29.03.2024

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14.03.09 / Am Ekelpranger

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-09 vom 14. März 2009

Am Ekelpranger
von Harald Fourier

Mausefallen im Waschbecken, Ungeziefer in jeder Ecke, Schimmel an den Wänden, fettige Bratpfannen, verfaultes Obst und mangelnde Grundhygiene. So etwas gibt es in vielen Imbißbuden. Aber jeder von uns denkt: „Ach, das sind nur die anderen, bei meiner wird es nicht so schlimm sein.“ Womöglich ein häßlicher Irrtum.

Ich schaue mir Lieferdienste immer vor der ersten Bestellung an. Aus gutem Grund: Ich hatte mal diesen chinesischen Imbiß in der Schönhauser Allee, der mich ständig mit Werbung bombardiert hat. Aber dann habe ich mir das Geschäft genauer angesehen und festgestellt, daß der Koch eine Zigarette geraucht und danach Essen zubereitet hat, ohne sich die Hände zu waschen. Außerdem sah es völlig heruntergekommen in seiner Miniküche aus. Davon stirbt niemand. Aber mir war es trotzdem zu unsauber.

Bisher waren solche Beobachtungen rein persönlicher Natur. Hygiene in Gastronomiebetrieben war kein öffentliches Thema. Doch das wird in Berlin gerade anders.

Zum einen durch das Privatfernsehen. Da gehen nämlich regelmäßig „Rach – der Restauranttester“ (RTL) und sein Konkurrent Harry von Sat1 auf die Suche nach schmierigen Kaschemmen, in denen Schmuddelhans Küchenmeister ist. Vor allem Harry, der sich vorzugsweise im Döner- und Currywurstbuden-Milieu herumtreibt und schon mal vor laufender Kamera mit einem Messer bedroht wird, ist unerbittlich, wenn es darum geht, schwarze Schafherden zu entlarven. Ich behaupte, diese zwei Fernseh-Reporter haben mehr für den Verbraucherschutz in Deutschland getan als alle zuständigen Minister in Bund und Land zusammen.

Wenn die zwei mit der Kamera in die Küchen kommen und Millionen Zuschauern zeigen, wie eklig es da teilweise hergeht, dann schärft dies das Bewußtsein der Kunden – und nur die können durch ihr Kaufverhalten Änderungen herbeiführen.

Endlich reagiert auch die Politik. Erstmals hat mein Heimatbezirk Pankow unter großer Anteilnahme der Medien eine Ekelliste veröffentlicht, in der 38 Gastrobetriebe (darunter übrigens viele Asiaten) mitsamt ihren Mängeln aufgelistet werden. Die entlarvten Unternehmer toben deswegen. Doch wer seinen Betrieb sauber führt, hat nichts zu befürchten. Das ist bei den anderen fast 7000 Gastwirten der Fall. Und die Kunden sind jetzt besser informiert, können leichter die Entscheidung treffen, welchem Restaurant sie vertrauen können und          welchem nicht.

Der Ekelpranger soll jetzt auf ganz Berlin ausgedehnt werden. Sogar aus anderen Bundesländern wird Interesse signalisiert. Der Erfolg dieser Maßnahme überrascht alle. Warum, frage ich mich, ist eigentlich früher niemand auf diese Idee kommen?


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