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24.01.09 / Hoffnung eines Humanisten / Avi Primor über ein friedliches Zusammenleben mit Moslems

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-09 vom 24. Januar 2009

Hoffnung eines Humanisten
Avi Primor über ein friedliches Zusammenleben mit Moslems

Mit dem Islam gegen den Terror? Der Titel dieses Buches macht alle neugierig, die die grauenvollen Bilder des gegenwärtigen Gaza-Krieges verfolgen. Kann man tatsächlich den Islam für die Terrorbekämpfung gewinnen? Schön wäre es ja. Oder gehen gerade auf das Konto des Islam letztlich die zahlreichen Anschläge seit dem 11. September 2001? Avi Primor, vormals Botschafter Israels in Deutschland (1993–1999), beschreibt in diesem aktuellen Buch seine Vision für eine friedlichere Welt.

„Kein Friede ohne die Hamas“ lautet tatsächlich die Überschrift des drittletzten Abschnitts seines Buches. Primor glaubt, daß Moslems friedfertig seien und nur die Armut die palästinensische Bevölkerung in die Arme der radikalen und islamistischen Hamas getrieben habe. Die palästinensische Führung unter den Präsidenten Arafat und Abbas habe versagt. Daher erhoffe sich die Bevölkerung nun eine Verbesserung der Lebensumstände durch die Islamisten.

Ob diese Analyse und der Lösungsversuch Primors stimmen, erscheint allerdings hochgradig fraglich. Denn es sind nicht die Armen, wie Primor selbst schreibt, die zu den Köpfen des weltweiten Terrors gehören. Gerade die gut ausgebildeten und wohlhabenden Moslems stehen an der Spitze dieser Gruppierungen, weil sie sich den fundamentalistischen Ideen von Islamisten zugewendet haben. Und wird sich die palästinensische Bevölkerung tatsächlich durch einen Geldsegen in Form eines globalen „Marshall-Plans“, wie Primor vorschlägt, von islamistischen Rattenfängern abhalten lassen?

Hier müßte der Autor nicht nur diplomatisch, sondern auch kulturell und theologisch argumentieren. Denn der bloße Wunsch, daß man die große Mehrheit der moslemischen Bevölkerung für friedfertig halten solle, reicht nicht zur Begründung. Die Geschichte der letzten 60 Jahre im Nahen Osten, die der Autor kenntnisreich schildert, legt immer wieder etwas anderes nahe. In den meisten Fällen sind die Konflikte im Nahen Osten nicht diplomatisch, sondern allein mit Waffengewalt entschieden worden. Hätte Israel nicht eine starke  Armee, wäre der Untergang des jüdischen Staates, den sich Hamas und Hisbollah auf die Fahnen geschrieben haben, wohl schon Wirklichkeit.

Interessant ist Primors Hinweis auf das Unterlegenheitsgefühl der moslemischen Kultur gegenüber der westlich-christlich-jüdischen Zivilisation. Seitdem christliche Heere die osmanische Expansion im 16. und 17. Jahrhundert aufhielten, fühlen sich die islamischen Länder unterlegen und teilweise auch minderwertig. Wie dieses Problem gelöst werden kann, dafür hat Primor keine Lösung. Denn die westliche Zivilisation wird ja gerade von fundamentalistischen Moslems als dekadent und sittenlos bewertet. Wie soll diese dann mit ihren Wirtschaftsprogrammen in die  eigenen Länder eingeführt werden?

So bleibt Primors Analyse zwar kenntnisreich aber auch stets merkwürdig zwiespältig. Die vom Autor genau geschilderten Hintergründe, diplomatischen Initiativen und politischen Entwicklungen in Europa, USA und Asien zeigen, wie häufig die Friedensbemühungen, die Entwicklungshilfe, humanitäre und diplomatische Aktivitäten erfolglos waren. Und ob man mit dem Islam tatsächlich gegen den Terror kämpfen kann, erscheint nicht mehr als eine fromme Hoffnung eines Humanisten.                

Hinrich E. Bues

Avi Primor: „Mit dem Islam gegen den Terror“, Droste Verlag 2008, geb., 256 Seiten, 16,95 Euro


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