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14.03.09 / »Deflation bleibt gefährlicher« / Ifo-Chef Sinn hält Preisexplosion für unwahrscheinlich

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-09 vom 14. März 2009

»Deflation bleibt gefährlicher«
Ifo-Chef Sinn hält Preisexplosion für unwahrscheinlich

Kaum etwas bewegt die Anleger, unter ihnen gerade die besonders konservativen, die  ihr Geld auf Sparkonten, in Lebensversicherungen und anderen, bislang risikoarmen Anlagen deponiert haben, so sehr wie die Frage: Kommt als Folge der milliardenschweren Programme zur Unterstützung von Banken und Wirtschaft eine Inflation?

Die Antworten namhafter Ökonomen bleiben widersprüchlich. Zuletzt schien die Meinung vorzuherrschen, daß eine Inflationsphase infolge der derzeitigen Geldmengenpolitik kaum zu vermeiden sei. Doch dem widersprach nun der Wirtschaftsweise und Chef des Münchener Ifo-Instituts Hans-Werner Sinn.

Zwar hätten die Rettungspakete für Banken seit Oktober die „atemberaubende“ Dimension von 3,5 Billionen Euro erreicht. Doch der Stillstand der Nachfrage in der Weltwirtschaft sei dadurch höchstens gemildert worden. Umgekehrt habe sich der Trend aber nicht, doch das müsse er, damit Inflation auftrete. Darin stimmen die Analysten überein: Erst wenn das Geld auf dem Markt Nachfrage erzeugt, und nicht mehr von Banken und Haushalten gebunkert wird, um sich für schlimmeres zu wappnen, kann eine Geldschwemme die Preise treiben.

Sinn sieht aber selbst für den Moment, an dem die Wirtschaft wieder Fahrt aufnimmt, die Inflationsgefahr für die Eurozone als weniger brisant an als die akut drohende Deflation (Sinken der Güterpreise). Dabei verweist der Ökonom auf grundlegende Unterschiede zwischen dem Euro-Raum und den USA oder Großbritannien. Dort würden die Notenbanken für die Konjunkturpolitik ihrer Regierungen eingespannt. Da kann es Sinn zufolge passieren, daß die Währungshüter (per Zinspolitik oder direkter Geldschöpfung, vor allem durch Ankauf von Staatsanleihen) zu inflationsfördernder Politik angehalten werden. Der Europäischen Zentralbank (EZB) fehle als multinationaler Notenbank aber schlicht das Gegenüber einer Regierung. Nur durch eine „grundlegende Änderung ihres Rechtsrahmens“ könne die EZB derart verpflichtet werden. Solange bleibe es, wie es ist: Das oberste Ziel der EZB sei die Preisstabilität.

Skeptiker verweisen indes da­rauf, daß mit dem Stabilitätspakt bereits ein grundlegendes Euro-Vertragswerk zerstört worden sei. Vor diesem Hintergrund wachsen die Zweifel, ob die von Hans-Werner Sinn derzeit noch ausgeschlossene „Änderung des Rechtsrahmens“  unter dem wachsenden politischen Druck nicht der nächste Schritt sein könne.               H.H.


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