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07.02.09 / Visionär mit Ecken und Kanten / PAZ-Autor Picaper hat eine Biographie über Nicolas Sarkozy verfaßt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-08 vom 07. Februar 2009

Visionär mit Ecken und Kanten
PAZ-Autor Picaper hat eine Biographie über Nicolas Sarkozy verfaßt

Jean-Paul Picaper überzeugt in seinem neuesten Buch „Nicolas Sarkozy und die Beschleunigung der Politik“ zwar nicht durch Objektivität, denn aus seiner Begeisterung für den französischen Staatschef macht er keinen Hehl. Vielmehr überzeugt er gerade durch seine flammende Verteidigung des eigenwilligen Mannes im Elysée-Palast. Jean-Paul Picaper ist ein alter Hase in der Branche der Politik-Kommentatoren.

Der ehemalige Deutschlandkorrespondent des „Figaro“ hat schon viele Regierungschefs kommen und gehen sehen. Und gerade deswegen ist seine Leidenschaft, mit der er die Sarkozy-Biographie verfaßt hat, ein Zeichen dafür, daß der Biographierte irgendwas Besonderes an sich haben muß, um den 1938 geborenen, eigentlich abgeklärten Journalisten dermaßen in seinen Bann zu ziehen.

Jean-Paul Picaper vermischt Fakten mit ein wenig Klatsch und Emotionen. Mit französischem Esprit zeichnet er beschwingt den Lebensweg des französischen Präsidenten nach. Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund, geht auf Sarkozys extremen beruflichen Ehrgeiz, seine keineswegs nur von Boulevardblättern begeistert verfolgten Frauengeschichten und seine exzentrischen Charaktereigenschaften ein. Der kleine Mann im Elysée-Palast habe sich durch harte Arbeit und vollkommenen Einsatz seine heutige Position erkämpft. Der Visionär, wie Picaper schreibt, müsse jedoch stets gegen seine Kritiker ankämpfen, da sie nicht verstünden, daß er doch mit allem was er tue, das Beste für sein Land wolle. Schlechte Umfragen und Kommunalwahlergebnisse neun Monate nach seiner Wahl hätten jedoch dazu geführt, daß Sarkozy ein wenig Tempo aus seinem Reformeifer und seinem Auftreten genommen habe.

Der Leser erfährt jedoch nicht nur viel über Nicolas Sarkozy, sondern auch über Frankreich. Welche Probleme hat das Land? Wie sind die dortigen Befindlichkeiten? Was wollen die sozialistischen Gegner? Vom Streit über einen DNA-Test bei Zuwanderern, um nachzuweisen, daß die mitgebrachten Kinder auch die eigenen sind, über neu eingeführte 35-Stunden-Wochen, hin zu rebellierenden Studenten: Frankreichs innenpolitische Probleme sind beachtlich, und auch außenpolitisch gibt es einiges zu tun. „Speedy-Sarko“, wie der französische Präsident immer wieder in den Medien genannt wird, mache seinem Spitznamen alle Ehre, da er im Schnelltempo versuche, sich so vieler Schwächen des Landes auf einmal anzunehmen. Wie seine Lösungswege aussehen und welche Früchte die Maßnahmen tragen, führt Jean-Paul Picaper anhand einiger Beispiele auf.

Selbst wenn der Leser des vorliegenden Buches am Ende der Lektüre kein Verehrer Sarkozys geworden sein sollte, so hat der Autor doch viele Belege dafür geliefert, daß der aus deutscher wie übrigens auch französischer Sicht hyperaktive Staatschef die Verkrustung eines reformunwilligen Frankreichs aufgebrochen hat.

In Zeiten von Globalisierung, Weltwirtschaftskrise, Zuwanderung bei mangelnder Integration und einer alternden Gesellschaft würden alte, eher sozialistische Rezepte die Lage noch verschlimmern. Sarkozy habe dies erkannt und handle. Ob die von ihm eingeschlagenen Wege richtig sind, werden sowieso erst die nächsten Jahre zeigen. Der Autor zumindest bewertet die meisten jedenfalls als aussichtsreich.       Rebecca Bellano

Jean-Paul Picaper: „Nicolas Sarkozy und die Beschleunigung der Politik“, Gollenstein, Merzig 2008, geb., 435 Seiten, 19,90 Euro


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