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31.01.09 / Für ein deutsches Saarland / Hubert Ney führte seine Heimat in die Bundesrepublik

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-08 vom 31. Januar 2009

Für ein deutsches Saarland
Hubert Ney führte seine Heimat in die Bundesrepublik

Bei allen parteipolitischen Unterschieden weisen Hubert Ney und sein ungleich bekannterer Zeitgenosse Kurt Schumacher einige interessante Gemeinsamkeiten auf. Die beiden Preußen waren Angehörige der selben Generation. Ney war mit seinem Geburtsdatum 12. Oktober 1892 nur drei Jahre und einen Tag älter als Schumacher. Beide wurden nahe der Grenze zu einer der kontinentalen Flügelmächte Frankreich und Rußland geboren, Schumacher in Culm und Ney am anderen Ende Preußens in Saarlouis. Beide waren Patrioten, was mit ihrem Geburtsort in einer potentiell gefährdeten Grenzregion zusammenhängen mag. Beide verloren als Soldaten im Ersten Weltkrieg einen Arm. Und beide waren promovierte Juristen.

Anders als Schumacher machte Ney sich jedoch selbständig und ließ sich als Rechtsanwalt in Saarlouis nieder. In dieser Funktion verteidigte er 1933 den Völklinger Industriellen Hermann Röchling, der sich vehement für den Verbleib des Saargebietes beim Deutschen Reich einsetzte, gegen das Besatzungsregime. Als die Saarländer 1935 über ihr weiteres Schicksal abstimmen durften, warb Ney für die Wiedervereinigung, auch wenn im Reich die Nationalsozialisten herrschten und er seit 1920 dem Zentrum angehörte.

Wie nach dem Ersten setzte sich Ney auch nach dem Zweiten Weltkrieg für den Verbleib seiner Heimat bei seinem Vaterlande ein. 1946 gründete er mit Johannes Hoffmann und anderen die Christliche Volkspartei (CVP). Als Hoffmann jedoch in der CVP eine Politik der Kollaboration mit der französischen Besatzungsmacht durchsetzte, trat er aus und gründete mit anderen eine neue, patriotische Partei, die CDU-Saar, zu deren Vorsitzenden er 1952 einstimmig gewählt wurde. Als die Bevölkerung 1955 wie 1935 über ihr weiteres Schicksal abstimmen durfte, gründete Ney mit seinen Parteifreunden sowie der SPD und der FDP-nahen Demokratischen Partei Saar (DPS) den prodeutschen Heimatbund. Entsprechend dessen Empfehlung stimmten die Saarländer gegen das Statut. Noch im selben Jahr fanden daraufhin Landtagswahlen statt, aus denen die CDU als stärkste Partei hervorging. Mit den beiden anderen Heimatbund-Parteien bildeten die Christdemokraten eine Koalition. Am 10. Januar 1956 wurde Ney von der Heimatbund-Koalition zum Ministerpräsidenten des Saarlandes gewählt. Unter seiner Verantwortung als Regierungschef wurde am 1. Januar 1957 seine Heimat in die Bundesrepublik Deutschland aufgenommen.

Nach dem Rückzug Frankreichs wollte Ney die dunkle Vergangenheit aufarbeiten, statt die Kollaborateure mit der Besatzungsmacht in die CDU aufzunehmen. Doch mit diesem Ansinnen scheiterte Ney in der Partei des frankophilen Bundeskanzlers und CDU-Bundesvorsitzenden Konrad Adenauer. Am 19. Mai 1957 wurde er als Vorsitzender der saarländischen CDU von Egon Reinert abgelöst, vier Wochen später auch als Ministerpräsident. Fortan war er nur noch einfacher Minister. 1959 kam es zum offenen Bruch. Tief enttäuscht kehrte er Kabinett wie Partei den Rücken.

Er schloß sich der DPS als Hospitant an, gründete dann 1960 mit der Christlich-Nationalen Gemeinschaft eine eigene Partei, die noch im selben Jahr bei der Landtagswahl mit 2,6 Prozent der Stimmen kläglich scheiterte, und warb schließlich 1969 als fast 77jähriger anläßlich der Bundestagswahl für die NPD. Weitgehend vergessen starb Hubert Ney am 3. Februar 1984 in seinem Geburtsort Saarlouis. Heute erinnert in ganz Deutschland nicht einmal mehr ein Straßenname an ihn.      M. R.


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