© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-08 vom 07. Februar 2009

Krisengeschüttelt
von Manuela Rosenthal-Kappi

Nun läßt sich die Krise auch in Rußland nicht mehr wegdis-kutieren. Mit Beschwichtigungsversuchen und Schönreden sind die Auswirkungen der Weltfinanzkrise auf die russische Wirtschaft nicht mehr in den Griff zu bekommen, so sehr sich die Regierung auch bemüht, den Eindruck zu wahren, sie wisse, was zu tun ist. Die eiligst konzipierten Antikrisenprogramme, darunter Förderprojekte für einheimische Firmen wie den Autohersteller GAZ oder Lebensmitteldirektverkäufe auf der Straße, wie in Königsberg, helfen nicht viel, wenn die Menschen um ihre Existenz fürchten müssen. Die Arbeitslosenzahl ist im Dezember und Januar auf sechs Millionen gestiegen, bis April werden zehn Millionen prognostiziert. Die Menschen spüren die Auswirkungen der Krise am eigenen Portemonnaie. Ging es ihnen im Dezember noch einigermaßen gut und waren sie zu Weihnachten noch bei guter Kauflaune, so führen nun Massenentlassungen, Steuer- und Wohnnebenkostenerhöhungen sowie eine generell anziehende Inflationsrate zur Katerstimmung. Die Popularität der Regierung in Umfragen sinkt bereits, und die zersplitterte Opposition hofft auf ein Ende der vom Kreml dominierten Politik.

Nun rächt sich, daß das russische Wirtschaftssystem weitgehend vom Öl- und Gasexport abhängig ist. Jahrelang kündigte die Putin’sche Regierung Diversifizierung, eine breitere Streuung der Wirtschaftsproduktion an, passiert ist in dieser Hinsicht wenig. Nach wie vor fehlen ein freies Unternehmertum, ein funktionierender Wettbewerb, eine leistungsfähige Infrastruktur, um eine Krise wie diese zu bestehen.