlust von 4,8 Milliarden Euro im vierten Quartal 2008 erklären mußte.

Der Erwerb von Deutsche-Bank-Aktien durch die Post führt allerdings auch dazu, daß sich der Bund mittelbar an der Deutschen Bank beteiligt. Denn die bundeseigene Kfw-Bank hält noch rund 30 Prozent der Post-Aktien, was rechnerisch zu einem Bundesanteil an der Deutschen Bank von etwa 2,5 Prozent führt. Bedeutet das den Einstieg des Staates in Deutschlands größte Privatbank? Immerhin hat sich die Deutsche Bank – teilweise zur Enttäuschung der Politik – staatlichen Hilfen und damit der Einflußnahme des Bundes bisher verweigert.

Vielleicht hat die Nachricht von der indirekten Bundesbeteiligung bei manchem Marktskeptiker heimlichen Jubel ausgelöst. Doch die Strategie der Post dürfte diesen schnell beenden. Post-Chef Frank Appel läßt keinen Zweifel daran, daß die Konzentration auf das Kerngeschäft der Post- und Logistikdienstleistungen oberste Priorität hat. Bankgeschäfte gehören nicht dazu. Darum prüft der neue Deutsche-Bank-Großaktionär schon, ob und wann er die Anteile nach den vereinbarten Haltefristen Ende April und Mitte Juni abstößt. Darum kann der „Deal“ auch kaum als indirekte Staatshilfe betrachtet werden. Insofern unterscheidet sich die Deutsche Bank auch weiterhin klar von der Commerzbank, an der sich der Bund nun mit 25 Prozent eine Sperrminorität gesichert hat – wofür er 18 Milliarden Euro aufgewendet hat, obwohl die Bank an der Börse nur etwa 3,5 Milliarden Euro wert ist. Dennoch hat auch bei der Deutschen Bank die beispiellose Finanzkrise tiefe Spuren hinterlassen. Eine davon ist die „reumütige Rückkehr“ zum Privatkundengeschäft, eine andere der massive Rückbau des einst hochgelobten Investmentbanking.

Seit den 1980er Jahren versucht sich die Deutsche Bank als „Global Player“ im internationalen Geschäft. Damit gingen eine Re-orientierung zur mehr firmenkundenorientierten Investmentbank und eine starke Konzentration auf das in London getätigte Investmentgeschäft einher. Zeitweise wurde sogar überlegt, den Sitz der Bank nach London zu verlegen. Der große Trend zur Kapitalmarktorientierung führte ab Mitte der 1990er Jahre auch zu einer Trennung der Deutschen Bank von zahlreichen ihrer, teils schon seit der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahren gehaltenen Industriebeteiligungen. Dieser Vorgang machte als das „Ende der Deutschland AG“ Schlagzeilen.

Den relativen Bedeutungsverlust des Breitengeschäfts gegen-über dem jahrelang viel ertragsstärkeren Wertpapiergeschäft, eben dem sogenannten „Investment Banking“, bekamen die Privatkunden Ende der 1990er Jahre zu spüren. Damals gliederte die Deutsche Bank kurzerhand die Masse des Privatkundengeschäfts in ihre Tochter „Deutsche Bank 24“ aus. Ziel war die Konzentration auf die wirklich vermögende Kundschaft und straffe Rationalisierungen in einem auf Rendite getrimmten Massengeschäft.

Doch schon seit 2006 verstärken die Frankfurter ihr weniger krisenanfällliges Privatkundengeschäft wieder. Die Übernahme der Postbank, an der auch der spanische Wettbewerber Santander interessiert war, mit ihren Millionen Privatkunden gehört zu dieser Strategie. Sie führt auch zu einer Marktbereinigung in Deutschland, wo nach Einschätzung zahlreicher Experten zu viele und zu kleine Banken um Kunden werben. Der Kauf der Postbank stärkt die Verankerung der Frankfurter im deutschen Markt und macht die Deutsche Bank tatsächlich wieder deutscher. Übrigens: Von 25 Prozent Rendite redet auch bei der Deutschen Bank schon lange niemand mehr.          Jost Vielhaber


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