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14.02.09 / Die Freundin der Königin / Die Korrespondenz der Caroline Friederike von Berg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-09 vom 14. Februar 2009

Die Freundin der Königin
Die Korrespondenz der Caroline Friederike von Berg

Manch einem fundierten Experten der preußischen Geschichte mag Caroline Friederike von Berg (1760–1826) durch ihre Denkschrift „Luise Königin von Preußen: Dem deutschen Volk gewidmet“ bekannt sein. Diese viel gelesene, über 400 Seiten lange Abhandlung erschien zum vierten Todestag der Königin im Jahre 1814 und diente späteren Biographen als wichtige historische Grundlage und zeitgenössische Quelle. Weniger bekannt hingegen ist, daß Caroline Friederike von Berg eine ausführliche Korrespondenz mit der geistigen Prominenz ihrer Zeit führte. In ihrem Nachlaß – er liegt im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar – finden sich teilweise noch ungedruckte Briefe des Freiherrn vom Stein, von Wilhelm von Humboldt, der Familie Herder, den Schriftstellern Jean Paul und Johann Wilhelm Ludwig Gleim.

In diesen regen, oftmals sehr persönlich gehaltenen Briefen erscheint Caroline als kluge und eigenwillige Persönlichkeit, die nicht ohne Ehrgeiz ihre Verbindungen und Einfluß spielen ließ. Wenig wußte man allerdings bisher über ihr Leben. Sie wurde als Sophie Caroline von Haeseler am 19. Ok-tober 1760 in Magdeburg geboren. Die Haeselers waren begüterte Kaufleute in Mitteldeutschland und über Karrieren in königlich-preußischem Dienst rasch in den Adel aufgestiegen. Ihr Ehemann Carl Ludwig von Berg (1754–1847), mit dem sie 1779 verheiratet wurde, war königlich-preußischer Kammerherr und Domherr des Hochstiftes Halberstadt, in dem das Paar auch seine ersten Ehejahre verbrachte. Der Verbindung entstammte die Tochter Luise (1780–1865), die im Jahr 1800 August Ernst Graf von Voß heiratete. Ein Jahr später wurde Carolines Ehe geschieden, sie lebte fortan – unterbrochen von längeren Reisen ins europäische Ausland – finanziell wohlversorgt in Berlin und unterhielt ein großes Haus am Tiergarten.

Mit ihrer Tochter, die einen literarischen Salon führte, gehörte Caroline zum Umkreis des sogenannten Tugendbundes und verkehrte mit den wichtigsten Größen aus Philosophie, Literatur und Politik. Goethe kannte sie darüber hinaus bereits seit ihrer Jugend, Herder traf sie in Halberstadt, und in Berlin machte sie dann die Bekanntschaft mit dem preußischen Staatsmann und Reformer Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein, mit dem sie eine jahrelange Freundschaft verbinden sollte.

Die wichtigste Verbindung ist jedoch ihre Freundschaft mit Königin Luise, der sie eine enge Vertraute und mütterliche Mentorin ist. Die harmonische Vertrautheit zwischen Luise und Caroline wird jedoch nicht ohne Mißbilligung gesehen. König Friedrich Wilhelm III. beobachtet eifersüchtig, wie sich zwischen den beiden Frauen die Freundschaft intensiviert. Die „höchst  intrigante Fr. v. …g“ ist ihm ein Dorn im Auge; schreibt sie doch seiner Gattin „allerley Billets, Wische und Briefe mit allerhand verwirrtes Zeug, Gutes und Böses, gefüllt“. Caroline versucht, soweit es möglich ist, dem König aus dem Weg zu gehen. Doch Luise mag nicht von ihrer Caroline lassen. Sie ist ihr Stütze und Trost in der politischen Krisensituation. So verfaßt Luise 1808, nachdem Caroline eine Woche zuvor aus Königsberg abgereist ist, folgende Nachricht: „Zwei Briefe habe ich nun schon von Ihnen, teure, liebe Berg! Und wie teuer sind sie mir! Diese Ausdrücke der reinsten Liebe und Freundschaft! Glauben Sie mir, Ihre Abreise hat mir eine Lücke gelassen, die nichts ausfüllen kann, für mein Herz und meinen Geist. Sie kommen doch gewiß wieder …“

Nach der Rückkehr des Königs-paars nach Berlin im Dezember 1809 ist Caroline von Berg wieder an der Seite von Königin Luise, hilft ihr bei wichtigen Personalentscheidungen und unterstützt sie in persönlichen Angelegenheiten. So begleitet sie auch die Königin in ihren letzten Tagen im Juli 1810. Die harmonische Übereinstimmung zwischen den beiden Freundinnen veranlaßt Caroline 1814, die Denkschrift zu verfassen, um den Zeitgenossen den Charakter der Königin nahezubringen. Mit diesem vielgelesenen Buch hat Caroline von Berg entscheidend zum späteren „Luisenkult“ beigetragen.

Die Germanistin Urte von Berg hat aus dem reichen Quellenmaterial Briefe und Dokumente in einem Band zusammengestellt und mit erklärenden Texten zu den einzelnen Korrespondenzpartnern versehen. Sie holt damit ihre Vorfahrin Caroline aus der Vergessenheit zurück und zeigt nicht nur ihre eindrucksvolle Unabhängigkeit und Fähigkeit zur gesellschaftlichen Kommunikation, sondern auch die Lebenswelt jener privilegierten Oberschicht, der sie angehörte.                 Anne Bruch

Urte von Berg: „Caroline Friederike von Berg – Freundin der Königin Luise. Ein Porträt nach Briefen“, Wallstein-Verlag, Göttingen 2008, 264 Seiten, 28 Abbildungen, gebunden, 24,90 Euro


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