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31.01.09 / Förderer des Tourismus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-08 vom 31. Januar 2009

Förderer des Tourismus

Mit dem Beginn des alpinen Tourismus und der Erschließung der Ötztaler Alpen untrennbar verbunden ist der Name des Priesters und Alpinisten Franz Xaverius Senn. Der „Gletscherpfarrer“ kam am 19. März 1831 im zum Ötztal gehörenden Ort Längenfeld zur Welt. Als einfacher Bauernsohn standen ihm an und für sich keine großen Bildungsmöglichkeiten offen. Allerdings hatte der begabte Schüler das Glück, daß er in dem in der Sommerschule als Katechet unterrichtenden Benefizianten Christian Falkner einen verständnisvollen Förderer fand. Dieser ermöglichte dem Bauernbub, auf das Jesuitengymnasium in Innsbruck zu gehen und dort Abitur zu machen. Es folgten ein Jahr Philosophiestudium in München und ab 1853 der Besuch des fürstbischöflichen Seminars in Brixen. Nach der Absolvierung der vorgeschriebenen Kurse in Philosophie und Theologie wurde er 1856 zum Priester geweiht.

Als Kooperator wurde der Neupriester vom Bischof nach Zams ins Oberinntal geschickt. Weitere Stationen waren Serfaus und die Pfarre Landeck, wo er als Kaplan eingesetzt wurde. Nachdem 1860 die Kuratie St. Jakob in Vent frei geworden war, kam er als Provisor ins Tal. Mit der Übernahme dieses Seelsorgepostens im hintersten Ötztal hatte Senn nun erstmals eine eigene Stelle. Bald erkannte der Geistliche, daß der Lebensstandard der ihm anvertrauten Bevölkerung nur durch die Förderung des Tourismus angehoben werden konnte. Seine Idee war es, Wege und Steige anzulegen und Schutzhütten zu errichten. Dabei fand er nicht die von ihm erhoffte Unterstützung durch den 1862 gegründeten Österreichischen Alpenverein. Dieser war eher wissenschaftlich ausgerichtet und fürchtete bei einer nennenswerten finanziellen Unterstützung der Infrastrukturmaßnahmen einen teuren Präzedenzfall. Enttäuscht gründete Senn daraufhin mit Gleichgesinnten am 9. Mai 1869 in München den Deutschen Alpenverein (DAV). Aus dem Verein ist bis heute die größte Bergsteigervereinigung der Welt und der achtgrößte Sportverband Deutschlands geworden. Mit finanzieller Unterstützung dieses Vereins baute Senn die Infrastruktur derart aus, daß er als Begründer des Fremdenverkehrs in Tirol gilt.

Nachdem Senn 1871 in Brixen die Pfarrkonkursprüfung bestanden und damit die Befähigung zur Pfarrführung erworben hatte, bewarb er sich um die frei gewordene Pfarre Nauders im Oberen Gericht. Dem Wunsche wurde 1872 entsprochen. In Nauders hielt es Senn jedoch nicht lange. Es zog ihn zurück in die Berge. 1881 siedelte er als Pfarrer nach Neustift im Stubaital um. Dort lebte Senn noch einmal auf, aber er war bereits mit dem Tuberkelbazillus infiziert. Damals verlief die Krankheit in der Regel tödlich, und so waren auch Senn nur noch wenige Jahre gegeben, trotz Erholungsreise nach Meran. An seiner letzten Wirkungsstätte Neustift verstarb Franz Senn vor 125 Jahren, am 31. Januar 1884.          M. R.


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