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21.02.09 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-09 vom 21. Februar 2009

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied, liebe Familienfreunde,

leider glauben immer noch viele Menschen, die sich an uns wenden, daß wir eine lückenlose Kartei aller früheren Einwohner Ostpreußens mit sämtlichen Daten besitzen und nur eine Schublade zu ziehen brauchen, um die geforderte Information sofort zu finden. Ach ja, das wäre schön, und vielen Menschen, die sich so hoffnungsvoll an uns wenden, würde ich das gönnen, aber leider ist das nicht der Fall. Unsere Ostpreußische Familie ist eben eine Art Sonderbriefkasten, eine Schnittstelle zwischen Frage und Antwort, und die letzte Anlaufadresse für Suchfragen, die von den dafür zuständigen Institutionen nicht beantwortet werden konnten. Unsere treuen Leserinnen und Leser wissen das, aber denjenigen, die sich das erste Mal an uns wenden, muß das immer wieder erklärt werden.

Ich bin deshalb besonders dankbar, wenn diejenigen, deren über unsere Kolumne verbreiteten Fragen ins Leere liefen, sich noch einmal bei uns melden Wie Herr Wilfried Krause aus Kiel, der uns zusammen mit seinen besten Wünschen für die Ostpreußische Familie und für mich als „Familienmutter“ mitteilte, daß auf seine in Folge 38/08 gestellten Suchfragen nach seiner Großmutter Charlotte Krause und seinem Onkel Hans Krause aus Königsberg keine Reaktion zu verzeichnen war. Das war auch kaum zu erwarten, denn beide blieben 1945 in Königsberg und sind seitdem verschollen.

Die Großmutter Charlotte Krause geborene Küssner, hat bei Kriegsende im Haus des Konditormeisters Kurt Gehlhaar in Juditten gewohnt, hat aber die ersten Besatzungsmonate überlebt, denn sie soll im September 1945 noch eine ebenfalls in Königsberg verbliebene Bekannte besucht haben. Allerdings war die 78jährige schon sehr geschwächt, und sie wird nicht mehr lange gelebt haben. Ihr Enkel hätte gerne gewußt, wo sie ihre letzte Ruhe fand, aber dieses Fragezeichen dürfte stehen bleiben. Ebenso wie das nach dem Verbleib seines Onkel Hans Krause. Der Königsberger Kaufmann aus der Hagenstraße lag im März 1945 als Angehöriger der Stamm-Kompanie Pz.Jäg.Ers.-Abtlg. 1 im Leichtkrankenhaus 509 in Königsberg. Wurde er mit diesem Lazarett verlegt oder, aus der Behandlung entlassen, zur Verteidigung Königsbergs eingesetzt?

Alle Nachforschungen haben auch nicht den geringsten Hinweis ergeben. Deshalb haben wir diese Fragen noch einmal repetiert – oft hat erst ein Nachfassen eine Reaktion bewirkt. (Winfried Krause, Niobeweg 9 in 24159 Kiel, Telefon 0431/372665, E-Mail: maraunenhof@gmx.de.)In diesem Zusammenhang muß ich auf einen Brief zu sprechen kommen, dessen Inhalt mich so sehr berührt hat, daß ich ihn bisher nicht erwähnt habe. Er bestätigt auf erschütternde Weise, daß das Schicksal vieler in Königsberg Vermißter nie geklärt werden kann, weil die Verstorbenen namenlos verscharrt wurden. Dies berichtet eine Zeitzeugin, die als 13jähriges Mädchen Leichensammlerin in Rosenau war. Sie war nicht die einzige, die dies tun mußte, die Russen nahmen gerne Kinder, sie mußten diese furchtbare Arbeit ohne Lohn verrichten.

Vom Sommer 1946 bis März 1947 holte Hannelore nach Anweisung die Toten und brachte sie zu einer Sammelstelle, im Sommer mit einem Handkarren, im Winter mit dem Schlitten. Auch ihren verstorbenen Vater mußte das Mädchen zu den bereits vorhandenen Leichen legen, manchmal waren es 35 bis 40 Verstorbene, alle namenlos, niemand hat je nach irgendwelchen Unterlagen gefragt. Es ging das Gerücht, daß die Toten in Bombenkrater kamen, die dann zugeschüttet wurden, denn es wurde nie eine offizielle Grabstätte genannt. Hannelore W. berichtet noch viel Grausames, aber das möchte ich hier nicht wiedergeben, vielleicht einmal an anderer Stelle. Sie selber überlebte als „Wolfskind“ in Lettland, kam erst im Mai 1951 in die damalige DDR, lebt heute in Rostock. Ich will hier ihren Namen nicht bringen, denn sie selber hat diese Erinnerung beim Schreiben sehr mitgenommen. „Heute bin ich fast 76 Jahre alt, aber es ist, als wäre es gestern gewesen!“ schreibt die Königsbergerin, der ich sehr für die Ausführungen danke, weil sie mir leider bestätigen, was ich oft den Suchenden schreiben muß: Es wird mit großer Wahrscheinlichkeit keine Klarheit geben.

Auch Frau Ingeborg Körner aus Wolfsburg sucht eine Königsbergerin, aber in diesem Fall besteht berechtigte Hoffnung auf eine positive Resonanz, denn die Betreffende konnte noch vor dem Russeneinfall die Stadt verlassen und hat sich nach dem Krieg bei den Eltern der Suchenden in Hannover gemeldet. Ich bekam zuerst nur eine kurze E-Mail mit der Bitte um Kontaktaufnahme zu der Gesuchten, als Angabe waren lediglich ihr Name – Steffi Hörning – und die ehemalige Wohnanschrift – Junkerstraße 12 – angegeben. Damit kann man natürlich nicht viel anfangen. Also hieß es: nachfassen! Und so können wir etwas besser ausgerüstet auf die Suche gehen. Steffi Hörning muß etwa 1924/25 geboren sein, ihr Vater war Musiker in Königsberg. Ihr Berufsbild ist etwas unklar: Sie war als Zahnarzthelferin tätig, wollte aber gerne Medizin studieren, sollte während des Krieges als Lehrerin eingesetzt werden, weil sie sich aber weigerte, arbeitete sie in einer Fabrik. Während ihrer Arbeitsdienstzeit 1942/43 im Lager Jenbach, Oberösterreich, lernte sie Ingeborg Körner – damals Köneke – kennen, sie wurden Freundinnen und blieben auch nach ihrer Zeit beim Reichsarbeitsdienst (RAD) in Verbindung.

Daß sie aus Königsberg noch rechtzeitig herauskam, bestätigte ein Brief, den Frau Körners Mutter im Februar 1945 erhielt und in dem Steffi Hörning ihre Anschrift in Berlin-Lankwitz bekanntgab: Lauenburger Straße 31. Nach Kriegsende hat sie Frau Körners Mutter Ingeborg Köneke in der Limmerstraße 99 in Hannover aufsuchen wollen, diese war aber leider nicht da, so ging Steffi, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Von da an gab es keine Verbindung mehr zwischen den Freundinnen. Nun, nach fast 65 Jahren soll sie wieder zustande kommen. „Ich hoffe, die Suche hat einen kleinen Erfolg“, schreibt Frau Regina Beck­mann, die Tochter von Frau Körner, die uns den Wunsch ihrer Mutter übermittelt. Da Steffi Hörning noch eine Schwester hatte, die ebenfalls geflüchtet ist, besteht die Hoffnung, daß sich jemand aus der Familie meldet. Steffi wird vermutlich durch Heirat einen anderen Namen angenommen haben. (Ingeborg Körner, Sebastian-Kneipp-Straße 6 in 38440 Wolfsburg, Telefon 05361/49585 , E-Mail von Frau Beckmann: reginabeckmann@hrs.lsv.de)Was wir für Frau Körner wünschen, hat Herr Martin Schulz aus Dresden in Worte gefaßt: „Es ist schon so, daß manche Steine erst nach Jahr und Tag ins Rollen kommen!“

Allerdings meint er damit seinen eigenen Fall. Erst nach dem Tod seiner Schwester im vergangenen April hat er im Nachlaß viele Bilder entdeckt, die jahrelang im Karton lagen und nun die Familiengeschichte wieder lebendig machen. Herr Schultz, * 8. Februar 1940 in Hoppendorf, Kreis Pr. Eylau, hat nur wenige Erinnerungen an seine Heimat, aber noch leben seine 101 Jahre alte Mutter und sein 86järiger Onkel und können ihm viele Hinweise zu den aufgefundenen Fotos geben! Doch bei einem Bild müssen sie passen. Es zeigt eine junge Dame von kräftiger Statur, aufgenommen von dem Photographen Fritz Hantel aus Hoppendorf. Das ist die einzige Angabe, weder der Name der Abgebildeten noch das Datum der Aufnahme ist vermerkt. Der Kleidung und Frisur nach müßte das Foto Mitte/Ende der 20er Jahre entstanden sein. „Vielleicht erkennt jemand die Abgebildete oder kann Hinweise geben, auch wenn sie noch so vage sind?“ fragt Herr Schulz, dem es eine Herzensangelegenheit ist, soviel Familiengeschichte wie möglich zu bewahren und an die Nachfahren weiter zu geben. Nach den Erfolgen der letzten identifizierten Fotos in unserer Kolumne kann man doch hoffen! (Martin Schulz, Budapester Straße 47-05-04 in 01069 Dresden.)

Familienforschung – zu diesem Thema hat sich Herr Oskar Grubert aus Lawitz gemeldet. Im Gegensatz zu anderen Lesern und Leserinnen, die sich bemühen, wenigstens etwas über ihre Großeltern zu erfahren, ist er schon sehr weit gekommen. Nämlich bis 1756, dem Geburtsjahr seines Urururgroßvaters Johann Grubert, aber dann geht es nicht mehr weiter. Fangen wir mal umgekehrt an. Oskar Grubert wurde am 7. Mai 1938 in Allenstein geboren, aber sein gleichnamiger Vater 1906 in Guttstadt wie auch Großvater Adolph, * 1854, Urgroßvater Anton, * 1816, Ururgroßvater Johann und schließlich der erwähnte Urahn. Nun möchte Herr Grubert aber noch weiter forschen, vor allem möchte er wissen, wo die Gruberts herkommen, also wo der Name seinen Ursprung hat. Da es sich um eine alteingesessene Guttstädter Familie handelt, dürften die Vorfahren aus Schlesien oder Mitteldeutschland gekommen sein. Der „Ploetz für Ermländer“, der eine Fülle ermländischer Namen von Albrecht bis Zint verzeichnet, weist aber keinen „Grubert“ auf. Wer kann hier weiterhelfen? Vielleicht melden sich ja auch Namensvettern oder Verwandte, über jeden Hinweis würde sich unser Landsmann freuen. (Oskar Grubert, Kummroer Weg 34 in 15898 Lawitz, Telefon 033652/89789, E-Mail: oskargruberrt@t-online.de)In seiner Familiengeschichte wird Herr Michael Depkat-Jakob nun ein gutes Stück weiterkommen, und das verdankt er Frau Hildegard Mayer-Lamssies aus Wittlingen. Sie konnte ihm auf seine Frage nach einer Plankarte von Haffwerder nicht nur diese zusenden, sondern auch Hinweise auf das Haus geben, in dem die Familie Depkat gewohnt hat.

Die Karte ist von Herrn Tobel aus Haffwerder aus dem Gedächtnis angefertigt worden. Er ist leider verstorben, aber Frau Mayer-Lamssies hat eine Kopie bewahrt, denn sie stammt auch aus Haffwerder, wurde 1925 dort geboren und lebte bis zur Flucht mit ihren drei Geschwistern auf dem elterlichen Hof. Rechts neben der Schule ist auf der Karte ein Anwesen „Depkat“ eingezeichnet. Dort lebte eine Witwe dieses Namens mit ihrer Tochter Anneliese, die etwa gleichaltrig mit Frau Mayer-Lamssies war. Aus einer Liste des Landesausgleichsamtes Schleswig-Holstein von 1955 ist ersichtlich, daß eine Frau Maria Depkat Eigentümerin des Grundstücks war. Diese so konkreten Angaben werden Herrn Despkat-Jacob sicher weiter helfen. Vielen Dank, liebe Frau Mayer-Lamssies, für die Information und für die mir zugesandte Kopie der Karte, so konnte ich gleich diese erfreuliche Nachricht weitergeben, denn wir alle sind immer gespannt, was sich in unserer Ostpreußischen Familie bewegt – Stillstand ist nie!EureRuth Geede

Fotos: 1: Wer kennt diese Frau? Die Aufnahme wurde von dem Photographen Fritz Hantel aus Hoppendorf, Kreis Pr. Eylau gemacht. Bild: privat; 2: Ruth Geede Foto: Pawlik


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