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14.02.09 / Kleben am Stuhl / Warum der Bahnchef vorerst bleibt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-09 vom 14. Februar 2009

Kleben am Stuhl
Warum der Bahnchef vorerst bleibt

Der Bahnchef ist ein Phänomen. Seit Jahren befindet sich Hartmut Mehdorn in den Negativschlagzeilen. Bisher konnte ihn aber niemand aus dem Job drängen. Eher feuerte Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) reihenweise seine Staatssekretäre. Doch bei der jetzigen Datenaffäre der Bahn schien es, als ob Mehdorns Stunde geschlagen habe. Weit gefehlt: Inzwischen stützt ihn nicht nur die Gewerkschaft Transnet, deren gefügigen Ex-Vorsitzenden Hansen er im Zusammenspiel mit SPD-Genossen zum Personalvorstand der Bahn kürte. Auch SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier wandte sich gegen eine „vorschnelle“ Ablösung des ellenbogenstarken Bahnmanagers, dem zuletzt nur noch der vertagte Börsengang wichtig schien.

Zuvor hatte sich Mehdorn allerdings – nach langem Sträuben – vor Bahnbetriebsräten für die lückenlosen „Überprüfungsaktionen“ entschuldigt. Die Arbeitsnehmervertretung akzeptierte die Geste. Allerdings hat offenbar ein Betriebsrat Strafanzeige gegen den Bahnvorstand wegen Verstoßes gegen das Datenschutzrecht gestellt. Ein Abgleich zwischen Adressen und Kontonummern von Mitarbeitern mit den Daten von Lieferanten ist ein nicht unübliches Vorgehen bei der Korruptionsbekämpfung. Unklar blieb zunächst, ob die Bahn von den eingeschalteten Detekteien weitere Auskünfte eingeholt hat.

Aus der Konzernrevision der Bahn hieß es, der Bahnchef sei wiederholt über die Überprüfungen informiert worden, veranlaßt hat er sie indes wohl nicht. Die Bahn vertraute sich im Übrigen denselben Sicherheitsfirmen an wie die Telekom. Anders als bei der Bahn löste aber die Telekom-Spitze – genauer die Ex-Chefs Zumwinkel und Ricke – selbst die Untersuchungen aus. Nach dem Willen der Gewerkschaften Transnet und GDBA sollen die Vorgänge bei der Bahn weiter aufklärt werden, auch der Aufsichtsrat ist aktiv geworden.

In Berlin wird vermutet, die Kanzlerin wolle Mehdorn frühestens nach einer gewonnenen Bundestagswahl ablösen. Vorher käme es unter einem SPD-Verkehrsminister allenfalls zu einer SPD-nahen Lösung – für Mehdorn die Rettung.                 Jost Vielhaber


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