28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
24.01.09 / Lektionen von der Auto-Show

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-09 vom 24. Januar 2009

Lektionen von der Auto-Show
von Jürgen Liminski

Der geniale Techniker und Autobauer Henry Ford hatte sein eigenes Bild von Geschichte. History is bunk – Geschichte sei Blödsinn, meinte er, so als ob man aus der Geschichte, auch als Autobauer, nicht lernen könne. Nun droht sein Werk Teil der Geschichte zu werden und niemand wird sagen, das ist Blödsinn. Im Gegenteil, überall will man dem Rad der Geschichte des Automobils in die Speichen greifen, es hängen zu viele Arbeitsplätze daran. Das ist besonders deutlich zu beobachten in Detroit, der alten Autostadt. Auf der diesjährigen, der 102. „Nordamerikanischen Internationalen Autoshow“ sind Kleinwagen Trumpf. Das war mal anders. Hat da vielleicht schon jemand aus der Geschichte gelernt?

Kein Zweifel: Überall ist die Automobilindustrie in der Krise, die Höfe stehen voll, der Absatz bricht ein. Die nun beschlossene Abwrackprämie soll den Absatz fördern. Aber das reicht natürlich nicht. Zum einen, weil die Bürger lieber noch ein Jahr durch die Krise fahren und auf dem eigenen Geld sitzen bleiben, falls es noch schlimmer kommen sollte. Zum anderen, weil sie auf die neuen Modelle der Zukunft warten.

Sinnvolle Lehren aus der Geschichte ziehen die Bürger anscheinend eher als Politiker und Manager. Schon das vergangene Jahrhundert schwankte zwischen Markt- und Staatsgläubigkeit, die Autoindustrie war ein Spiegel für das Jahrhundert der Ideologien. In diesem Rückspiegel kann man heute symbolhaft bestaunen, wie Trabbi und Cadillac für ganze Systeme und ihre Verfehlungen stehen, sei es im Kollektivismus, sei es in individueller Verschwendung. In der Krise aber scheint der Staat heute die Oberhand zu behalten. Wird auch das sich als Blödsinn erweisen? Gibt es im Moment überhaupt eine Alternative? Keynes mit seiner Theorie von staatlichen Investitionen oder die Epigonen des Karl Marx – sie alle sitzen mit der Idee von der rettenden Allmacht des Staates nahezu unangefochten am Steuer der Konjunkturprogramme. Gas für den Staat, Bremse für die Freiheit. Und wo bleibt das Denken an die künftigen Generationen, die ja die Zeche zu zahlen haben?

In der Tat: Die Große Koalition verscherbelt die Zukunft. Die Geschichte zwingt zum Umdenken. In der Automobilbranche fängt es beispielhaft an, wenn auch nur langsam und endlich mit Hybridwagen und Elektromotoren. Wer nicht auf diesem Highway mitfährt, kann schnell auch als großes Unternehmen auf der Strecke bleiben. Und das sollte auch so sein, wenn ein Unternehmen nicht die Zeichen der Zeit erkennt und entsprechend umdenkt. Man kann die Krise deshalb auch als Fügung sehen, als Chance gegen den Blödsinn. Ja, genauer betrachtet, auch als einen Zipfel vom Mantel der Geschichte. Den sollte man ergreifen, statt die Taschen des Steuerzahlers mit Spenderpose zu leeren.

Foto: Versuch des Optimismus in existenzgefährdender Krise: Der in Detroit verliehene „Design-Award 2009“ ging an General Motors, dem Auto-Konzern, dem es derzeit weltweit wohl am schlechtesten geht.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren