19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
07.03.09 / Unsere Freundschaft mit den USA hat Bestand

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-09 vom 07. März 2009

Auf ein Wort
Unsere Freundschaft mit den USA hat Bestand
von Jörg Schönbohm

Das Versprechen, einen „Wandel“ einzuleiten, hat Barack Obama ins Weiße Haus gebracht. Folglich wird dem Hoffnungsträger nun auch so einiges abverlangt: Er soll den Abzug der Truppen aus dem Irak durchsetzen, er soll die Wirtschaftskrise bewältigen, er soll das Gesundheitssystem reformieren, er soll die Gesellschaft versöhnen und noch vieles mehr. Auch Deutschland hat hohe Erwartungen an den Frischgewählten. So erhofft man beispielsweise eine Verbesserung der deutsch-amerikanischen Beziehungen. Diese hatten zuletzt unter den Animositäten zwischen Obamas Vorgänger George W. Bush und Bundeskanzler Gerhard Schröder spürbar gelitten. Nun soll auch hier der Obama-Effekt für einen Wandel sorgen.

Dabei ist der unter der Amtszeit von Bush junior offen zu Tage getretene Antiamerikanismus in Deutschland beileibe kein neues Phänomen. Bei den 68er durfte die Parole „USA-SA-SS“ auf keiner Demonstration fehlen. Bis heute werden militante Linke und Globalisierungsgegner nicht müde, den Vereinigten Staaten „Cowboy-Kapitalismus“ und „Kriegstreiberei“ vorzuwerfen. Insbesondere der vermeintliche „amerikanische Konsumterror“ und der sogenannte „Kulturimperialismus“ rufen in diesen Kreisen heftigen Widerstand hervor. In Städten wie Berlin führt dies sogar dazu, daß Filialen von amerikanischen Fastfood-Ketten mit Farbbeuteln, Steinen oder sogar Brandsätzen beworfen werden.

In den neuen Bundesländern trägt bisweilen wohl auch die Erinnerung an die kommunistische Propaganda der DDR dazu bei, daß antiamerikanische Affekte weiterhin genährt werden. Bei vielen Ostdeutschen gilt der alte „Klassenfeind“ noch heute als „kapitalistische Ausbeutergesellschaft“.

Auch bei Rechtsextremen sind antiamerikanische Parolen beliebt. Für sie steht fest, daß die deutsche Gesellschaft an der „Cocacolonisierung“ und „McDonaldisierung“ zugrunde gehen wird. Die Bundesrepublik betrachten sie als einen Vasallenstaat der „dekadenten“ und „bastardisierten“ USA.

Auch wenn solch radikale Meinungen nur von Minderheiten vertreten werden, so ist doch festzustellen, daß ein gewisses Maß an Antiamerikanismus heutzutage fast zum guten Ton gehört. Doch damit tun wir den Amerikanern unrecht. Wie jeder andere Staat verfolgen auch die Vereinigten Staaten lediglich ihre eigenen nationalen Interessen. Daran wird auch die Wahl von Barack Obama nichts ändern. Vielleicht wird der neue Präsident einen partnerschaftlicheren Umgangston mit den europäischen Verbündeten pflegen. Dennoch werden sich die Anforderungen an die europäischen Partner nur wenig von denen seines Vorgängers unterscheiden – dies betrifft nicht zuletzt auch die Ausweitung des deutschen Engagements in Afghanistan, das Obama ja bereits als Präsidentschaftskandidat gefordert hat.

Trotz aller Kritik, dürfen wir nie vergessen, was wir den Amerikanern zu verdanken haben: unsere Freiheit. Als unser Land in Trümmern lag, reichte die USA uns als ihrem ehemaligen Feind die Hand zur Versöhnung. So verkündete der amerikanische Außenminister James F. Byrnes 1946, nur ein Jahr nach Kriegsende, in seiner legendären „Speech of hope“: „Das amerikanische Volk will dem deutschen Volk helfen, seinen Weg zurückzufinden zu einem ehrenvollen Platz unter den freien und friedliebenden Nationen der Welt.“

Spätestens durch die Berliner Luftbrücke, deren 60. Jahrestag wir im vergangenen Jahr feierten, wandelten sich die USA von der Besatzungsmacht zum Verbündeten und Beschützer. Auch in den folgenden Jahrzehnten bewiesen die Amerikaner immer wieder ihre Solidarität mit dem deutschen Volk und wurden während des kalten Krieges zum Garanten unserer Sicherheit. Viele US-Präsidenten zeigten ihre besondere Verbundenheit durch Besuche in der Frontstadt Berlin. Unvergessen sind die Worte von John F. Kennedy, der am 26. Juni 1963 vor dem Rathaus Schöneberg der frenetisch jubelnden Bevölkerung zurief: „Ich bin ein Berliner.“ Ebenso blieb die Rede von Ronald Reagan in Erinnerung, der 1987 vor dem Brandenburger Tor Michail Gorbatschow zurief: „Open this gate! Tear down this wall.“

Die USA leisteten einen entscheidenden Beitrag bei der Verwirklichung der Wiedervereinigung. Ohne die mutigen Weichenstellungen durch den damaligen Präsidenten George Bush senior, seine hartnäckige Überzeugungsarbeit in Frankreich und Großbritannien und die Verhandlungen mit der Sowjetunion wäre die deutsche Einheit nicht möglich gewesen. Für dieses Engagement, aber auch für das brüderliche Vertrauen, das die USA uns in dieser Zeit entgegengebracht haben, sind wir bis zum heutigen Tag zu großem Dank verpflichtet.

Die USA waren und sind uns ein zuverlässiger Partner – sowohl auf militärischer Ebene in der NATO, als auch in wirtschaftlichen Belangen. So importieren die Vereinigten Staaten beispielsweise jährlich Waren und Dienstleistungen in Höhe von knapp 100 Milliarden US-Dollar aus der Bundesrepublik. Damit sind die USA nach Frankreich der größte Exportmarkt für Deutschland. Das Investitionsvolumen amerikanischer Firmen in Deutschland beläuft sich auf rund 400 Milliarden Dollar. Insgesamt beschäftigen amerikanische Firmen knapp 800000 deutsche Arbeitnehmer.

Es wäre jedoch falsch, die transatlantische Freundschaft alleine auf Militär- und Wirtschaftsfragen zu reduzieren. Ebenso wichtig sind die guten kulturellen Kontakte, die wir zu unseren amerikanischen Freunden pflegen. Ein Beleg hierfür ist die hohe Popularität des Schüler- und Studentenaustauschs zwischen unseren Ländern. Alljährlich zieht es mehr als 30000 deutsche und amerikanische Schüler und Studenten für mindestens ein Jahr in das jeweils andere Land. Auch kurzfristige Austauschprogramme erfreuen sich großer Beliebtheit. Zehntausende Studenten und Nachwuchswissenschaftler nehmen jedes Jahr  an Austauschprogrammen teil, um auf der anderen Seite des Atlantiks zu studieren und zu forschen – aber eben auch um Land und Leute und die Gemeinsamkeiten unserer Kulturen besser kennenzulernen. Durch diesen regen Schüler- und Studentenaustausch werden die Grundlagen für dauerhafte kulturübergreifenden Verbindungen gelegt.

In seiner Rede vor dem Deutschen Bundestag betonte George W. Bush im Jahr 2002: „Die Vereinigten Staaten und die Nationen Europas sind mehr als militärische Verbündete; wir sind mehr als Handelspartner; wir sind Erben der gleichen Zivilisation.“

Natürlich gibt es Unterschiede zwischen unseren Ländern. Die USA haben eine eigene Geschichte, eine eigene Kultur und eine eigene Identität. Wenn wir aber auf unsere Wurzeln schauen, werden wir erkennen, daß Amerikaner und Deutsche Teil ein und derselben westlichen Wertegemeinschaft sind. Freiheit und ein selbstbestimmtes Leben haben auf beiden Seiten des Atlantiks denselben Stellenwert.

Unsere gemeinsamen Wurzeln (jeder vierte US-Bürger hat deutsche Vorfahren) und unsere gemeinsame Geschichte verpflichten uns zu einem fairen Umgang miteinander. Wenn wir uns daran halten, wird die deutsch-amerikanische Freundschaft auch in Zukunft Bestand haben und tragfähig bleiben. Praktische Zusammenarbeit stärkt die Freundschaft unserer Völker, die in dieser Welt soviel gemeinsam haben: die gleichen Überzeugungen, Werte und Ideale. Halten wir sie hoch, um unserer gemeinsamen Zukunft willen und aus Überzeugung, daß die Freiheit Grundvoraussetzung des Friedens ist.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren