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14.02.09 / Junge Stimmen unter alten Bäumen / Das Festival Kammeroper Schloß Rheinsberg als Karrieresprungbrett für viele junge Sänger

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-09 vom 14. Februar 2009

Junge Stimmen unter alten Bäumen
Das Festival Kammeroper Schloß Rheinsberg als Karrieresprungbrett für viele junge Sänger

Zu den beliebten Festivals in Brandenburg zählt die von dem Ostpreußen Siegfried Matthus 1991 ins Leben gerufene Kammeroper Schloß Rheinsberg. Junge Sänger aus aller Welt bemühen sich um eine Teilnahme, die einen Sprung auf die Karriereleiter bedeutet.

Im vergangenen Jahr konnte man mit 22300 Besuchern einen Rekord verzeichnen. 34 junge Sänger aus 16 Ländern begeisterten in Rheinsberg und bei Gastspielen unter anderem in Berlin und Chorin. An diesem Wochenende werden junge Sänger aus aller Welt bei einem Gesangswettbewerb in der Deutschen Oper Berlin nun für das Festival 2009 ausgewählt. Zuvor hat bereits eine Ausscheidung in St. Petersburg stattgefunden. Als Preise winken den Teilnehmern Opernpartien auf dem Festival, aber auch Auftritte in Galaprogrammen sowie bei den Aufführungen „Der singende See“ und der Rheinsberger Sängernacht.

Auch in diesem Jahr erwartet den Musikfreund wieder ein reichhaltiges Programm. Eröffnet wird das Festival am 27. Juni mit der konzertanten Aufführung von Richard Wagners (1813–1883)  Oper „Das Liebesverbot“ im Schloßhof. 1836 wurde sie in Magdeburg uraufgeführt, allerdings wegen der Karwoche unter dem Titel „Die Novize von Palermo“. Erst 1925 kam das Werk in Hamburg wieder auf den Spielplan. Berlin und Stuttgart folgten, 1973 Bayreuth. Aber in den Repertoirebetrieb der Opernhäuser wurde es nie aufgenommen.

Zum dritten Mal wird mit „Der Raub der Lukrezia“ in Rheinsberg eine Oper von Benjamin Britten auf dem Spielplan stehen (24., 25. 28., 29., 31. Juli und 1. August, 20 Uhr, Schloßtheater). Das Werk  ist Brittens (1913–1976) erste Kammeroper und beredter Beweis für die große Meisterschaft des Komponisten, psychologische Vorgänge kammermusikalisch auszuloten. Britten läßt die Handlung durch einen weiblichen sowie einen männlichen Erzähler aus einer christlichen Perspektive kommentieren und steuern, was im Gegensatz zu der heidnisch geprägten Geschichte steht. Nach dieser Tragödie wird das Festival-Publikum wie einst im antiken Athen ein Satyrspiel im Park zum Abschluß des Opernabends erleben.

Ein weiterer Höhepunkt wird im August die Aufführung der Oper „Eugen Onegin“ von Peter Tschaikowsky (1840–1893) im Heckentheater sein (7., 8., 11., 12., 14.,

15. August). Schwärmerei, Spiel, Nicht-Verstehen, Liebe, Eifersucht – verliebte junge Menschen sind dem Chaos der Gefühle ausgesetzt. Wie sieht es dabei in ihren Seelen aus? Alexander Puschkin spiegelt diese Zustände in „Eugen Onegin“, einem Roman in Versen. Peter Tschaikowsky hat die großen Emotionen in Musik umgesetzt und bringt so die russische Seele zum Klingen.

„Wenn an einem schönen Sommerabend eine Oper von den jugendlichen Stimmen gesungen im erleuchteten Heckentheater oder im Park erklingt, dann ist das ein Erlebnis, das Sie nirgendwo an einem Operntheater in der ganzen Welt finden“, schwärmt Siegfried Matthus, der künstlerische Leiter des Festivals Kammeroper Schloß Rheinsberg, im Gespräch mit der Preußischen Allgemeinen Zeitung. Viele hochtalentierte junge Sänger haben mittlerweile mit ihrem Festival-Auftritt eine erfolgreiche Karriere starten können. So trifft man an der New Yorker Met, der Mailänder Scala, bei den Salzburger Festspielen, an den Opernhäusern von Athen über Stockholm, Tokio, Wien, Sydney bis Zürich und an fast allen deutschen Bühnen auf Rheinsberger Sänger. 

Mezzosopran Carolin Masur wird am 2. August im Schloßtheater ein Benefizkonzert mit Arien unter anderem von Bizet und Mo-zart sowie Trois Chansons de Bilitis von Debussy geben. Von 2002 bis 2004 war die Sängerin Ensemblemitglied an der Staatsoper Hannover. Seit 2004 gastiert sie an den Staatsopern Hannover und Stuttgart und seit 2007/08 am Theatre Toulouse in Frankreich. Der Kammeroper Schloß Rheinsberg blieb Carolin Masur immer verbunden. 1999/2000 spielte sie die Sophie Dorothea in „Kronprinz Friedrich“ von Siegfried Matthus. Sie gestaltet Konzerte und Gala-Programme mit und gibt ihre Erfahrungen den jungen Sängern weiter. 2005 (und nochmals im Herbst 2007) sang sie die Alt-Partie im „Te Deum“ von Siegfried Matthus, einer Komposition, die der Weihe der wieder aufgebauten Dresdner Frauenkirche gewidmet ist.

In Rheinsberg wird es wieder einen bewegten Musiksommer geben, ganz in der Tradition des Preußenprinzen Heinrich, der einst die Musen in das Schloß brachte.        Silke Osman

Karten gibt es bei der Tourist-Information Rheinsberg, Telefon (033931) 39296, E-Mail: tourist-information@rheinsberg.de, zehn Prozent Frühbucher-Rabatt bis 31. März.

Foto: Farbenprächtige Aufführungen: Auf dem Festival Kammeroper Schloß Rheinsberg sind nicht nur die Stimmen hörenswert, auch die Kostüme wie hier in Mozarts „Zauberflöte“ sind professionell.


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