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31.01.09 / Eine große Fülle von Talenten / Vor 200 Jahren wurde Felix Mendelssohn-Bartholdy geboren – Das Musikleben seiner Zeit geprägt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-08 vom 31. Januar 2009

Eine große Fülle von Talenten
Vor 200 Jahren wurde Felix Mendelssohn-Bartholdy geboren – Das Musikleben seiner Zeit geprägt

Zum dritten Mal seit 2007 wird der Mendelssohn-Preis der Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Stiftung in Leipzig vergeben. Die diesjährigen Preisträger sind Helmut Schmidt, Gewandhauskapellmeister Riccardo Chailly und der Schauspieler Armin-Mueller Stahl. Die Preise werden am 2. Februar während eines festlichen Gala-Konzerts im Gewandhaus überreicht.

Auch wenn Felix Mendelssohn-Bartholdy am 3. Februar 1809 in Hamburg geboren wurde und in Berlin aufwuchs, so ist der Name des Meisters der klassischen Musik vor allem mit Leipzig verbunden. Dort wirkte er zwölf Jahre lang als Kapellmeister im Gewandhaus. Heute ist die Stadt das Zentrum der Mendelssohn-Forschung. Sie beherbergt die Gesamtausgabe seiner Werke (Sächsische Akademie der Wissenschaften) und Briefe (Universität Leipzig und Deutsche Forschungsgemeinschaft) und bewahrt seine letzte und einzige private Adresse. 1845 war Mendelssohn mit seiner Frau und den fünf Kindern in die heutige Goldschmidtstraße 12 gezogen. Sein Musiksalon wurde schnell zum Treffpunkt berühmter Zeitgenossen, wie Clara Schumann, Franz Liszt, Hector Berlioz, Niels W. Gade und Joseph Joachim. Mit großer Energie engagierte sich der Hausherr für deren Musik und für Uraufführungen ihrer Werke im Gewandhaus.

1991 wurde auf Initiative von Kurt Masur die Internationale Mendelssohn-Stiftung gegründet. Dank deren Engagement ist die Mendelssohnsche Wohnung in der Beletage des spätklassizistischen Gebäudes seit November 1997 in ihrem Originalzustand wieder zugänglich. In dem berühmten Musiksalon finden sonntags auch wieder Konzerte statt. Eine Entdeckung sind die Zeichnungen und Aquarelle von Mendelssohns Hand. Sie offenbaren die Vielfalt seiner Talente. Das Haus beherbergt außerdem das Musikwissenschaftliche Institut der Universität Leipzig samt seiner Bibliothek.

Für keinen anderen Komponisten gibt es mehr Denkmale in Leipzig als für Felix Mendelssohn-Bartholdy. Außer der 1947 in der Parkanlage am Mendelssohn-Ufer an der Beethovenstraße / Harkortstraße aufgestellten Bronze-Büste von Walter Arnold entstanden alle nach der Wende. Am 10. März 1993 wurde im Foyer des Neuen Gewandhauses die Bronzestatue von Joachim Jastram enthüllt. Es war das erste Denkmal in Leipzig nach der Wende überhaupt. Zur Eröffnung des Mendelssohn-Museums erhielt der Eingang ein Porträtrelief und der Garten eine von Felix Ludwig geschaffene Bronze-Büste.

Im selben Jahr schuf Gottfried von Stockhausen in der Thomaskirche ein Memorialfenster (Südfront). Zuletzt wurde am 18. Ok-tober 2008 gegenüber der Thomaskirche der Nachbau des Mendelssohn-Denkmals feierlich enthüllt, das einst vor dem Alten Gewandhaus stand.

Als Sohn des Bankiers Abraham Mendelssohn und Enkel des berühmten Philosophen Moses Mendelssohn fehlte es weder am Willen, noch an den Mitteln, Felix Mendelssohns herausragende musikalische Begabung von Klein an zu fördern. Die Beifügung des Namens „Bartholdy“ erfolgte, nachdem die jüdische Familie 1816 zum Christentum konvertiert war. Als Mittler zwischen den Religionen kommt Felix Mendelssohn-Bartholdy heute noch eine große gesellschaftliche Relevanz zu. Spiegelt seine Kirchenmusik, in deren Mittelpunkt die Oratorien „Paulus“ und „Elias“ stehen, doch drei Konfessionen wider.

Bereits mit neun Jahren gab Felix sein Konzertdebüt. Zu jener Zeit schrieb er bereits kleinere Kompositionen. Seine erste Sinfonie für Streicher schuf das „Wunderkind“ mit zwölf, die weltberühmte Ouvertüre zu William Shakespeares „Sommernachtstraum“ mit gerade 17 Jahren. Bereits 1822 wurden die ersten Werke des damals 13jährigen aufgeführt. Bei seinem frühen Tod – Mendelssohn wurde nur 38 Jahre alt – hinterließ er ein Œuvre von über 400 Kompositionen.

Zu seinen größten Verdiensten gehört zweifellos die Wiederentdeckung der Werke Händels und Bachs. Mit der Aufführung der Matthäus-Passion in der Berliner Sing-Akademie leitete Mendelssohn 1829 die Bach-Renaissance ein. Es war die erste Wiederaufführung der Passion seit Bachs Tod 1750. Sechs Jahre später wurde Mendelssohn mit 26 Jahren die permanente Leitung der Gewandhauskonzerte angeboten, eine der herausragendsten Stellen, welche die deutsche Musikwelt damals zu vergeben hatte. Mendelssohn war der erste Berufsdirigent, der nicht von seinem Instrument mit Hand- und Körperbewegungen, sondern von einem Dirigentenpult aus und mit einem Taktstock dirigierte. Unter seiner Leitung wurde Leipzig in den folgenden Jahren zu einem der wichtigsten Musikzentren Europas. Dazu reformierte Mendelssohn das städtische Musikleben grundlegend. Er setzte durch, daß das Gewandhausorchester unter städtisches Patronat gestellt wurde, die Musiker fest angestellt waren und Gehälter erhielten. Seinem Einsatz verdankt Deutschland auch die Gründung der ersten Musikschule. Mit der Eröffnung des Leipziger Konservatoriums 1843 wurden wesentliche Voraussetzungen für eine gründlichere Ausbildung junger Musiker geschaffen.

Bereits 1841 hatte König Fried-rich Wilhelm IV. Mendelssohn nach Berlin berufen, um das dortige Musikleben und die Akademie der Künste zu beleben. Der preußische König hatte hochfliegende Pläne. Zwar wurde Mendelssohn im Herbst 1842 zum Preußischen Generalmusikdirektor ernannt. Doch Berlin zur Kunsthauptstadt im deutschsprachigen Raum zu machen, wollte sich nicht so recht realisieren lassen. Mendelssohn ließ sich daher von seinen Gewandhaus-Aktivitäten nicht abhalten, trotz der bis 1845 andauernden Verpflichtung in Berlin.

Am 18. März 1847 trat Mendelsohn letztmalig im Gewandhaus als Dirigent auf und legte einen Tag später die Leitung der Gewandhauskonzerte nieder. Seit Jahren plagten ihn physische und seelische Leiden. Nach zwei schweren Schlaganfällen starb er am 4. November 1847. Die Trauerfeier fand am 7. November in der Pauli-nerkirche statt. Noch am Abend wurde der Leichnam mit einem Extrazug nach Berlin überführt. Die Gräber der Familie Mendelssohn-Bartholdy befinden sich auf dem Dreifaltigkeits-Friedhof in Kreuzberg.

Nach dem Tod geriet der größte Teil des Mendelssohnschen Werkes in Vergessenheit. Mit Kurt Masur begann von Leipzig aus die Mendelssohn-Renaissance, zunächst mit den herausragenden Interpretationen der Jugendsinfonien, die der Maestro 1972 mit dem Gewandhausorchester eingespielt hatte. Wenig später folgten weitere Aufnahmen der Hauptwerke Mendelssohns, die dessen Ruf als Komponist von Weltgeltung nur bestätigten.      Helga Schnehagen

Foto: Genialer Musiker: Felix Mendelssohn-Bartholdy mit seiner Schwester Fanny, die sich als Komponistin auch einen Namen machte


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