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21.02.09 / Wallensteins Tod / Mit dem Herzog starb eine der schillerndsten Figuren der mitteleuropäischen Geschichte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-09 vom 21. Februar 2009

Wallensteins Tod
Mit dem Herzog starb eine der schillerndsten Figuren der mitteleuropäischen Geschichte

Nicht ohne Grund hat Friedrich Schiller Wallenstein eines seiner größten Dramen gewidmet. Dramatisch war sein Leben. Er polarisiert bis in unsere Tage. Für die einen ist er ein ehrgeiziger Abenteurer, dem nichts heilig war, für die anderen ein Visionär, der seiner Zeit voraus war und schließlich dem Wahnsinn ein Ende machen wollte, daß sich die Deutschen zum Nutzen ihrer Nachbarn aus konfessionellen Gründen selbst zerfleischten.

Der bekannteste Heerführer im Dreißigjährigen Krieg war ursprünglich Protestant. Albrecht Eusebius Wenzel von Wallenstein entstammte einem alten böhmischen Adelsgeschlecht. Am 24. September 1583 kam er in Hermanitz, dem Gut seiner Familie bei Arnau in Nordböhmen, zur Welt. Er genoß eine für einen Sohn aus gutem Hause typische Erziehung. Mit einer Bildungsreise, die ihn unter anderem nach Italien führte, fand diese ihr Ende, und der Ernst des Lebens begann. 1604 trat er in die militärischen Dienste der Habsburger. Um diese Zeit nahm er auch deren katholischen Glauben an. 1609 heiratete er die sehr vermögende ältere Witwe Lukretia von Witschkow aus Mähren. Sie setzte ihn zum Alleinerben ein und starb 1614. Wallenstein führte das Leben eines Großgrundbesitzers. Geschickt mehrte er mit seinem Organisationstalent das Vermögen. Seine Bauern behandelte er gut und motivierte sie damit zu um so besseren Ergebnissen.

Sein großes Vermögen ermöglichte es Wallenstein, quasi als Privatmann auf eigene Kosten Truppen aufzustellen. 1617 tat er dieses erstmals, um sie Erzherzog Ferdinand, dem späteren Kaiser Ferdinand II., für dessen damaligen Kampf gegen Venedig zur Verfügung zu stellen. 1618 begann mit dem Prager Fenstersturz der Dreißigjährige Krieg zwischen Katholiken und Protestanten. Im Gegensatz zu vielen seiner protestantischen Nachbarn schlug Wallenstein sich auf die Seite der katholischen Habsburger. Abermals bot er ihnen an, auf eigene Kosten eine Armee aufzustellen und mit dieser zur Hilfe zu eilen. Für den laufenden Unterhalt sollten, so sein Konzept, die Bewohner des besetzten Feindeslandes, aber auch die Untertanen des Kaisers aufkommen, getreu dem Motto, daß der Krieg den Krieg ernähre. Dankbar nahm der Kaiser das Angebot an.

Mit Wallensteins Unterstützung wurden die aufständischen protestantischen Böhmen niedergeschlagen. Deren Güter wurden vom Kaiser konfisziert und verkauft. Auf Grund des daraus resultierenden großen Angebotes an Land fielen die Grundstückspreise, und Wallenstein konnte günstig im großen Stile Grundbesitz erwerben. So gelangte er 1622 in den Besitz der Herrschaft Friedland. Der Kaiser erhob ihn dann im darauffolgenden Jahr in den Reichsfürstenstand und machte ihn zum Herzog von Friedland.

Der Aufstand der protestantischen Böhmen war niedergeschlagen, doch nun schlug sich König Christian IV. von Dänemark auf die Seite der Protestanten und marschierte von seinem Herzogtum Holstein Richtung Süden. Der sogenannte Dänisch-Niedersächsische Krieg begann. Und wieder waren Wallensteins Dienste gefragt. Und wieder bewährte er sich, weniger als großer Feldherr, denn als unverzichtbarer Finanzier und Organisator einer Armee. 1627 trat er mit einem von ihm geworbenen Heer von 100000 Mann zur Gegenoffensive an. Es folgte ein Siegeszug der Armeen Wallensteins und der Katholischen Liga, sprich des Zusammenschlusses der katholischen Reichsstände, der bis zur Eroberung des dänischen Festlandes reichte. Trotzdem setzte sich Wallenstein für einen Verständigungsfrieden ein.

Dänemark war als Seemacht ungeschlagen, und hinter ihm standen weitere habsburgfeindliche Mächte. Wallenstein setzte sich durch. Im Frieden von Lübeck mußte sich Christian 1629 nur zur Zurückhaltung in Reichsangelegenheiten verpflichten. Ansonsten wurde der Status quo ante, sprich der Zustand vor Ausbruch des Dänisch-Niedersächsischen Krieges, wiederhergestellt. Wallenstein war auf dem Höhepunkt seiner Macht. Vom Kaiser wurde er mit dem protestantischen Herzogtum Mecklenburg und dem Fürstentum Sagan belehnt sowie zum „General des ozeanischen und baltischen Meeres“ ernannt.

Invita Invidia (Dem Neide zum Trotz) hatte sich Wallenstein zum Wahlspruch gewählt. Er wußte, wovon er sprach. Seine neuen Standesgenossen neideten dem Emporkömmling seinen Aufstieg. Zudem befürchteten die katholischen Reichsfürsten eine Schwächung ihrer eigenen Position durch die mit dem kaisertreuen Wallenstein und dessen großer Armee verbundene Stärkung von Kaiser und Zentralgewalt. Auf dem Kurfürstentag zu Regensburg nötigten sie 1630 Kaiser Ferdinand II., abzurüsten und Wallenstein zu entlassen. Der Moor hatte seine Schuldigkeit getan, der Moor konnte gehen.

Allerdings wurde der Moor bereits kurze Zeit später wieder gebraucht. Denn nach dem Dänenkönig Christian IV. tauchte nun der Schwedenkönig Gustav II. Adolf als neuer Hoffnungsträger der protestantischen Stände auf dem mitteleuropäischen Kriegsschauplatz auf. Im selben Jahr, in dem Wallenstein abgesetzt wurde, lan­dete Gustav Adolf auf der Insel Usedom. Von hier aus begann der Schwede einen Feldzug, der ihn bis nach Bayern führte.

In dieser Phase größter Not wurde Wallenstein 1632 abermals der Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen angetragen. Trotz seiner schlechten Erfahrungen stellte sich der geschaßte Böhme abermals in den Dienst des Kaisers – und erwirkte abermals die Wende. Ein gutes halbes Jahr nach Wallensteins Ernennung zum Oberbefehlshaber kam es zur Schlacht bei Lützen. In ihr fiel Gustav Adolf, ein ungeheurer Schlag für das protestantische Lager.

Wallenstein, der am Konfessionenstreit desinteressiert war und eher den Sternen glaubte, nutzte die Schwäche der Protestanten zu Friedensverhandlungen. Diese Verhandlungen wurden ihm in Wien als Verrat ausgelegt. In einem geheimen Gerichtsverfahren wurde über ihn der Stab gebrochen. Um den Jahreswechsel 1633/34 mußte Wallenstein feststellen, daß er nicht nur abermals abgesetzt, sondern nun auch geächtet war und daß er sich auf seine Truppen nicht verlassen konnte. Er versuchte deshalb, mit einem Kreis von Getreuen zu den Schweden zu fliehen. In Eger machte er Station. Dort war er Gast des Stadtkommandanten, der jedoch insgeheim zum Kaiser hielt und ihn samt seinen Vertrauten am Abend des 25. Februar 1634 durch Söldner ermorden ließ. Adam Erdmann Trzka von Leipa, Christian von Ilow und Wilhelm Graf Kinsky töteten die Mörder bei einem Festbankett im Speisesaal der Burg. Wallenstein selbst wurde im Haus des Stadtkommandanten, in dem er Quartier genommen hatte, mit einer Partisane (Stangenwaffe) ermordet. Manuel Ruoff

Foto: Wallensteins Ermordung: Kolorierter Kupferstich von Matthaeus Merian d. Ä. (1593–1650) Bild: pa


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