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24.01.09 / Namensgeber der »Piefkes«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-09 vom 24. Januar 2009

Namensgeber der »Piefkes«

Gerne werden in Österreich die Preußen einschließlich der anderen Deutschen nördlich des Mains als „Piefkes“ bezeichnen. Zurückgeführt wird diese Bezeichnung auf Johann Gottfried Piefke, der am 9. September 1815 in dem zur preußischen Provinz Posen gehörenden Ort Schwerin an der Warthe zur Welt kam. Wie sein Vater Johann war Piefke Berufsmusiker. Während Piefke senior als Organist und Stadtmusikus tätig war, entschied sich Piefke junior jedoch fürs Militär.

1835 bis 1838 leistete er seinen Wehrdienst als Oboist in der Militärkapelle eines Leibgrenadier-Regiments in Frankfurt an der Oder. Anschließend studierte er in Berlin an der Hochschule für Musik, um 1843 als Stabsoboist an sein Frankfurter Regiment zurückzukehren. 1852 wurde er mit Teilen seines Regimentes in die Hauptstadt verlegt, wo er sein Talent entfalten konnte und auch die gebührende Anerkennung fand: 1859 wurde er mit dem Titel „Königlicher Musikdirektor“ ausgezeichnet.

Im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 dirigierte er während der Erstürmung der Düppeler Schanzen mit der Waffe in der Hand ein aus den Kapellen mehrerer Regimenter zusammengesetztes Musikkorps. Es wird behauptet, diese musikalische Unterstützung habe äußerst motivierend auf die Deutschen gewirkt und sie zum Siege getragen.

Wenn ihn dieser Einsatz im Krieg gegen Dänemark auch 1865 den extra für ihn geschaffenen Titel des „Directors der gesamten Musikchöre der III. Armeekorps“ einbrachte, so war es doch erst der nächste deutsche Einigungskrieg, der seinen Familiennamen zum Bestandteil des österreichischen Wortschatzes machte. Zum Abschluß des Deutschen Krieges von 1866 veranstalteten die Preußen in Anwesenheit ihres Königs und obersten Feldherren vor den Toren Wiens auf dem Marchfeld bei Gänserndorf eine große Siegesparade, an der neben dem IV. und Teilen des II. auch Piefkes III. Armeekorps teilnahm. Neben Johann Gottfried dirigierte dabei auch sein Bruder Rudolf ein Musikkorps. Statt schockiert zu sein ob dieser Machtdemonstration der Kriegssieger, eilten viele Wiener ob des zu erwartenden Schauspiels und Musikgenusses herbei und die Information machte unter den Kriegsverlierern die Runde: „Die Piefkes kommen!“ Erst wurde die Bezeichnung „Piefkes“ auf deren 50000 ebenfalls an der Parade teilnehmenden Kameraden übertragen, später dann auf alle ihre Landsleute nördlich des „Weißwurstäquators“.

Während des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 erkrankte Piefke bei der Belagerung von Metz und fiel den Rest des Krieges aus. Nach dem Krieg widmete er sich vermehrt der klassischen Musik. In Frankfurt, wohin es ihn zurückgezogen hatte, gab er zahlreiche Konzerte, doch trat er auf Konzertreisen auch anderswo auf. Vor 125 Jahren, am 29. Januar 1884, verstarb er an seinem letzten Wohnort. Geblieben sind von ihm außer der Bezeichnung „Piefke“ etwa 60 Märsche, darunter der Düppeler-Schanzen-Marsch, der Alexandrinenmarsch und der Königgrätzer Marsch sowie schließlich „Preußens Gloria“.    M. R.


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