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07.03.09 / Falsche Zeit, falscher Ort / Strom muß sich auch transportieren und speichern lassen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-09 vom 07. März 2009

Falsche Zeit, falscher Ort
Strom muß sich auch transportieren und speichern lassen

In Deutschland fallen bei durchschnittlicher Witterung auf einen Quadratmeter pro Jahr etwa 1000 Kilowattstunden Sonnenenergie. In Südspanien sind das bereits doppelt soviel, in der Sahara sogar 2500 Kilowattstunden. Damit scheint klar, wo es sich lohnt, Strom aus Sonnenlicht herzustellen.

Leider aber gibt es die unangenehme Eigenschaft des elektrischen Widerstands: Je länger die Leitung, umso mehr Strom geht verloren. Da man aber die Sonne nicht dazu bringen kann, genau dort und dann zu scheinen, wo und wann Elektrizität gebraucht wird, muß man das Problem anders lösen. Eine Zeitlang setzten die Physiker auf die sogenannte Supraleitung: Bei extrem niedrigen Temperaturen tendiert der Widerstand bestimmter Materialien gen Null. Doch zeigte sich, daß es technisch unmöglich (und außerdem nicht finanzierbar) wäre, Hochspannungsleitungen über Tausende Kilometer in die Nähe des absoluten Nullpunkts bei         - 273° Celsius herunterzukühlen.

Inzwischen geht man andere Wege. Das europäische Hochspannungsnetz, weitgehend veraltet, teilweise gar marode, basiert auf Wechselspannung. Das hat Kostenvorteile, weil man nicht an den Enden Gleich- beziehungsweise Wechselrichter braucht. Bei größeren Entfernungen aber treten gravierende technische Probleme durch Phasenverschiebungen auf.

Daher setzt man heute auf Hochspannungs-Gleichstromübertragung (HGÜ). Damit ließen sich die Transportverluste auf etwa drei Prozent je 1000 Kilometer begrenzen. So käme die Sahara als Stromlieferant für Mitteleuropa auch unter wirtschaftlichen und technischen Aspekten in Frage.

Ein zweites Problem betrifft die Speicherung von Elektrizität. Batterien kommen nur für begrenzte mobile Einsatzbereiche in Frage. Daran wird sich grundsätzlich nichts ändern, auch wenn hier in den nächsten Jahren weitere Fortschritte zu erwarten sind. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, Strom zwischenzulagern, der zur Unzeit erzeugt wird. Die meiste Energie wird nun einmal dann benötigt, wenn es kalt und dunkel ist, wenn also die Sonne nichts liefern kann.

Zum Beispiel kann man mit sogenannten Pumpspeicherkraftwerken die Stromproduktion dem schwankenden Verbrauch anpassen. Verlangt das Stromnetz mehr Leistung, läßt man das Wasser durch die Turbinen laufen. In verbrauchsärmeren Zeiten oder wenn überschüssige Energie aus Solar- oder Windkraftwerken anfällt, nutzt man diese, um das Wasser wieder hochzupumpen für die nächste Verbrauchsspitze.

Derartige „natürliche“ Energiespeicher bieten sich vor allem in gebirgigen Gegenden an. Darüber hinaus wird in Deutschland auch untersucht, ob stillgelegte Bergwerke dafür nutzbar sind.

Sollten sich in absehbarer Zeit Elektroautos etablieren, stünde eine weitere Speichermöglichkeit zur Verfügung: über intelligente elektronische Steuerungen könnten Fahrzeuge in Park­häusern Überkapazitäten aus dem Netz aufnehmen und in ihren Batterien zwischenspeichern. Man sieht: Vielleicht nicht alles, aber vieles ist möglich.        H.J.M.


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