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07.02.09 / Päpstliches PR-Desaster / Rom und die Piusbruderschaft – Frage nach den Bedingungen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-08 vom 07. Februar 2009

Päpstliches PR-Desaster
Rom und die Piusbruderschaft – Frage nach den Bedingungen

Die Aufhebung der Exkommunikation der vier im Jahre 1988 von Erzbischof Marcel Lefebvre ohne Genehmigung Roms geweihten Bischöfe ist für Papst Benedikt XVI. zum PR-Desaster geraten. Ob daraus noch ein kirchenpolitisches Desaster wird, muß sich zeigen – immerhin hagelt es Kritik auch von bislang „romtreuen“ Kräften, und die mühsam aufgebauten diplomatischen Beziehungen mit dem Staat Israel standen zeitweilig vor dem Abbruch.

Zwar glauben nur wenige, daß den Verantwortlichen in Rom vor ihrer Entscheidung zugunsten der Piusbruderschaft das skandalöse Interview eines der vier Bischöfe bekannt war, in dem dieser den Holocaust massiv verharmlost und die Existenz von Gaskammern leugnet. Jedoch gab es von Bischof Richard Williamson bereits genug ähnlich problematische Einlassungen. „Die lehramtlichen Positionen gehen zu weit auseinander – so weit wie zwei verschiedene und zutiefst gegensätzliche Religionen“, mit diesen Worten hatte der konvertierte Anglikaner bereits im Jahre 2007 die seit langem geführten Gespräche zwischen Rom und der Piusbruderschaft für im Grunde chancenlos erklärt, wie der Internetdienst „kreuz.net“ dokumentiert. Wenn er eingeladen werde, „anderen in den Treibsand zu folgen“, müsse er dies ablehnen, zeigte er sich an einer Rückkehr in die volle Kirchengemeinschaft desinteressiert. Bendikt XVI. billigte er zu, er sei zwar „hochgebildet“, bescheinigte ihm aber auch einen „armen, kranken Verstand“. Benedikt XVI. könne nicht verstehen, daß die antimodernistische Lehre seiner Vorgänger von unveränderlicher Natur sei: „Sein armer Verstand ist krank, vergiftet von der modernen, besonders der deutschen Philosophie, die den Verstand vom Objekt trennt.“

In anderen Fällen haben weit geringere Gründe ausgereicht, um katholische Bischöfe empfindlich zu disziplinieren. Jedenfalls stehen solche Einlassungen, die Rom nicht unbekannt geblieben sein können, der Rücknahme einer bereits vollzogenen Exkommunikation massiv entgegen. Um so mehr fragen sich auch ausgeprochene Freunde Benedikts und der überlieferten Liturgie, wieso bei der Rücknahme der Exkommunikation nicht zwischen den Personen differenziert worden ist. Angesichts der Klarheit, mit der sich die Piusbruderschaft nun selbst von Williamson distanziert hat, hätte diese Differenzierung möglich sein müssen.

Immer noch wird über die Bedingungen gerätselt, die Rom vor der Rücknahme der Exkommunikationen gestellt hat, die Piusbruderschaft versicherte auf Anfrage der PAZ, es hätte zu ihrer eigenen Überraschung „gar keine“ gegeben. Klar scheint, daß der längerfristige Status der auf knapp 500 Priester angewachsenen Gemeinschaft noch ungeklärt ist. Beobachtern gilt es als ausgeschlossen, daß sich deren Priorate auflösen und in die katholische Hierarchie eingliedern lassen würden. Dazu paßt, daß Vatikan-Experten öffentlich über einen Status ähnlich dem des „Opus Dei“ nachdenken, also eine eigenständige Personalprälatur, die dann direkt dem Papst unterstehen würde. Doch vor solchen Klärungen muß der Vatikan zunächst die „Kollateralschäden“ seiner kühnen Entscheidung begrenzen.              K.B.


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